MenschenGesichter Teil 26: Viva il popolo

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mit freundlicher Genehmigung des MoneyMuseum, Zürich

Warum galt der Kopf jahrhunderte-, nein, jahrtausendelang als das Motiv einer Münzseite schlechthin? Und warum hat sich dies in den letzten 200 Jahren geändert? Das fragt Ursula Kampmann in ihrem Buch „MenschenGesichter“, dem die Texte unserer Serie entnommen sind.

Florenz, Republik (1189-1532). Fiorino d’argento, vor 1260. Büste des heiligen Johannes des Täufers. Rs. Lilie. © MoneyMuseum, Zürich.

Zwei Parteien kennt das mittelalterliche Italien: Guelfen und Ghibellinen, die dem Papst und die dem Kaiser Getreuen. Hinter diesen Schlagwörtern verstecken sich lokale Gruppierungen, die im Namen Fremder für ihre eigenen Ziele kämpften. In Florenz zum Beispiel fühlte sich die nicht an der Regierung beteiligte Schicht der reichen Kaufleute und Gewerbetreibenden eher dem Papst verbunden, während die Adeligen den Kaiser unterstützten.

Als der Papst im Jahre 1245 Kaiser Friedrich II. für abgesetzt erklärte, kam es in der Stadt zu Straßenschlachten. Die Miliz unter dem Kommando des adeligen Kommandanten kämpfte gegen den „popolo“, nicht das einfache Volk, wie man meinen könnte, sondern die durchaus wohlhabenden Nicht-Adligen und ihre Anhänger.

Die kaiserlich Gesinnten siegten, und zwei Jahre lang beherrschte ein unehelicher Sohn Friedrichs II. die Stadt als Vikar seines Vaters. Doch im Verlauf dieser beiden Jahre änderte sich die politische Situation: Friedrich und seine Anhänger verloren an Boden. Und nach einer Niederlage der Kaiserlichen vor den Toren der Stadt gelang es den in der Stadt verbliebenen Bürgern, mit dem Ruf „Viva il popolo“ eine Republik einzurichten.

Das Baptisterium von Florenz. Richardfabi / Wikipedia.

Am 20. Oktober 1250 gab sich Florenz eine Verfassung. Sie sah eine doppelte Führungsspitze vor, den Capitano und den Podestà. Der eine gab die Befehle, der andere führte sie aus. Die Vereidigung dieser beiden hohen Beamten fand im Beisein des ganzen Volkes im Baptisterium von Florenz statt.

Michelangelo Caravaggio, Salome mit dem Kopf Johannes des Täufers, 1607. Quelle: Wikicommons.

Das Baptisterium war Johannes dem Täufer gewidmet, dem Urbild des Kämpfers gegen Tyrannen. Schließlich hatte Johannes Herodes den Großen und dessen Frau unerschrocken angeklagt, bis Salome durch ihren Tanz seine Enthauptung bewirkte.
So war es ein deutliches Zeichen, als die Bürgerschaft in den Jahren zwischen 1250 und 1252 diesen Heiligen wählte, um sie auf ihren neuen Münzen zu vertreten. Ziel der neuen Regierung war es nämlich, der führenden Kaufmannsschicht alle Entfaltungsmöglichkeiten zu bieten. Und dafür war ein stabiles Münzsystem wichtig, zu dem seit 1252 Goldmünzen gehörten. Damit usurpierte Florenz als erste Stadt das kaiserliche Recht, Goldmünzen herauszugeben.

Doch schon bald war es mit der „Volksherrschaft“ wieder vorbei. 1260 erlitt der Popolo eine vernichtende Niederlage. Die Ghibellinen kehrten zurück. Aber auch das war nicht endgültig. Es kostete allerdings noch viel Leid, viel Blut, bis in Florenz eine stabile Republik installiert sein sollte.

Die nächste Folge berichtet mehr über Kaiser Friedrich II., einen Herrscher, der seiner Zeit wahrlich weit voraus war.

Alle Teile der Reihe finden Sie hier.

Das Buch „MenschenGesichter“ gibt es in gedruckter Form und als ebook auf der Seite des Conzett Verlages.

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