mit freundlicher Genehmigung des MoneyMuseum, Zürich
Warum galt der Kopf jahrhunderte-, nein, jahrtausendelang als das Motiv einer Münzseite schlechthin? Und warum hat sich dies in den letzten 200 Jahren geändert? Das fragt Ursula Kampmann in ihrem Buch „MenschenGesichter“, dem die Texte unserer Serie entnommen sind.
Albrecht von Wallenstein, Herzog von Friedland (1625-1634). Taler 1627, geprägt unter der Aufsicht des Münzmeisters Georg Reick, Münzstätte Jicin. Gepanzerte Büste Wallensteins mit Feldherrenmantel und hohem Kragen von vorne. Rs. Mit Herzogshut bekröntes Wappen. © MoneyMuseum, Zürich.
Albrecht von Wallenstein diente bei Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges als Obrist in der böhmischen Armee. Die war nun gerade dabei, den Kriegsherrn zu wechseln. Die Stände planten, den gewählten König Ferdinand II. von Habsburg gegen den Pfalzgrafen bei Rhein auszuwechseln.
Wallenstein wollte diese politische Kehrtwendung nicht nachvollziehen. Er war Katholik, vermutlich sogar ein überzeugter. So beschloss er, seinem katholischen, rechtmäßig gewählten Herrn die Treue zu halten.
Im April 1619 bot sich dafür die Gelegenheit. Wallenstein war die mährische Kriegskasse zur Bewachung anvertraut: 96.000 Taler, eine enorme Summe, die auch der ständig in Finanznöten steckende Kaiser gerne gehabt hätte. Grund genug für Wallenstein, sein Heer zu überreden, sich den Habsburgern anzuschließen. Er erstach einen Unteroffizier, der dazu keine Lust zeigte, und ritt mit der Militärkasse in Richtung Wien. Niemand konnte ihn mehr einholen.
Wallenstein: Herzog von Friedland, kaiserlicher Kriegsrat und Kämmerer, Allerhöchster Obrist von Prag und ebensolcher General. Kupferstich, 1625/28. Quelle: Wikicommons.
Der Kaiser nahm Wallenstein mit offenen Armen auf. Und das war gut, denn in Böhmen konnte er sich vorläufig nicht blicken lassen. Dorthin kehrte er erst zurück, als der Aufstand gegen Ferdinand niedergeschlagen war. Damit war allerdings die große Stunde Wallensteins gekommen. Denn in Prag verteilte man die Güter der Rebellen zu Schleuderpreisen: Ferdinand brauchte Geld für den Krieg. Und Wallenstein, der eine reiche Frau geheiratet hatte und deshalb über genügend Bargeld verfügte, sah sich bald im Besitz von über 50 Gütern.
Dies war viel und wenig zugleich. Andere Adlige besaßen ähnlich viel Land. Aber Wallenstein sah anders als seine Zeitgenossen die wirtschaftlichen Möglichkeiten, die ihm seine Güter boten. Er versuchte, deren Produktivität zu erhöhen und den Ertrag durch ein genau bemessenes Steuersystem abzuschöpfen. Dies gelang ihm in einer Art und Weise, dass er über ein Einkommen verfügte, das selbst das kaiserliche weit überstieg.
Im Jahre 1625 stieg Wallenstein in ein neues Geschäft ein: den Krieg. Er bot – und dies war nichts Neues (siehe Folge 31 „Die Condottieri – Gewinner in jedem Krieg“) – dem Kaiser an, Truppen auf eigene Kosten auszuheben, die er dem Kaiser dann vermieten wollte. Ungewohnt war lediglich die Größe des von ihm aufgebauten Heeres: 40.000 Mann. Wallenstein leistete Großartiges darin, dieses Heer zu managen und finanziellen Gewinn daraus zu ziehen. Was er aber völlig unterschätzte, war die Tatsache, dass er mit seinem riesigen Heer nicht nur ein Geschäft begann, sondern zu einer politischen Macht wurde, die der Kaiser früher oder später beseitigen musste.
Dass auch Ludwig XIV. finanzielles Geschick besaß, lernen Sie in der nächsten Folge.
Alle Teile der Reihe finden Sie hier.
Das Buch „MenschenGesichter“ gibt es in gedruckter Form und als ebook auf der Seite des Conzett Verlages.