MenschenGesichter Teil 8: Ein Leichnam wird entführt

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mit freundlicher Genehmigung des MoneyMuseum, Zürich

Warum galt der Kopf jahrhunderte-, nein, jahrtausendelang als das Motiv einer Münzseite schlechthin? Und warum hat sich dies in den letzten 200 Jahren geändert? Das fragt Ursula Kampmann in ihrem Buch „MenschenGesichter“ dem die Texte unserer neuen Serie entnommen sind.

Ptolemaios I. in einem Marmorbildnis. Louvre, Paris. Foto: Wikipedia.

Nach dem Tode Alexanders im Jahre 323 v. Chr. erhielt Ptolemaios, erfahrener Truppenführer und Mitglied der persönlichen Leibwache Alexanders, die Satrapie Ägypten zugesprochen. Das bedeutete nicht, dass Ptolemaios nun nach eigenem Willen in Ägypten schalten und walten durfte. Denn er blieb dem Reichsverweser Perdikkas offiziell unterstellt, anerkannte damit also die Rechte der Erben Alexanders.
Nur zwei Jahre später verzeichnete Ptolemaios seinen größten Erfolg. Es gelang ihm im Jahre 321 v. Chr., den Leichnam des großen Makedonen zu entführen. Dabei nutzte er den Umstand, dass jeder neue Herrscher über Makedonien seinem Vorgänger traditionell die Totenehre erwies. Zu diesem Zweck sollte Alexander ins heimatliche Aigai überführt werden. Um den Transport eines Welteroberers würdig auszustatten, waren jedoch lange Vorbereitungen nötig. Erst gegen Ende des Jahres 322 v. Chr. konnte der Leichenzug aufbrechen. Aber statt den nächsten Weg zu wählen und von einem syrischen Hafen direkt nach Makedonien überzusetzen, brachte sein Anführer die feierliche Prozession nach Ägypten und kassierte dort die immense Bestechungssumme, die Ptolemaios ihm dafür ausgesetzt hatte. Offiziell verkündete der Satrap von Ägypten, Alexander habe auf seinem Sterbebett verlangt, in der von ihm gegründeten Stadt Alexandria begraben zu sein.

Ptolemaios I., Satrap von Ägypten (323-318 v. Chr.). Tetradrachmon, Alexandria, um 320 v. Chr. Kopf Alexanders des Großen mit Königsbinde und Ammonshorn, auf dem Kopf Elefantenhaube, unter dem Kinn die verknotete Aigis. Rs. Zeus n. l. thronend, auf der ausgestreckten rechten Hand Adler. © MoneyMuseum, Zürich.

Die Annektion der Reliquie in Gestalt des königlichen Leichnams mag schließlich der Anlass gewesen sein für die erste Münzprägung, die der Nachwelt die realistischen Gesichtszüge des Alexander überliefert. Ptolemaios ließ Alexander als Gott mit dem Widderhorn des Zeus-Ammon darstellen. Dazu trägt er die Aigis um den Hals geschlungen, eine magisch wirkende, schildartige Wunderwaffe, die sich die Griechen wie eine Ziegenhaut vorstellten, da sie das Wort „Aigis“ – zu Unrecht – von „aix“ (griech. Ziege) ableiteten. Eigentlich galt die Aigis als Eigentum des Zeus. Der war aber dafür bekannt, dass er sie gelegentlich auslieh, und so verwunderte es wohl keinen Betrachter, dass Alexander als Sohn des Zeus über sie verfügte. Die Elefantenhaube, die Alexander auf seinem Kopf trägt, symbolisiert die Eroberungen, die der jugendliche Feldherr in Indien gemacht hatte. Diese übermenschlich scheinende Leistung bewies antiker Überzeugung nach, dass Alexander gleich wie der Zeussohn Dionysos, der dem Mythos nach als Erster bis Indien gelangt war, wahrlich vom Göttervater selbst abstammte.

In der nächsten Folge geht es um den Krieg Makedoniens gegen die aufstrebende Supermacht Rom.

Alle Teile der Reihe finden Sie hier.

Das Buch „MenschenGesichter“ gibt es in gedruckter Form und als ebook auf der Seite des Conzett Verlages.

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