Naxos war die erste griechische Stadt, die auf dem Boden Siziliens gegründet wurde. Heute sehen wir uns seine Münzen an sowie die des von Naxos aus gegründeten Leontinoi.
Naxos. Tetradrachme, ca. 460. Aus Auktion Gorny & Mosch 215 (2013), 695.
Die erste griechische Siedlung auf dem Boden Siziliens war das um 735 v. Chr. gegründete Naxos. Das Apollonorakel von Delphi hatte die Siedler auf die Insel geschickt. Deshalb galt der erste Kult der neu Angekommenen dem Apollon.
Von den Münzen kennen wir eher die Darstellung des Dionysos, den die Siedler von der Insel Naxos, ihrer alten Heimat, mitgebracht hatten. Mit ihm identifizierten sie sich wohl mehr als mit Apollon.
Die Tetradrachme, die hier abgebildet ist, gehört zum Schönsten, was griechische Münzprägung hervorgebracht haben. Sie war wohl schon in der Antike etwas Besonderes. Gerne würde man in ihr die erste Prägung der zurückgekehrten Bewohner von Naxos sehen, die nach dem Tod des Thrasybulos von Syrakus wieder in ihre Heimat zurückkehren durften.
Der prachtvolle Dionysoskopf mit seinem geheimnisvollen Lächeln scheint geradezu das Münzrund zu sprengen und aus der Fläche herauszutreten. Diese Darstellung inspirierte Stempelschneider aller Jahrhunderte. So wissen wir, dass Jean-Jacques Barre, der Chefgraveur der Monnaie de Paris, ein solches Stück in seiner privaten Münzsammlung hatte.
Naxos. Tetradrachme, ca. 415. Aus Auktion NAC 82 (2015), 47.
Diese Münze zeigt dasselbe Motiv, aber in einer klassischen Umsetzung. Wir sehen den Gott Dionysos mit einer breiten Binde im Haar, die mit Efeu verziert ist. Auf der Rückseite ist wieder ein Silen dargestellt. Er hält den Thyrsosstab, einen langen Stab, den ein Pinienzapfen bekrönt.
Syrakus zerstörte Naxos im Jahr 403. Damit endete die Münzprägung der Stadt.
Leontinoi. Tetradrachme, ca. 440-425. Aus Auktion Gorny & Mosch 219 (2014), 38.
Das nahe Syrakus gelegene Leontinoi wurde von Naxos aus ungefähr um 729 gegründet. Hauptgott war, wie in dem ebenfalls von Naxos aus gegründeten, benachbarten Katane, Apollon. Fast wirkt es, als hätten die beiden Städte in ihrer Münzprägung gewetteifert, wer den schönsten Apollonkopf auf seinen Münzen habe.
Leontinoi stand sehr stark unter dem Einfluss von Syrakus. Erst nach dem Sturz des Thrasybulos 466 konnte es sich aus der Herrschaft loslösen. Numismatisch drückt sich das darin aus, dass die als syrakusanisch empfundene Quadriga von der Vorderseite der Münzen verschwindet, und das bisherige Rückseitenbild, Apollon auf die Vorderseite kommt. Der auf der Rückseite dargestellte Löwe war schon in archaischer Zeit auf der Rückseite zu finden. Einerseits spielt er auf den Stadtnamen an, andererseits weist er als das heilige Tier des Apollon auf den Stadtpatron hin. Die Getreidekörner sind Zeichen für die Fruchtbarkeit der Landschaft um Leontinoi.
Im Jahre 422 besetzte Syrakus Leontinoi und zerstörte große Teile der Stadt. Damit fand die Prägung der großartigen Tetradrachmen ein Ende.
Katane. Tetradrachme, ca. 450-445. Aus Auktion Gorny & Mosch 236 (2016), 35.
Das am Fuße des Ätna gelegene Katane war schon in der Antike eines der großen Zentren Siziliens. Leider sind heute kaum noch Überreste der einstmals bedeutenden Bauten zu sehen, da der nahe gelegene Ätna die Stadt unter seinen Lavamassen begrub.
Die Münzprägung von Katane setzt erst nach dem Jahre 466 ein mit der Vertreibung des Thrasybulos aus Syrakus. Dessen Vorgänger Hieron hatte die ehemalige Bevölkerung von Katane nach Leontinoi umgesiedelt und am Platz der nun menschenleeren Stadt eine neue Stadt, Aitna, gegründet. 466 mit dem Ende der Tyrannis in Syrakus wurde diese Entscheidung rückgängig gemacht. Die Bevölkerung kehrte an ihren alten Wohnort zurück.
Die Prägung Katanes endet mit der Eroberung der Stadt im Jahre 403 durch Dionysios I. Die Bevölkerung wurde versklavt und die Stadt mit Söldnern aus Kampanien neu besiedelt.
In der nächsten Folge beschäftigen wir uns mit der Geschichte Siziliens in der hellenistischen Zeit.
Der Artikel erschien ursprünglich in der MünzenRevue 4/1997.
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