Ein Autounfall bewegt seit Wochen die Osterinsel im südöstlichen Pazifik. Ein Pickup-Truck ist am 1. März gegen ein Maui gefahren, eine der berühmten Skulpturen, die das Markenzeichen der Insel sind. Dabei wurde das Steinmonument komplett zerstört.
Besonderen Zündstoff birgt die Geschichte, weil die polynesischen Ureinwohner, die Rapa Nui, die Maui verehren. Die Maui sind für sie die lebenden Verkörperungen ihrer Vorfahren. Es handelt sich also bei dem Vorfall um weit mehr als eine einfache Sachbeschädigung.
Die Emotionen kochen hoch
Den ersten Ermittlungen der Polizei zufolge ist die Ursache des Unfalls ein Bremsenschaden an dem Pickup gewesen. Dieser hatte in der Nähe des Maui geparkt und war dann den Hügel hinabgerollt. Als er gegen die Skulptur stieß, fiel sie von ihrem Sockel und wurde komplett zerstört wie man auf Fotos sieht, die die Ma’u Henua Gemeinde der Rapa Nui in ihrem Facebook-Account veröffentlicht hat.
Die Rapa-Nui-Gemeinde hat den Eigentümer des Trucks angezeigt. Die Schweizer Zeitung „20 Minuten“ zitiert den Gemeindevorsitzenden Camilo Rapu mit den Worten: „Das ist eine große Respektlosigkeit. Deshalb haben wir Klage eingereicht und hoffen, dass die Behörden aktiv werden und die Person exemplarisch bestrafen. Als Mahnung, denn so etwas darf nicht noch mal geschehen.“
Der Fahrer wurde verhaftet. Ihm droht wegen Beschädigung eines nationalen Monuments eine Geldbuße, die Medienberichten zufolge etwa zwischen 2,5 und 10 Millionen Chilenischen Pesos liegen kann (5.300–10.700 Euro).
Strengere Auflagen für das religiöse und Kulturerbe?
Auch der Bürgermeister der Osterinsel, Pedro Edmunds Paoa fordert nun strengere Einschränkungen des Verkehrs. Immerhin 71 Quadratkilometer groß ist der Rapa-Nui-Nationalpark, der seit 1995 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes ist und in dem noch immer rund 800 Mauis stehen dürften, ganz genau weiß das keiner. Dieses Areal soll in Zukunft für private Fahrzeuge verboten sein, jedenfalls wenn es nach dem Politiker geht. Allerdings gibt Edmunds Paoa zu bedenken, dass er einen solchen Vorschlag bereits vor acht Jahren eingebracht hatte; damals wollte niemand ein solches Verbot.
Doch das könnte nun anders aussehen. Die Osterinsel liegt etwa 3.500 km entfernt von Chile, zu dem sie politisch gehört. Und immer mehr Besucher strömen auf die kleine Insel, deren Einwohnerzahl in den letzten Jahren ebenfalls von 8.000 auf rund 12.000 gestiegen ist.
Es scheint an der Zeit zu sein, die Vorsichtsmaßnahmen für das kulturelle Erbe der Osterinsel anzupassen.
Über den Vorfall berichteten artnetnews und der Independent.
Auf Deutsch finden Sie eine Meldung bei 20 Minuten.
Im Google Arts & Culture Projekt können Sie sich mit prächtigen Bildern informieren zu den Maui auf Rapa Nui. Dort geht es allerdings um eine ganz andere Gefahr, nämlich die des steigenden Meeresspiegels …