Auktion 155: Numismatische Raritäten – Sammlung Friedinger-Pranter

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Es war eine Auktion, wie sie Sammler lieben, die Auktion 155 des Auktionshauses Numismatik Lanz: Ein Bestand aus einer alten Kollektion, mit Geschmack und Liebe zusammengetragen, und keine Investoren, die die Preise in absurde Höhen trieben.

Datum/Zeit
09.12.2012 - 10.12.2012
23:00

Veranstaltungsort
Testplatz Stuttgart

Kategorien


Auktion 155: Numismatische Raritäten – Sammlung Friedinger-Pranter

Fest für Sammler bei Auktion Numismatik Lanz 155

Es war eine Traumauktion für jeden Sammler! Die Auktion 155 bei Numismatik Lanz in München. Versteigert wurde – neben anderem Material – zu Gunsten der Caritas eine uralte Sammlung unter dem Namen Friedinger-Pranter. So kamen Münztypen auf den Markt, wie man sie nur höchst selten sieht, und das zum Teil in feinster Erhaltung mit einer perfekten Sammlungpatina.
Wer im Saal saß, hatte den Vorteil, schnell reagieren zu können, wenn ein Stück günstig blieb. Denn bei Numismatik Lanz wird während der Auktion mit 60 % ausgerufen. (Im Nachverkauf kann man die Stücke zu 80 % der Schätzung kaufen.) Und so sah man durchwegs vor Freude strahlende Sammlergesichter, die sich über ihre Münzen mit feinster Provenienz freuten. Oder hätten Sie eine vorzügliche Tetradrachme aus Athen nicht für 600 Euro mitgenommen?

Wobei natürlich nicht alles beim Ausruf blieb. Einige Stücke erlebten bemerkenswerte Steigerungen. So wurde ein keltischer 1/24-Stater vom Typ Janus 1 mit 300 Euro ausgerufen, um mit 1.100 Euro zugeschlagen zu werden.

31: Akragas (Sizilien). Tetradrachme, ca. 409-406. BMC 57. SNG Lloyd 818 (= Pozzi Coll. 388). Selten. Fast vorzüglich. Ausruf: 3.600 Euro. Zuschlag: 13.000 Euro.

Und bei den griechischen Münzen gab es noch bemerkenswertere Ergebnisse. So für eine mit 6.000 Euro geschätzte hochklassische Tetradrachme aus Akragas in der Erhaltung fast vorzüglich. Sie wurde mit 3.600 Euro ausgerufen, um erst bei 13.000 Euro zugeschlagen zu werden. Und der Käufer war der Meinung, preiswert gekauft zu haben! Das gleiche galt für eine äußerst seltene, vorzügliche und hoch interessante Drachme aus Gela, beidseitig aus ungewöhnlich frischen Stempeln geprägt. 1.500 Euro lautete hier die Schätzung. Mit 900 Euro wurde ausgerufen, 3.200 Euro war das Ergebnis.

83: Getas, König der Edones (ca. 480-460). Oktodrachmon, um 470. Kraay Tf. 26, 483. Sehr selten. Vorzüglich erhaltenes Prachtexemplar. Ausruf: 30.000 Euro. Zuschlag: 48.000 Euro.

Sehr günstig kam ein Sammler an die wohl schönste Oktodrachme des Getas, König der Edonen. Das äußerst seltene, vorzüglich erhaltene Prachtexemplar war mit 50.000 Euro geschätzt. Es stieg von seinem Ausruf mit 30.000 Euro auf 48.000 Euro – und blieb damit knapp unter der Schätzung.
Überhaupt, die perfekten Münzen mit ihrer alten Sammlungspatina. Sie waren es, die besonders hohe Ergebnisse verzeichnen konnten. So eine Tetradrachme der römischen Provinz Makedonien, nichts Spektakuläres, aber wunderschön (Ausruf: 300 / Zuschlag: 1.100 Euro) oder eine perfekte Kleinmünze von Ägina mit der Seeschildkröte (Ausruf: 300 / Zuschlag: 3.400 Euro), nicht zu vergessen eine Tetradrachme mit dem großartigen Porträt von Mithradates mit den fliegenden Haaren (Ausruf: 2.400 / Zuschlag: 10.000 Euro). Schließen wir die Abteilung der Griechen mit dem Denar von Iuba dem II. und Kleopatra Selene, den wir schon in der Auktionsvorschau erwähnt hatten. Das perfekte Stück wurde mit 3.600 Euro ausgerufen und der glückliche Käufer zahlte dafür 7.500 Euro.

396: Q. Pomponius Rufus. Denar, 54. Rv. Porträt des Diktators Sulla. Cr. 434/1. Vorzüglich. Ausruf: 600 Euro. Zuschlag: 5.200 Euro.

Und in diesem Stil ging es bei den römischen Münzen weiter. Auch hier konnten sich einige Sammler über sammlerfreundliche Ergebnisse freuen. Und diejenigen, die mehr als das Normale ausgegeben hatten, waren entzückt über die unglaubliche Qualität der gekauften Stücke, so zum Beispiel bei einem Denar des Q. Pompeius Rufus mit dem Porträt von Sulla und einem Vorfahren des Prägeherrn. Das vorzügliche Stück startete bei 600 Euro, um erst bei 5.200 Euro zugeschlagen zu werden.

433: Tiberius. Sesterz, 22-23. Av. Büsten des Tiberius Gemellus und des Germanicus auf Füllhörner. RIC 42. Selten. Rotbraune Patina. Rv. etwas korrodiert. Fast vorzüglich / Sehr schön. Ausruf: 300 Euro. Zuschlag: 4.000 Euro.

Ähnliches geschah mit einem deutlich unterschätzten Sesterz des Tiberius. Das auf der Vorderseite fast vorzügliche Stück zeigte zwei Füllhörner, aus denen die Büsten der Zwillingssöhnen des Drusus ragten. 500 Euro hatte die Taxe betragen. Das Ergebnis verbesserte sich auf das Achtfache, auf 4.000 Euro. Das war es, was die Sammler suchten, ehrliche Qualität, unbearbeitete Oberflächen. In solchen Fällen explodierten die Preise. Dies geschah bei vielen Bronzemünzen, so zum Beispiel bei einem Dupondius des Traian mit hellgrüner Patina (Ausruf: 300 / Zuschlag: 2.200 Euro) oder einem Sesterz der Crispina (Ausruf: 240 / Zuschlag: 1.050 Euro), aber auch bei den Denaren, so zum Beispiel denen des Hadrian (z. B. Ausruf: 240 Euro / Zuschlag: 650 Euro).
Und die Seltenheiten brachten sowieso ihren Preis. Die Sammler entdeckten die äußerst seltene Tetradrachme der Crispina aus Alexandria in sehr schön (Ausruf: 300 Euro / Zuschlag: 1.100 Euro), den (subäraten) Tremissis des Libius Severus III. (Ausruf: 600 / Zuschlag: 2.100 Euro), oder den Solidus von Constantinus VI. und Irene (Ausruf: 1.800 / Zuschlag: 3.800 Euro).

Doch der Höhepunkt der Auktion sollte erst kommen! Unter dem Namen Friedinger-Pranter wurde eine Sammlung mittelalterlicher Münzen, vor allem Brakteaten angeboten, wie sie in dieser Qualität schon lange nicht mehr auf Markt gewesen ist. Auch hier galt, wer anwesend war, war klar im Vorteil. Einige Schätze blieben in einem recht vernünftigen Rahmen, andere Preise explodierten, so zum Beispiel ein Denar aus Nordheim mit dem Bildnis Heinrichs des Fetten auf der Rückseite. Das Steigern begann bei 900 Euro und endete erst bei 8.500 Euro.

797: Arnstein (Niedersachsen). Walter II., 1135-1176. Brakteat, Hettstett. Berger 1452. Sehr selten. Vorzüglich. Ausruf: 6.000 Euro. Zuschlag: 9.500 Euro.

Noch mehr realisierte ein perfekter Brakteat aus Arnstein mit der Darstellung eines Torbogens, darüber ein Adler, darunter ein Löwe. Er wurde mit 9.500 Euro zugeschlagen. Für einen Brakteaten, ein beeindruckender Preis, für die Kunstfertigkeit, die dahinter steckt, ein Pappenstiel. Genauso wie die 8.000 Euro, die ein Brakteat aus Gelnhausen brachte. Auf ihm war das berühmte Kaiserpaar Friedrich Barbarossa und Beatrix nebeneinander abgebildet.
Brakteaten sind derzeit im Verhältnis zu ihrer Schönheit immer noch günstig zu haben. Hier zwei Beispiele: Hermann II. von Thüringen, Sohn der heiligen Elisabeth, ließ einen prachtvollen Brakteaten prägen, der ihn mit dem Banner als Landgraf auf einem Apfelschimmel reitend präsentiert, im Hintergrund ein dreitürmiges Gebäude, wohl eine Burg. Dieses wunderschöne Stück wurde für 850 Euro zugeschlagen. (Und nun mag man überlegen, welche griechische Münze, man für diesen Preis bekommen hätte.) Ähnliches gilt für einen stempelglänzenden Brakteaten, der in Lindau zwischen 1230 und 1235 entstanden ist. Er zeigt auf der Vorderseite einen Löwen vor einem Lindenbaum mit drei Blättern. Das unglaublich frische Stück mit seiner romanischen Tierdarstellung erzielte 1.600 Euro.
Bemerkenswert waren die Preise, die Sammler für die mittelalterlichen Pfennige aus Tirol zahlten. So brachte ein vorzüglicher (allerdings mit zahlreichen Prägeschwächen versehener) Pfennig aus dem Fund von Naturns, geprägt unter Heinrich III. von Berchtesgaden in Brixen 5.750 Euro (Ausruf: 2.400 Euro) und ein sehr schöner Zwanziger des Egino von Eppan aus Trient 3.000 Euro (Ausruf: 300 Euro).

1032: Görz (Tirol und Norditalien). Engelbert III., 1187-1220, und Meinhard II., 1187-1232. Denar, Lienz. Rizzolli, CNTM/LI2 (L2). Vorzüglich. Ausruf: 3.000 Euro. Zuschlag: 8.000 Euro.

Den Vogel schoss von Engelbert III. und Meinhard II. ausgegebener Denar der Grafschaft Görz, geprägt in Lienz ab. Das vorzügliche Stück stieg von seinem Ausruf mit 3.000 Euro auf 8.000 Euro.

Es hat sich für alle gelohnt, die an der Auktion Lanz 155 teilnahmen. Und auch die Caritas kann sich über stolze Ergebnisse freuen. Wer noch mehr Münzen aus der Sammlung Friedinger-Pranter kaufen will, findet sie auf www.taxfreegold.de.

Der Auktionskatalog und die Ergebnisse stehen im Internet.

Die nächste Auktion Lanz 156 findet im Juni statt. Einlieferungen sind jederzeit möglich: Numismatik Lanz, Maximiliansplatz 10, 80333 München, E-Mail, Tel: +49 / 89 / 29 90 70, Fax: +49 / 89 / 22 07 62