9,6 Millionen Euro, so lautete der Gesamtzuschlag der Auktionswoche Künker, die von 9. bis 13. März 2015 stattfand. Er lag damit rund 50 % über der Schätzung. Und natürlich gab es herausragende Einzelergebnisse. 180.000 Euro für eine sikulopunische Tetradrachme ist wirklich beachtlich.
Datum/Zeit
08.03.2015 - 12.03.2015
23:00
Veranstaltungsort
Testplatz Stuttgart
Kategorien
Auktion 259-262
Die Märzauktion von Künker: Von der Antike bis zur Neuzeit ein großer Erfolg
Vom ersten bis zum letzten Tag, sie war ein numismatisches Ereignis, die Frühjahrsauktion von Künker. Ob Sammlungen oder Einzelstücke, ob Antike oder Prägungen des 20. Jahrhunderts, ob Altdeutschland oder Übersee, Künker hat in der ganzen Welt Kunden für jedes Gebiet, und das macht sich bei den Ergebnissen bezahlt.
Auktion 259: Orden und Ehrenzeichen
780 Lose enthielt die elfte phaleristische Auktion von Künker. Sie waren mit 500.000 Euro geschätzt. Der Gesamtzuschlag lag bei erfreulichen 770.000 Euro.
Nr. 95: ORDEN / DEUTSCHLAND. Preußen. Orden pour le mérite, verliehen 1916 an Admiral Reinhard Scheer (1863-1928). II-III. Taxe: 10.000,- Euro. Zuschlag: 32.000,- Euro.
Verantwortlich für dieses stolze Ergebnis war unter anderem der Pour le mérite, der am 5. Juni 1916 an Admiral Reinhard Scheer verliehen wurde. Geschätzt mit 10.000 Euro stieg er auf 32.000 Euro.
Natürlich gab es auch großartige Preise für ausländische Auszeichnungen. So brachte der geschichtsträchtige „Sehr Erhabene Orden des Sterns von Indien“, den Königin Viktoria bevorzugt an indische Fürsten verlieh, statt seiner Taxe von 10.000 Euro 14.500 Euro. Bis ins Mittelalter reicht die Geschichte des savoyischen Ordens der Allerheiligsten Verkündigung zurück, der vom ersten König Italiens zur höchsten Auszeichnung seiner jungen Nation erklärt wurde. Ein Set dieses Ordens mit Kollane, das mit 12.000 Euro ausgerufen wurde, kletterte auf 28.000 Euro.
Wohl das Spitzenstück der Sammlung Dr. Norbert Herkner, der wohl bedeutendsten Kollektion von Orden und Ehrenzeichen des Vatikan, war ein Militär- und Zivil-Ehrenzeichen mit dem Porträt von Papst Pius IX. in Gold. Es brachte genau seine Schätzung von 15.000 Euro.
Nr. 757: ORDEN / MEXIKO. Mexikanischer Orden des Azteken-Adlers. Äußerst selten. I. Taxe: 10.000,- Euro. Zuschlag: 22.000,- Euro.
Die großen Überraschungen kamen dann in der Abteilung Übersee. Hier konnte der Nachlass eines trotz intensivster Nachforschungen nicht identifizierbaren Staatsoberhauptes versteigert werden. Dazu gehörte unter anderem der äußerst attraktive Orden des Azteken-Adlers, der mit der Geschichte der Mexikanischen Republik eng verbunden ist. Der mit altamerikanischen Motiven geschmückte Orden stieg von seiner Taxe mit 10.000 Euro auf 22.000 Euro. 33.000 Euro realisierte aus dem gleichen Nachlass der sehr erhabene Orden des Königlichen Hauses von Chakri, der 1884 vom siamesischen König Chulalongkorn gegründet wurde (Schätzung: 15.000 Euro). Bereits mit 20.000 Euro war der osmanische Mecidiye-Orden taxiert, dessen 220 als Besatz verwendete Diamanten allein schon einen aktuellen Marktwert von 8.370 Euro darstellen. Der Sammlerwert war noch höher: Mit 30.000 Euro wechselte das Stück den Besitzer.
Auktion 260: Russland – Goldprägungen – Deutsche Münzen ab 1871
Der zweite Tag der Auktionswoche begann mit einer großen Partie russischer Münzen. Trotz der Ukrainekrise und des Rubelkurses gab es dennoch ein paar Überraschungen. Gefragt sind immer noch die Seltenheiten. So wurde ein lediglich sehr schöner, dafür aber sehr seltener Rubel von 1741, geprägt in St. Petersburg, der mit 3.000 Euro geschätzt war, mit 12.000 Euro zugeschlagen.
Nr. 1429: BELGIEN / BRABANT. Johanna, 1383-1406. Tourelle d’or o. J., Louvain. Äußerst selten. Sehr schön. Taxe: 15.000,- Euro. Zuschlag: 28.000,- Euro.
Es folgten die Goldmünzen. Hier fielen schon bei einem ersten Durchblättern die prachtvollen Gepräge aus der Zeit des 100jährigen Krieges auf. Natürlich erregten sie auch die Aufmerksamkeit der Sammler. Besonders um die seltenen Stücke des Herzogtums Brabant tobte ein heftiges Bietergefecht: Los 1429, eine Tourelle d’or der Herzogin Johanna brachte 28.000 Euro (ss; Taxe: 15.000 Euro), Los 1430, ein Lion d’or de Brabant des Antoine von Burgund 24.000 Euro (fast vz; Taxe: 15.000 Euro) und Los 1431, ein halber Lion d’or de Brabant des gleichen Herrschers 28.000 Euro (vz; Taxe: 10.000 Euro).
Dass sich das Sammelgebiet Großbritannien derzeit größter Beliebtheit erfreut, zeigten die Zuschläge überdeutlich. So fiel der Hammer für einen halben Sovereign Edwards VI. bei 12.000 Euro (fast vz; Taxe: 3.000 Euro), für ein nur in 150 Exemplaren geprägtes 5 Pound-Stück von 1826 bei 32.000 Euro (vz; Taxe: 25.000 Euro) und für eine Goldmedaille von 1887 auf das goldene Regierungsjubiläum Königin Victorias bei 11.000 Euro (vz-Stgl.; Taxe: 2.500 Euro).
Nr. 2747: DEUTSCHLAND NACH 1871 / SACHSEN. Friedrich August III., 1904-1918. „Friedrich der Weise“ 3 Mark 1917 E. Aus Auktion Künker 106 (2005), 5379. Äußerst selten. Von polierten Stempeln. Fast Stempelglanz. Taxe: 60.000,- Euro. Zuschlag: 65.000,- Euro.
Und dabei war das noch nicht einmal der Höhepunkt. Künker bot in Auktion 260 eine exquisite Auswahl an Reichsmünzen mit praktisch allen großen Seltenheiten an. Die Sammler waren begeistert und es dauerte manchmal länger, bis ein Stück den Besitzer wechselte. Wir können hier stellvertretend nur ein paar Beispiele nennen. Immer ein Gradmesser für das Preisniveau von Reichsmünzen ist das Ergebnis für „Friedrich den Weisen“, die wohl schönste, sicher aber seltenste Silbermünze der ganzen Serie. Geschätzt mit 60.000 Euro wurde das perfekte Stück mit 65.000 Euro zugeschlagen.
Nr. 3141: DEUTSCHLAND NACH 1871 / SACHSEN-COBURG-GOTHA. Ernst II., 1844-1893. 20 Mark 1872. Äußerst selten. Von polierten Stempeln. Fast Stempelglanz. Taxe: 60.000,- Euro. Zuschlag: 100.000,- Euro.
Die seltenste Reichsgoldmünze, das 20 Mark-Stück Ernsts II. von Sachsen-Coburg-Gotha, geprägt 1872, brachte sogar noch mehr mit einem Zuschlag von 100.000 Euro (Taxe: 60.000 Euro). Die äußerst beliebten Prägungen für Deutsch-Neu-Guinea mit den Paradiesvögeln auf der Rückseite gingen – bei gleicher Schätzung mit 20.000 Euro – für 40.000 für die 10 Mark 1895 respektive für 39.000 für die 20 Mark 1895. Schließen wir mit einem eigentlich gar nicht so seltenen Stück, einer 10 Mark-Münze 1890 des Georg II. von Sachsen-Meiningen. Sie zeigt, dass in Sachen Reichsgold die Erhaltung alles ist. Das Stück war einfach perfekt und kletterte deshalb von dem Ausruf mit 4.000 Euro auf 12.000 Euro.
Auktion 261: Schleswig-Holstein und Dänemark, Sachsen-Altenburg, sowie Münzen und Medaillen aus Mittelalter und Neuzeit
Es ist für jeden Verfasser von Auktionskatalogen ein besonderes Highlight, wenn er den Katalog zu einer außergewöhnlichen Sammlung verfassen darf. Und die Sammlung Kurt Zentini u.a. war außergewöhnlich. Zentini hatte sich Jahrzehnte lang mit Schleswig-Holstein und seinen Verflechtungen mit dem Königreich Dänemark beschäftigt. Aus 400 Losen bestand die Sammlung. Sie wurden mit 600.000 Euro verkauft, fast 66 % über der Schätzung. Es gab viele bemerkenswerte Zuschläge, doch darüber sollte man nicht vergessen, dass man gerade auch in solchen Sammlungen manchmal für wenig Geld viel Geschichte erhält. So konnte sich ein glücklicher Bieter zwei Groschen von 1602, geprägt im Namen Johann Adolfs von Holstein-Gottorp für nur 32 Euro sichern. Natürlich brachten andere Stücke wesentlich mehr, so zum Beispiel ein Goldgulden rheinischen Typs aus dem Jahr 1536, geprägt von König Christian III. in Schleswig. Erst bei 15.000 Euro fiel der Hammer. Der Schätzpreis hatte 10.000 Euro betragen.
Nr. 4128: SAMMLUNG ZENTINI / SCHLESWIG-HOLSTEIN. Friedrich I., 1490-1523-1533. Doppelschilling 1523, Schleswig. Sehr selten. Sehr schön. Taxe: 600,- Euro. Zuschlag: 5.000,- Euro.
Spezialsammlungen sind immer für eine Überraschung gut. Denn dort sitzen die wahren Kenner, die genau wissen, wie viele Jahre sie wieder warten müssen, ehe ein Stück ein zweites Mal auf den Markt kommt. Und so kletterte ein unauffälliger Doppelschilling in sehr schön von 1523, geprägt in Schleswig von 600 auf 5.000 Euro.
Es folgte die Spezialsammlung Konrad Bretschneider mit Münzen des Herzogtums Sachsen-Altenburg. Der Sammler konnte sich freuen: Bei einer Gesamtschätzung von 100.000 Euro betrugen die addierten Zuschläge 160.000 Euro.
Nr. 4461: SAMMLUNG BRETSCHNEIDER / SACHSEN-ALTENBURG. Johann Philipp, Friedrich, Johann Wilhelm und Friedrich Wilhelm II., 1603-1625. Doppelter Reichstaler 1623, Saalfeld. Äußerst selten. Sehr schön bis vorzüglich. Taxe: 4.000,- Euro. Zuschlag: 16.000,- Euro.
Wieder gab es die für Spezialsammlungen typischen Überraschungen, von denen wir hier nur die eindrucksvollste nennen wollen: Ein äußerst seltener, sehr schön bis vorzüglich erhaltener doppelter Reichstaler, geprägt 1623 in Saalfeld, wurde bei einer Taxe von 4.000 Euro erst beim Vierfachen, also bei einem Gebot von 16.000 Euro, zugeschlagen.
Und natürlich war das bei weitem noch nicht alles. Ob Altdeutschland oder Alle Welt, zahlreiche Einzelstücke realisierten hohe Zuschläge weit über der Taxe.
Nr. 5968: CHINA. 1 Dollar Jahr 3 (1911), Tientsin. Probe in Silber. Sehr selten. Bewertung PCGS SP62. Vorzüglich bis Stempelglanz. Taxe: 50.000,- Euro. Zuschlag: 75.000,- Euro.
Die spektakulärsten Ergebnisse seien hier kurz zusammengestellt: 4857 Hildesheim, 1/4 Reichstaler 1627, unediertes Unikum, ss, Taxe: 2.500, Zuschlag: 11.000 Euro; 5574 Frankreich, 5 Francs 1861 mit kleinem Münzzeichen A, wahrscheinlich bestes bekanntes Exemplar, Stgl., Taxe: 3.500, Zuschlag: 18.000 Euro; 5794 Malta, Johanniterorden, Silberbarren zu 30 Tari 1800, ss, Taxe: 75.000, Zuschlag: 95.000 Euro; 5817 Norwegen, Speciedaler 1670, Christiana, äußerst selten, Fassungs- und Bearbeitungsspuren, ss, Taxe: 2.500, Zuschlag: 22.000 Euro; 5968 China, 1 Dollar Jahr 3 (1911) Tientsin, Probe in Silber: Variante mit langem Barthaar, PCGS SP62, vz-Stgl., Taxe: 50.000, Zuschlag: 75.000 Euro.
Auktion 262: Münzen der Antike
Nr. 7079: GRIECHEN. Sikulopunier (Sizilien). Tetradrachme, 320-310, Lagermünzstätte. Sehr selten. Vorzüglich. Taxe: 25.000,- Euro. Zuschlag: 180.000,- Euro.
Es war ein überraschender Paukenschlag, der Zuschlag, der für jene herrliche sikulopunische Tetradrachme mit dem weiblichen Kopf mit Tiara, erzielt wurde. Jedem war das Stück von schönstem griechischem Stil aufgefallen. Einer war bereit 180.000 Euro dafür zu geben. Die Schätzung von 25.000 Euro blieb da nur Nebensache.
Nr. 7348: GRIECHEN. Ptolemaios IV., 221-205 (Ägypten). Tetradrachme, Alexandria. Sehr selten. NFA 20 (1988), 824. Vorzüglich. Taxe: 10.000,- Euro. Zuschlag: 48.000,- Euro.
Das war nicht der einzige gute Preis. Der archaische Stater von Kaulonia aus der Sammlung Prospero mit dem schreitenden Apollon, einmal erhaben, einmal inkus, war mit 25.000 Euro geschätzt. Er wurde mit 32.000 Euro zugeschlagen. Etwas teurer wurde die Tetradrachme aus Naxos im klassischen Stil. Bei der gleichen Taxe erzielte sie 34.000 Euro. Eine echte Überraschung war das Ergebnis einer sehr seltenen, vorzüglichen Tetradrachme des Ptolemaios IV. Es handelte sich um eines der wenigen ägyptischen Beispiele von wirklich außergewöhnlich gutem Stil, und schon schnellte der Preis von 10.000 auf 48.000 Euro.
Nr. 7535: RÖMISCHE REPUBLIK. Bundesgenossenkrieg. Denar, 89, Corfinium. Äußerst selten. Fast vorzüglich. Taxe: 2.000,- Euro. Zuschlag: 22.000,- Euro.
Zwei Dinge sind es, die den Preis von Münzen der römischen Republik bestimmen, zum einen die Seltenheit, zum anderen die Erhaltung. Jedes einzelne Ergebnis bei der Versteigerung der außergewöhnlichen Sammlung, die Künker aus diesem Bereich anbot, könnte diese Feststellung untermauern. Nehmen wir als Beispiel einen der anonymen Denare, der das wirklich äußerst seltene Beizeichen mit dem fünfstrahligen Stern aufwies. Prompt boten sich die Interessenten von 300 Euro auf 1.900 Euro hoch. Auch der so gesuchte Denar des L. Atilius Nomentanus blieb nicht bei seiner Schätzung von 2.000 Euro stehen. Er wechselte mit 4.000 Euro den Besitzer. War das zu erwarten, staunten selbst die eingefleischten Sammler, als der Denar des C. Fundanius mit der Darstellung des Triumphators in der Quadriga von 200 Euro auf 2.000 Euro stieg. Noch spektakulärer scheint das Ergebnis für den äußerst seltenen Denar der italischen Stämme. Leicht dezentriert und „nur“ fast vorzüglich war er so selten, dass ihn die Sammler von 2.000 Euro auf 22.000 Euro hochsteigerten. Kann man das mit der Seltenheit erklären, so war es ausschließlich die Schönheit, die den doch sehr häufigen Aureus des C. Iulius Caesar von 5.000 Euro auf 24.000 Euro hochhievte.
Nr. 7818: RÖMISCHE REPUBLIK. Sextus Pompeius, + 35. Aureus, 37/6, sizilische Münzstätte. Abgebildet bei Bahrfeldt, ZfN 28 (1896), Tf. X, 231. Sehr selten. Gutes sehr schön. Taxe: 100.000,- Euro. Zuschlag: 157.500,- Euro.
Und mit 157.500 Euro wurde der Aureus des Sextus Pompeius mit den Porträts seines Vaters und seines Bruders zum zweitteuersten Stück der gesamten Auktion.
Das wunderte niemanden. Momentan erzielt römisches Gold in feinster Erhaltung Höchstpreise. Dafür gibt es viele Beispiele, wir nennen sie hier nur stichwortartig: Domitian, Aureus, vz, Taxe: 15.000, Zuschlag: 34.000 Euro; Marc Aurel, Aureus, fast Stgl., Taxe: 30.000, Zuschlag: 42.000 Euro; Lucius Verus, Aureus, fast Stgl., Taxe: 10.000, Zuschlag: 20.000 Euro; Philippus Arabs, Aureus, fast vz, Taxe: 25.000, Zuschlag: 28.000 Euro; Magnus Maximus, Solidus, fast Stgl., Taxe: 10.000, Zuschlag: 17.000 Euro; Galla Placidia, Solidus, vz, Taxe: 15.000, Zuschlag: 24.000.
Auch die byzantinischen Goldmünzen profitieren von diesem Trend. 5.500 Euro für einen perfekten Solidus des Iustinianus II. mit der Büste Christi auf der Vorderseite sind schon beachtlich (Taxe: 3.500 Euro), genauso wie 17.000 Euro für einen vorzüglichen Solidus der Kaiserin Irene (Taxe: 9.000 Euro).
Alle Resultate finden Sie auf der Internetseite von Künker.
Die Sommer-Auktion findet vom 22. bis zum 26. Juni 2015 statt. Die Kataloge dazu können bestellt werden bei Künker, Nobbenburgerstr. 4a, 49 076 Osnabrück; Tel: 0541 / 96 20 20; Fax: 0541 / 96 20 222; oder über E-Mail.
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