Kingold und Chinas gefälschte Goldreserven

Hoffentlich ist das, was hier glänzt, echtes Gold. Nach dem Skandal um den chinesischen Goldhändler Kingold muss man wohl fragen, wie viel von Chinas Goldreserven überhaupt echt ist.
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In Krisenzeiten boomt der Goldhandel, viele Menschen suchen Sicherheit in Anlageprodukten aus Edelmetall. Da kam ein Skandal wie der um den chinesischen Goldhändler Kingold zur Unzeit – und ein Ende ist noch nicht abzusehen. 2019 belegte die Wirtschaftszeitung Caixin, dass Wuhan Kingold Jewelry Kredite aufgenommen hatte. Als Sicherheit dienten Goldbarren. Doch die meisten dieser Barren waren aus Kupfer und hatten nur einen dünnen Goldüberzug. Die Ermittlungen dauern an. Experten hinterfragen in der Zwischenzeit, die Basis, auf der Chinas expandierende Wirtschaft steht.

Jia Zhihong: Vom Militär zum Goldhändler

2002 gründete Jia Zhihong die Wuhan Kingold Jewelry als Partner der People’s Bank of China. Jia kam vom Militär und verfügt bis heute angeblich über beste Verbindungen, es heißt, er habe seit jeher frei schalten und walten können. Der Erfolg sprach für sich: Kingold entwickelte sich schnell zum größten privaten Goldhändler der Provinz Hubei und ist seit 2010 NASDAQ-gelistet.

2016 kam es in der Nachbarprovinz Shaanxi zu einem Vorfall. Dort hatte ein Unternehmen Barren als Sicherheit hinterlegt, die teilweise aus Wolfram bestanden. Etwa zu dieser Zeit begann auch Kingold bei rund 14 Schattenbanken wie Bank of Zhangjiakou, Dongguan Trust, Hengfeng Bank und China Minsheng Trust Kredite aufzunehmen. Kredite in Höhe von 20,6 Milliarden Yuan (ca. 2,8 Milliarden Euro). Als Sicherheit dienten Goldbarren in einem Gesamtgewicht von schwindelerregenden 83 Tonnen!

Kingold hat viel geliehenes Geld in Immobilien investiert. Doch bei diesem Markt handelt es sich nach Ansicht von Experten um eine Blase. Wann sie platzt, weiß niemand.

Gold für Chinas Immobilienblase

Einen Teil des geliehenen Geldes investierte Kingold 2018 in den Ankauf der Mehrheitsanteile von Tri-Ring, einer staatlichen Autozuliefererfirma. Über Tri-Ring stieg Kingold in die boomende Immobilienbranche ein und kaufte angeblich große Landgebiete in den Provinzen Wuhan und Shenzen. Immobilien waren über Jahre eine treibende Kraft der chinesischen Wirtschaft. Doch schon 2019 meldeten Medien, dass 65 Millionen Wohnungen leerstanden. Experten sehen in der Branche mittlerweile eine gigantische Blase und warten darauf, dass sie platzt.

Trau, schau wem

2019 geriet Dongguan Trust, eine der Gläubigerbanken, in Geldnöte und forderte ihr geliehenes Geld von Kingold zurückzu. Das klappte nicht und so wollte man sich bei den hinterlegten Sicherheiten bedienen. Tests machten jedoch schnell klar, dass die Goldbarren fast vollständig aus Kupfer bestanden.

Zero Hedge berichtet, dass Kingold-Chef Jia gegenüber Caixin alles abgestritten habe. Angeblich hätten einige ältere Barren einen teilweise niedrigeren Feingehalt gehabt. Jia wies zurück, dass es sich um Betrug gehandelt habe und verwies auf die Versicherungen, die die Barren immerhin versichert hatten. Dies wirft die Frage auf, wie das möglich war …

Denn als andere Banken die bei ihnen deponierten Goldbarren von Kingold offiziell untersuchen ließen, stießen sie ebenfalls auf zahlreiche Fälschungen. Kingolds Schulden belaufen sich auf 16 Milliarden Yuan (2,2 Milliarden Euro). Das zieht auch Chinas riesige Goldreserven ins Scheinwerferlicht. Um die Dimensionen klarzumachen: Der Anteil der gefälschten Barren entspricht 22% von Chinas jährlicher Goldproduktion und 4,2% der staatlichen Goldreserven im Jahr 2019.

Die Behörden ermitteln offenbar noch immer. Bereits 2019 hat die Selbstregulierungsbehörde Shanghai Gold Exchange Kingold umgehend aus ihrer Mitgliederliste gestrichen. Auch die US-Börsenaufsicht suspendierte Kingold im Mai 2021 zeitweise wegen unklarer und fehlender Angaben zu den finanziellen Aktivitäten der Firma in den vergangenen Jahren. Kingold ist weiterhin aktiv.

Bei diesen Vorgängen kamen wohl keine Kleinanleger direkt zu Schaden. Doch zum einen könnten sich die gewaltigen Schulden noch auf Chinas Immobilienblase auswirken und Zweifel an der Echtheit der Goldreserven des Landes aufkommen lassen.

Zum anderen belegt die Geschichte die Empfehlung: Trau, schau wem. Edelmetall hat immer mit Vertrauen zu tun. Für Privatanleger gilt daher – genau wie für Sammler: Achten Sie gut darauf, mit wem Sie Geschäfte machen und suchen Sie sich seriöse Partner.

 

Hier gibt es den ursprünglichen Artikel von Caixin.

Ausführliche Darstellungen gibt es bei ZeroHedge und CryptoVibes.

Es wurde auch schon geschrieben über den Zusammenhang mit Chinas Immobilienbranche.

Öffentlich einsehbar ist die Begründung der zeitweisen Suspendierung durch die US-Börsenaufsicht.