Im Jahr 1972 taten sich die Numismatischen Vereine Forch, Zürich und Zürich-Land zusammen und organisierten mit großem Erfolg die 1. Internationale Münzenbörse in Zürich-Oerlikon. Am 30. Oktober 2022 feiert die Münzenmesse Zürich das 50-Jahr-Jubiläum. Dazu lädt Sie der Numismatische Verein Zürich herzlich ein. Freuen Sie sich vorab auf einen kurzen Rückblick auf 50 Jahre Münzenmesse Zürich.
Fünfzig Münzenmessen zu erleben, ist für viele von uns eine unglaublich lange Zeitspanne, und unterdessen sieht auch die Welt ganz anders aus als damals. 1972 zahlte noch niemand mit einer Zahlkarte, der elektronische Taschenrechner war ein modernes digitales Gerät, und Musik hörten wir im Auto mittels 8-Spur Kassetten. Die Telefone hatten eine drehbare Wählscheibe, und als Student war man stolz, wenn der rostende Auspuff des alten Occasions-Renault R4 noch ein paar hundert Kilometer durchhielt. Eddy Merckx gewann den 55. Giro d’Italia, die erste Folge von Star Trek (Raumschiff Enterprise) wurde im deutschen Fernsehen gezeigt, und wir tanzten eng umschlungen zu „Après-toi“ von Vicky Leandros und hofften, der Song würde nie mehr aufhören!
In und rund um Zürich gab es drei verschiedene Münzenvereine, nämlich den Numismatischen Verein Forch, den Numismatischen Verein Zürich und den Numismatischen Verein Zürich-Land. Unter der Leitung von H. P. Bosshard wurde am 21./22. Oktober 1972 die 1. Internationale Münzenbörse Zürich im Restaurant Stadthof 11 in Zürich Oerlikon durchgeführt. Und alle kamen! Die Archivaufzeichnungen zählen mehr als 100 Händler aus 11 verschiedenen Ländern: USA (6), Belgien (1), Deutschland (11), Großbritannien (13), Holland (1), Israel (1), Italien (2), Kanada (1), Luxemburg (2), Schweden (1). Unter der Redaktion von Jean-Paul Divo gab es eine Festschrift, genannt „Zürcher Münzbote“ mit drei Fachartikeln der Autoren Edwin Tobler, Hans Ulrich Geiger und Jean-Paul Divo.
Bereits die dritte Internationale Zürcher Münzenbörse vom 19./20. Oktober 1974 fand im damals höchsten Hotelgebäude der Schweiz, dem Hotel International in Zürich Oerlikon statt1. Nachdem sich Ende 1973 die drei oben erwähnten Vereine zum Numismatischen Verein Zürich zusammengeschlossen hatten, wurde zur vierten Münzenbörse erstmals ein eigenes, fünfköpfiges Organisationskomitee gebildet, bestehend aus Ruth und Fritz Feller, Hans Dietiker, Jean-Paul Divo und Emil Zuberbühler.
1977 erschien die letzte, 6. Ausgabe des „Zürcher Münzboten“, und ab 1978 übernahm die Zeitschrift „Helvetische Münzenzeitung HMZ“ die Aufgabe, eine Sondernummer mit der Bezeichnung „Tigurum“ zur jeweiligen Münzenbörse herauszugeben. Diese Tradition wird, wenn auch mit gewissen Änderungen, bis heute weitergeführt.
Mit den Jahren wurden die Eintrittsplaketten weniger feudal, Plastik herrschte vor, bis dann zur 10. Münzenbörse wieder eine spezielle Eintrittsmedaille, hergestellt vom Künstler Emil Fässler, ihren Auftritt hatte. Wer lange genug ausharrte, durfte auf dem eigens dafür aufgestellten Taschenprägewerk seine eigene Medaille prägen.
Seit Anfang war man bemüht, Persönlichkeiten aus der Politik für ein paar einleitende Zeilen zur Münzenbörse zu gewinnen. Zuerst waren dies die jeweiligen Zürcher Stadtpräsidenten (Sigmund Widmer [1972-1982], Thomas Wagner [1983-1989], Josef Estermann [1990-1993]. Dazwischen kam im Jahr 1991 die Zentralpräsidentin des schweiz. Turnverbands, Frau Rita Elsener-Canepa, die zur Ausstellung über die Sportmedaillen der Schweiz ein Editorial schrieb. Dann gelang es sogar, die höchsten Schweizer für Grußworte einzuspannen, so Bundesrat Otto Stich [1994 und 1995] und Bundesrat Kaspar Villiger [1996-1998]. Ab 1999 wurden wir dann bescheidener. Seither übernimmt der Präsident des Numismatischen Vereins Zürich die Aufgabe, ein Editorial zur aktuellen numismatischen Lage aufzuzeigen.
Es versteht sich von selbst, dass auch die 20. und die 25. Durchführung des bedeutendsten numismatischen Anlasses in der Schweiz mit besonderen Eintrittsmedaillen gebührend gefeiert wurde. Die Plastikausgaben in den Jahren dazwischen übergehen wir großzügig!
Erinnern Sie sich noch? In den Neunzigerjahren konnte man mit einer Telefon-Taxkarte in den Telefonkabinen der Freundin die ewige Liebe gestehen! Diese, 1981 in der Schweiz eingeführten, Karten sind eine frühe Form von elektronischen Kreditkarten gewesen! Schon bald gab es Sammler solcher Taxkarten. Die Münzenhandlung Erwin Dietrich AG führte so- gar während der Münzenbörse eine Auktion durch. 1992 erhielt man als Eintrittsbillett eine solche Taxkarte im Wert von 1 Franken. Übrigens, die E. Dietrich AG ist der einzige Aussteller, welcher alle fünfzig Münzenbörsen/Münzenmessen mitgemacht hat!
Jahrelang kamen regelmäßig ausländische Händler und Besucher in großer Zahl nach Zürich. Ausstellungen und Vorträge am Samstagabend begleiteten die Anlässe immer wieder, und gleichzeitig nutzten diverse Auktionshäuser den Sturm der Münzenliebhaber nach Zürich und führten in den Wochen vor und nach der Börse ihre Versteigerungen durch.
Deshalb wurde zur 21. Internationalen Zürcher Münzenbörse 1992 erstmals am Freitagabend von 16-19 Uhr eine Händlerbörse durchgeführt, was aber nach zwei Jahren wieder aufgegeben wurde. Allerdings, in diesen und den folgenden Jahren, etwa bis gegen Ende der 1990er Jahre, kamen immer weniger ausländische Aussteller. Grund dafür waren die strengen Zollkontrollen, welche einzelne Zöllner sogar in den Sälen der Münzenbörse durchführten. Das schreckte selbst die abgehärtetsten Händler irgendwann ab, ihre Preziosen nach Zürich mitzunehmen! 1993 gab es erstmals eine blaue Eintrittskarte und keine besonderen, anderen Objekte. Heutzutage ist diese Form einer Eintrittskarte eine Selbstverständlichkeit.
1994 und 1995 wurden Anstecker mit Zweiräpplern auf farbigen Filzunterlagen für Händler und Besucher als Eintrittserlaubnis abgegeben. Ja, damals trug man diese stolz und zeigte Gemeinschaftssinn mit den Numismatik-Freunden. Ab dem 33. Anlass wurde die Münzenbörse zu einer Münzenmesse, denn es wurde bekannt, dass Börsen in Zukunft steuerliche Abgaben leisten müssten, während Messen von solchen Kosten befreit seien.
Ein Wort zum Thema Werbung. Bereits früh hatte das Organisationskomitee festgestellt, dass eine solche Veranstaltung auch nach sogenannter Reklame verlangte. So verteilten Vereinsmitglieder bereits 1984 in den Restaurants von Zürich Zuckersäcklein mit dem Hinweis zur Münzenbörse. Heutzutage wird Tramwerbung zelebriert und die sozialen Plattformen, Druck- und Internetseiten mit Hinweisen beliefert.
Per Januar 2002 schlossen sich die beiden schweizerischen numismatischen Zeitschriften, die „HMZ“ und die „Numis-Post“ zur sog. „Numis-Post & HMZ“ zusammen. Seit 2010 heißt die Zeitschrift, welche unserem Numismatischen Verein Zürich auch als Publikationsorgan dient, nur noch/wieder „Numis-Post“.
Jahr für Jahr fand die Internationale Münzenmesse Zürich im Swissôtel statt und erfreute sich großer Beliebtheit. Für Außenstehende war es erfreuliche Routine, immer das letzte Wochenende im Oktober mit „Zürich-Oerlikon“ in der Agenda zu vermerken. Dass jedoch die Organisatoren im Hintergrund ernsthaft arbeiteten, beweist das folgende Bild. Wir waren immer stolz, eine der Münzenmessen mit der besten Beleuchtung zu sein. 2006 wurden deshalb 14 Leuchtstrahler von unserem „Messe-Elektriker“ extra konstruiert, welche dann mittels Hebebühne in der Deckenkonstruktion einzeln eingehängt und am Schluss des Anlasses wieder abgebaut wurden. Der Präsident ließ es sich nie nehmen, diese Lichtquellen persönlich aufzuhängen. Fast ein Bubentraum, der sich so immer wieder erfüllt hat.
Dann jedoch kam die Pandemie, und Corona schüttelte besonders den Tourismus und die Gastronomie heftig durch. Am Freitag, 25. September 2020 gaben die Zeitungen bekannt, dass das Swissôtel Zürich, als erstes großes Hotel unseres Landes, die Hotellerie schließe und nur noch das Restaurant offen halte. Wir hofften, die Münzenmesse einen Monat später doch noch durchführen zu können. In der Folge jedoch sagten eine größere Anzahl von angemeldeten Teilnehmern ab. So musste der Vorstand des Numismatischen Vereins Zürich den Anlass kurzfristig absagen. In der folgenden Woche, Anfang November 2020, las man in den Zeitungen, dass das Swissôtel definitiv geschlossen sei. Während 45 Jahren waren wir gerne gesehene Gäste in Oerlikon und immer gut betreut.
Wir mussten uns folglich nach einer neuen, geeigneten Lokalität umsehen. Als beste Alternative erwies sich das bekannte Hotel Marriott, ganz nahe beim Hauptbahnhof Zürich gelegen. 2021 wurde dieser Neuanfang – mit einigen zu korrigierenden „Kinderkrankheiten“ endlich wieder mit großem Erfolg durchgeführt. Die Nähe zur City von Zürich zeigte jedoch auch externe Einflüsse, die sich vor allem am Samstag auswirkten: schwierige Parkplatzsuche, Verkehrsstaus wegen Demonstrationen. Am Sonntag traten diese Probleme nicht auf, doch der Messetag verlief extrem ruhig, mit weniger Eintritten und geringen Händlerumsätzen, ein Phänomen, das jede zweitägige Münzenmesse leider bestens kennt. Eine Straffung des Anlasses wurde von vielen Ausstellern und Besuchern empfohlen.
Anlässlich der Generalversammlung des Numismatischen Vereins Zürich, im Februar 2022, beschlossen deshalb die teilnehmenden Mitglieder, die 50. Münzenmesse in Zürich nur noch an einem Tag, und zwar sonntags durchzuführen, um so diesen größten numismatischen Anlass der Schweiz am neuen Standort für die nächsten Jahre erfolgreich fortsetzen zu können. Wir freuen uns auf die Zukunft!
Der Artikel ist zuerst in der Numis-Post 10/2022 erschienen.
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Hier sehen Sie einige Impressionen der 50. Zürcher Müzenmesse 2022.