Syrakusische Kleinsilbermünzen in der Periode der signierenden Künstler

Hartmut Kreutzer: Syrakusische Drachmen und Kleinsilbermünzen in der Periode der signierenden Künstler. Nomismata - Historisch-numismatische Forschungen, Band 11). Habelt Verlag, Bonn 2022. Hardcover, 29 x 21 cm, 152 Seiten mit zahlreichen Abbildungen. ISBN 978-3-7749-4356-8. 49 Euro.
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Das Internet hat unzählige Neuerungen vollbracht, die niemand so erwarten konnte. Eine ist in der Tatsache begründet, dass auf den Abbildungen des Internets Kleinmünzen genauso groß scheinen wie die schweren Silbermünzen. Das bedeutet, dass viele Sammler dank des Internets zum ersten Mal bewusst wahrnehmen, dass die Stempel für die kleinen Drachmen, Tetrobole und Obole der Griechen mit der gleichen Meisterschaft hergestellt wurden wie die der bis dahin präferierten Tetradrachmen. Dadurch haben sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten die Preise, die für perfekte Kleinmünzen gezahlt werden, vervielfacht. Und es wird den kleinen Münzen endlich die Aufmerksamkeit zuteil, die sie verdienen. Hartmut Kreutzer, selbst ein begeisterter Sammler, beschäftigt sich im neuen Band der von Hertha Schwarz und Johannes Nollé herausgegebenen NOMISMATA mit den syrakusanischen Drachmen und Kleinmünzen in der Periode der signierenden Künstler. Er hat eine Stempelstudie vorgelegt, die in Zukunft das Standardwerk sein wird.

Der Autor

Deutsche Münzsammler und -händler dürften Hartmut Kreutzer kennen. Er gehört zu den fruchtbarsten Autoren der numismatischen Gegenwart. Praktisch jeden Monat sind ein oder mehrere Artikel aus seiner Feder in der numismatischen Sammlerpresse publiziert. Vor allem während des politischen Kampfes gegen das verunglückte deutsche Kulturgüterschutzgesetz machte Hartmut Kreutzer mit seinen fundierten Artikeln zur Rechtslage von sich reden. Das hat einen guten Grund: Er ist eigentlich Jurist. Nach seiner Pensionierung betreibt er die Numismatik aus Leidenschaft. Ein weiteres Produkt dieser Leidenschaft ist das hier vorliegende Werk zu den syrakusanischen Drachmen und Kleinsilbermünzen in der Periode der signierenden Künstler, das alle Erwartungen erfüllt, die man an eine wissenschaftliche Stempelstudie stellen darf.

Katalog und Stempelstudie mit historischem und archäologischem Kommentar

Eigentlich kann man sich kurzfassen: Das Buch enthält genau das, was man von einem wissenschaftlichen Werk über eine bestimmte Münzgruppe erwartet: Einen historischen und archäologischen Kommentar, eine Präsentation aller zugehörigen Quellen und Forschungsmeinungen, einen Katalog und eine umfassende Stempelstudie. Die Bilder sind hervorragend, weil der Autor zumeist auf Bilder der Auktionshäuser zurückgegriffen hat.

Das Thema schließt an das große Werk von Tudeer, das jüngst von Wolfgang Fischer-Bossert ins Englische übersetzt und völlig überarbeitet wurde. Dieses Buch, ursprünglich im Jahr 1913 in deutscher Sprache veröffentlicht, beschränkte sich auf die Tetradrachmen, so dass Hartmut Kreutzer mit seinem Buch eine Lücke füllt. Er etabliert eine Zeittafel der Kleinmünzen und rekonstruiert das Nominalsystem der syrakusanischen Silberprägung. Jetzt hat die internationale Numismatik schon wieder das Problem, dass ein wichtiges Werk zur syrakusanischen Münzprägung in deutscher Sprache erscheint, die von vielen englischsprachigen Numismatikern nicht mehr gelesen wird. Aber keine Angst: Für sie gibt es immerhin auf einer Seite eine Zusammenfassung.

Abschließend kann man eigentlich nur eines sagen: Wer seine Münzen auf dem neuesten Stand der Wissenschaft bestimmen will, muss dieses Buch kaufen. Sein Ladenpreis mit 49 Euro ist eigentlich eher eine Schutzgebühr. Der Preis wäre so nicht zustande gekommen, hätte nicht das Auktionshaus Künker die gesamten Kosten für den Druck getragen.

Ein Sammler, ein Auktionshaus und Wissenschaftler, die das Buch in einer wissenschaftlichen Reihe herausgeben: Besser kann die Zusammenarbeit in der Numismatik eigentlich nicht laufen.