Um erst einmal völlige Verwirrung zu stiften: Es gibt in Hongkong nicht nur eine Münzbörse, es gibt eine Vielzahl. Und um den Ausländer komplett zu verwirren, finden diese Börsen teilweise auch noch direkt hintereinander statt. Warum? Nun, da gibt es irgendwelche internen, und wahrscheinlich ganz entscheidenden Gründe, die ein Ausländer und Newcomer am asiatischen Markt sicher nicht verstehen kann (und will).
Die Quintessenz ist, dass im Holiday Inn Golden Mile Hotel die Hong Kong International Coin Convention & Antique Watch Fair (HICC) durchgeführt wird, bei der es sich um die mit einer Tradition von 37 Jahren am weitesten zurückreichende Veranstaltung handelt. Bei ihr geht es nur teilweise um Münzen. Die Uhren nehmen seit einigen Jahren einen immer größeren Teil der Veranstaltung ein. Dann existiert die Hong Kong International Numismatic Fair im Mira Hotel (HKINF), hinter der die Hongkonger Eternity Numismatic Company steht. Sie findet das nächste Mal vom 28. bis zum 30. Juni 2019 statt. Und last but not least gibt es, ebenfalls im Mira Hotel die Hong Kong Coin Show (HKCS), die ich besuchte, und die man das nächste Mal vom 23. bis zum 25. August 2019 durchführen wird.
Die Organisation
Organisiert wird die HKCS gleich von mehreren Verantwortlichen, die auf dem chinesischen Markt angesiedelt sind oder ein großes Interesse an diesem Markt haben: nämlich Stacks, Bowers & Ponterio, Spink, Coin in Coin, einer in Guangzhou angesiedelten, bedeutenden chinesischen Münzhandlung, und shouxi.com, einem chinesischen Internetportal, auf dem man sowohl Informationen rund um Münzen erhält, auf dem man aber auch Münzen kaufen und verkaufen kann.
Wie nicht anders zu erwarten, war die Organisation vorzüglich. Man kann es nicht anders sagen. Als ich meine Teilnahme anmeldete, erhielt ich umgehend eine ausführliche und extrem freundliche E-Mail mit Ratschlägen, wie ich meinen Aufenthalt organisieren solle. Natürlich lag dann auch mein Ausweis für die Börsenteilnahme bei meiner Ankunft bereit.
Und ich war kein Einzelfall. Von der gleichen Effizienz berichteten viele Teilnehmer aus Europa. Als zum Beispiel letztes Jahr eine neue Regelung in Hongkong eingeführt wurde, dass für den Verkauf von Münzen eine besondere Genehmigung für Ausländer erforderlich sei, organisierten die Verantwortlichen in Windeseile und hinter den Kulissen eine kleine Horde von perfekt Englisch (und natürlich auch Chinesisch) sprechenden Bürgern von Hongkong.
Hinter jedem Tisch saß nun so eine Mittelsperson, die offiziell die Rechnungen schrieb. Solche Assistenten und Assistentinnen saßen auch diesmal hinter einigen Tischen. Andere hatten rechtzeitig eine Verkaufserlaubnis beantragt und keinerlei Schwierigkeiten gehabt, eine solche zu erhalten.
Aussteller aus 27 Nationen
Händler aus der ganzen Welt lieben diese Münzbörse, weil sie so einfach zu besuchen ist. Die Abfertigung der Münzen am Zoll soll, so hörte man immer wieder, ein Kinderspiel sein. Und so fand man neben Teilnehmern aus Hongkong und China Händler aus 27 weiteren Nationen, nämlich Australien, Brasilien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Indonesien, Italien, Japan, Jordanien, Kanada, Korea, Macao, Malaysia, Monaco, Nepal, Neuseeland, den Niederlanden, Paraguay, Portugal, Russland, Schweden, der Schweiz, Singapur, Spanien, Taiwan, Thailand und USA. Mehr als 110 Händler waren mit Tischen vertreten.
Ein Favorit der chinesischen Münzhändler
Und das sind nur die Aussteller. Im Saal liefen noch wesentlich mehr Händler herum. Sie kamen aus den umliegenden Ländern und nutzten die Gelegenheit, ihr Lager aufzufüllen. Alle Anwesenden, sofern sie überhaupt Zeit hatten, mit mir zu sprechen, schwärmten davon, dass sie hier in Hongkong schon extrem viel verkauft hätten, bei dieser Gelegenheit oder einer früheren. Besonders gelobt wurde die Tatsache, dass die Käufer keinerlei Hemmungen hätten, auch teure Münzen zu kaufen. Allerdings hörte man gelegentlich die Einschränkung, dass der Umsatz dieses Jahr nicht ganz so gut war wie in früheren. Die einheimischen Händler seien vorsichtiger beim Einkauf und hätten ihr Pulver schon am ersten Tag verschossen, so dass der zweite und dritte Tag eher ruhiger waren.
Das umfangreiche Rahmenprogramm
Man sah deutlich, dass zu den Organisatoren zwei große, international tätige Auktionshäuser, nämlich Spink und Stack’s und Bowers & Ponterio, gehören, die viel Erfahrung haben mit us-amerikanischen Münzbörsen. Denn die Veranstaltung kopierte ihre amerikanischen Vorbilder. Vom vorbildlichen Programmheft der Aussteller in Chinesisch und Englisch mit einer Fülle von numismatischen Artikeln, über den Early Bird Pass und die im Rahmen der Messe durchgeführten Auktionen bis hin zu einigen Seminaren. Alles genau wie in New York, Chicago und bei der ANA.
Allerdings gab es einen wesentlichen Unterschied: Wer an den Seminaren teilnehmen wollte, musste sich lange vorher angemeldet haben. Die Teilnehmerzahl war eng begrenzt – und die Seminare lange vor Beginn der Börse ausgebucht.
Interessensgebiete von Hongkonger Händlern und Sammlern
Denn der Durst nach Wissen ist groß, bei Händlern und Sammlern gleichermaßen. Und das Interesse ist nicht beschränkt auf chinesische Prägungen und Banknoten mit Glücksnummern. In Xi’an existiert zum Beispiel eine Münzhandlung mit dem – für China fast unglaublichen – Namen „All About German Coins“. Bei Gorny & Mosch freute man sich, auch teure antike Münzen verkauft zu haben.
Und Marcel Häberling stieß auch in Hongkong auf reges Interesse für seine Schützenmedaillen.
Grundsätzlich interessierten sich die Käufer auf der Börse von Hongkong eigentlich für alles, sofern ein Profit damit zu machen war. Wer hier überzeugen will, muss noch mehr als in den USA dem Käufer glaubhaft versichern können, dass der Preis, den er zahlt, Chancen hat, ihm in absehbarer Zeit einen gewissen Wertzuwachs zu bescheren. Numismatische Erziehung heißt hier nicht, die historischen Hintergründe zu vermitteln, sondern die Marktzusammenhänge durchschaubar zu machen.
Natürlich ist auch Interesse für die Geschichte vorhanden, aber diese Sammler sind eindeutig in der Minderheit in Hongkong. Und der größte Teil von ihnen spricht kein Englisch, sondern ausschließlich Chinesisch, so dass der Kontakt nicht so ganz einfach ist. Wobei ein Handy mit dem Bild der gesuchten Münze, sowie Block und ein Bleistift für die Preisverhandlungen gute Dienste leisten.
Ein Muss für alle, die Verbindungen knüpfen wollen
Und natürlich gab es hervorragende Möglichkeiten, Verbindungen zu knüpfen, Händler und Sammler kennenzulernen, mit denen man später weiterarbeiten kann und will. Dafür ist die Messe einzigartig geeignet. Und das kann ich beurteilen. Ich habe in den drei Tagen eine Fülle von Menschen kennengelernt, mit denen die Zusammenarbeit extrem spannend sein wird…
Freuen Sie sich darauf!
Hier noch einmal der Link zur Hong Kong Coin Show.
Wenn Sie sich für eine Teilnahme interessieren, erhalten Sie alle notwendigen Auskünfte auf dieser Seite.
Die Börse findet im Mira Hotel Hongkong statt.
Etwa eine Viertelstunde zu Fuß entfernt finden Sie das unglaubliche Hong Kong Museum of History. Für jeden, der sich für Wirtschaftsgeschichte interessiert, ein absolutes Muss!
Und wenn Sie den Besuch der Münzbörse von Hongkong mit der von Singapur kombinieren möchten, lesen Sie doch unseren Bericht über die Münzbörse Singapur.