25. Februar 2016 – Anlässlich der geplanten Generalsanierung der Archäologischen Staatssammlung präsentiert das Museum vor der Schließung noch bis zum 5. Juni 2016 eine letzte Ausstellung, die sich mit der Sammlungsgeschichte und der Architektur des Hauses beschäftigt und einen Ausblick auf die Planungen zur Neugestaltung des Museums gibt.
Ein Blick in die Ausstellung. © Archäologische Staatssammlung München, Foto Stefanie Friedrich.
Die Zeitreise durch die Museumsgeschichte beginnt in der Römerabteilung. Sie führt zu den ältesten Steindenkmälern der Sammlung, die zum Teil schon seit dem 18. Jahrhundert im Antiquarium der Residenz ausgestellt waren.
Der Goldschatz von Großbissendorf in der Oberpfalz, 2. Jh. v. Chr. © Archäologische Staatssammlung München, Foto Manfred Eberlein.
Auf dem weiteren Rundgang werden die Sonderausstellungen der letzten Jahrzehnte in Erinnerung gerufen und die Zweigmuseen vorgestellt.
Die Statuetten aus dem Schatzfund von Weißenburg, „Weißenburger Götterhimmel“, 3. Jh. n. Chr. © Archäologische Staatssammlung München, Foto Manfred Eberlein.
Ein Glanzstück der Erwerbstätigkeit stellt der 1979 entdeckte Schatzfund von Weißenburg dar, der zuletzt im Jahr 1983 in München gezeigt wurde. Der „Weißenburger Götterhimmel“, der zu den qualitätvollsten Funden Süddeutschlands gehört, ist voraussichtlich ab 2017 in dem derzeit im Umbau befindlichen Zweigmuseum in Weißenburg zu sehen.
Ein Blick in die Ausstellung. © Archäologische Staatssammlung München, Foto Stefanie Friedrich.
An den Rundgang schließt sich ein Blick auf die Architektur des 1974 hochmodernen Museumsgebäudes an. Ferner wird das von Helmut von Werz gegründete Büro mit seinen damaligen Partnern Johann-Christoph Ottow, Erhard Bachmann und Michel Marx mit seinen wichtigsten Bauten gewürdigt. Die Präsentation der Sanierungspläne des Büros Nieto Sobejano Arquitectos, Madrid / Berlin und der Einblick in die Neugestaltung der Dauerausstellung durch das Büro Atelier Brückner, Stuttgart, beschließt die Ausstellung.
Nieto Sobejano Arquitectos
Nieto Sobejano Arquitectos haben sich mit zahlreichen anderen Büros in einem europaweiten Vergabeverfahren um den Auftrag zur Sanierung der Archäologischen Staatssammlung beworben und waren in der Endausscheidung unter vier Architektenbüros mit ihrem Gestaltungsentwurf am 10.11.2014 siegreich.
Das Büro Nieto Sobejano Arquitectos wird von Fuensanta Nieto und Enrique Sobejano geleitet und hat Niederlassungen in Madrid und Berlin. Zu den kürzlich fertiggestellten Museumsbauten des Büros gehören das Universalmuseum Joanneum in Graz, das Museum San Telmo in San Sebastian und das Zentrum für Zeitgenössische Kunst in Cordoba.
Das Architektenbüro ist derzeit mit weiteren Bauwerken in München präsent, u. a. mit dem städtebaulich bedeutenden Projekt „Bogenhausener Tor“ und dem Neubau des „Hotels Königshof“ am Münchener Stachus.
Impression der geplanten Sonderausstellungshalle. © Nieto Sobejano Arquitectos.
Wettbewerbsentwurf
Das Entwurfskonzept sieht die Erweiterung des Museums um eine 700 qm große unterirdische stützenfreie Halle für Sonderausstellungen vor. Dieser Neubau greift das architektonische Thema der bestehenden Ausstellungskuben auf und führt dies weiter.
Auf dem „Dach“ der unterirdischen Ausstellungsfläche ist ein Garten als Freifläche für die benachbarte Kindertagesstätte geplant. Sichtbare Zeichen des Neubaus sind drei Oberlichtkuben, die eine natürliche Beleuchtung der Sonderausstellungshalle ermöglichen. Auf den bisherigen Dachflächen des Museums werden begrünte Nutzflächen für die Museumsgastronomie entstehen. Den Haupteingang akzentuiert ein neues Gebäudeelement. Sowohl Oberlichtkuben als auch die neue Eingangssituation werden analog der Bestandsfassaden in Cortenstahl verkleidet.
Technische Ertüchtigung
Die geplante Sanierung des Gebäudes umfasst eine technische Ertüchtigung (Klimatechnik, Sicherheitstechnik, Statik, Wärmedämmung, Brandmeldeanlage, Grundversorgung). Zur Sanierung im Bestand kommt hinzu: ein neuer unterirdischer Sonderausstellungssaal; der barrierefreie Zugang zu allen Museumsebenen; größere Veranstaltungsräume/Forum für Museumspädagogik; Nutzung der Dachfläche für Gastronomie und Museumspädagogik.
Ein Blick in die Ausstellung. © Archäologische Staatssammlung München, Foto Stefanie Friedrich.
Abenteuer Archäologie
Die Dauerausstellung wird komplett neu geplant. Ihr Motto lautet „Abenteuer Archäologie“ – Archäologie als moderne, interdisziplinäre Wissenschaft. Ebene 0 „Das archäologische Terrain“ bietet Erlebnischarakter und eröffnet Fenster in die bayerische Grabungslandschaft. Ebene 1 „Das begehbare Archiv“ umreißt den Sammlungscharakter. Besucher erfahren u.a. Geschichten zu ausgewählten Objekten in Hörstationen. Projektionen bilden die ehemalige Wirklichkeit ab, mediale Erlebnisse und Klanginstallationen vertiefen das Thema Archäologie auf poetische Weise.
Erkenntnisgewinn für Jung und Alt
Dem Schulklientel wird weiterhin dem Lehrplan entsprechend Museumspädagogik zu Themen wie z. B. Steinzeit und Römerzeit angeboten; viele digitale Mitmach-/ Medienstationen für Einzelbesucher fördern das spielerische Entdecken.
Das neue Ausstellungskonzept der Archäologischen Staatssammlung bringt Erkenntnisse für uns heute zu Mensch (sozial ökonomische Zusammenhänge, gesellschaftliche Entwicklungen) und Natur (Klima, Genetik, Botanik, Agrarökonomie).
Atelier Brückner: Gestaltung des Museums
Atelier Brückner entwickelt und realisiert Ausstellungskonzepte entsprechend dem Motto „form follows content“. Es entstehen Szenografien, die dem Inhalt eine dreidimensionale Sprache verleihen. Der Inhalt drückt sich im Raumbild aus. Die Raumfolgen werden zum choreografierten Parcours. Der Besucher wird direkt angesprochen und eingebunden.
Der Baufortschritt wird nach der Schließung des Hauses auf der Webseite des Museums zu verfolgen sein.
Lesen Sie hier unser Interview mit Prof. Eberhard Schlag, einem Partner von Atelier Brückner, zum Thema Szenografie und Numismatik.
Wir haben schon des öfteren über Arbeiten des Ateliers Brückner berichtet. So beispielsweise von der Gestaltung der Sonderausstellung zum 150-jährigen Bestehen Italiens in Rom und zur Neugestaltung des Staatlichen Museums für Archäologie Chemnitz.