von Ursula Kampmann
28. August 2014 – Palermo ist eine wundervolle Stadt. Vor allem wenn es nicht Samstag-, sondern Sonntagnacht ist. Am Montag müssen nämlich selbst Palermitaner arbeiten, was bedeutet, dass der Lärmpegel des Vorabends deutlich niedriger liegt, als wenn ein Sonntag zum Ausschlafen folgt. Es kann natürlich auch sein, dass wir von den Lärmexzessen der vorangegangenen Nacht so erschöpft waren, dass wir in dieser Nacht schliefen wie die Toten.
Montag, 28. April 2014
Wie auch immer, wir wachten am nächsten Morgen erfrischt auf und freuten uns auf den zu Unrecht weithin unbekannten Palazzo Chiaramonte. Der verfügt nämlich über zwei große kulturhistorische Schätze. Eine mit figürlichen Szenen bemalte Holzdecke vom Ende des 14. Jahrhunderts und – weltweit einmalig: Ein Inquisitionsgefängnis, dessen Wände die Angeschuldigten bemalt haben.
Inquisition? In Palermo? Nun, einen großen Teil der Geschichte dieser Stadt bestimmte die Heimat der Inquisition, Spanien.
Karl von Anjou. Reale d’oro o. J., Messina. Aus Auktion Künker 239 (2013), 5302.
Alles begann mit Konrad, Nachfolger Friedrichs II. Der wurde einfach nicht alt genug, um einen erwachsenen Sohn zu hinterlassen. So schickte man den kleinen Konradin einfach nach Deutschland, während die Erwachsenen sich um sein Erbe zankten. Ein illegitimer Sohn Friedrichs kämpfte gegen den Kandidaten des Papstes, Karl von Anjou. Karl setzte sich durch. Er eroberte Sizilien und behielt es, selbst wenn er dafür – zum Entsetzen aller ritterlich gesinnten Adligen – den Enkel Friedrichs, den hoffnungsfrohen Konradin, hinrichten musste.
Pietro von Aragon und Constanze, 1282-1285. Pierreale d’oro o. J., Messina. Aus Auktion Künker 245 (2014), 302.
Beliebt machte sich Karl von Anjou mit solchen Heldentaten sicher nicht. Die Unzufriedenheit der sizilianischen Adligen nutzte Peter III. von Aragon, den man in seiner Heimat Peter den Großen nennt. Er hatte die Enkelin Friedrichs II. geheiratet und erhob in ihrem Namen Anspruch auf das Erbe. Der Aufruhr, die berüchtigte Sizilianische Vesper, begann vor den Toren von Palermo. Ein paar Spanier sollen sich den Sizilianerinnen gegenüber zu viel herausgenommen haben. Es gab böse Worte, Degen wurden gezogen und im Nullkommanichts war ein Krieg im Gange, der – lassen wir die vielen Kämpfe, Gebietsgewinne und Verluste der Übersichtlichkeit halber weg – zur Teilung der sizilianischen Herrschaft führte. Das Festland gehörte den Anjou, Sizilien den Aragonesen.
Friedrich III. von Aragon, 1496-1501. Carlino, Neapel. Aus Auktion Künker 127 (2007), 4985.
Peter hatte seinem drittgeborenen Sohn Friedrich die Herrschaft über Sizilien anvertraut. Und so regierte für gute 100 Jahre ein Ableger des spanischen Königshauses die Insel. Als der 1409 ausstarb, wurde sie ein Teil der spanischen Kronländer. Das war kein Vorteil. Ein Vizekönig herrschte über sie. Das Land sollte Steuern liefern. Investitionen in die Infrastruktur? Fehlanzeige. Das machte man ja schon in Spanien nicht. Dazu verschob sich mit dem Aufkommen des Atlantikhandels der Fokus der Weltgeschichte. Sizilien lag plötzlich am Rande und dämmerte nur noch vor sich hin: Unter spanischer Herrschaft, mit spanischen Beamten und – natürlich – der spanischen Inquisition.
Der Palazzo Chiaramonte. Foto: KW.
Deshalb gab es in Palermo eine Inquisition und ein Gefängnis, das seit 1601 im Palazzo Chiaramonte untergebracht war. Dort saßen die Angeschuldigten außergewöhnlich lange, weil all ihre Akten erst nach Spanien geschickt werden mussten, ehe eine Entscheidung gefällt wurde.
Ich hatte im Internet tief beeindruckende Bilder von den Malereien der Zellen gesehen und wollte unbedingt dorthin. Wann, das war das übliche sizilianische Roulette. Um die Spannung zu erhalten, findet man nämlich nirgendwo eine Zusammenstellung der aktuellen Öffnungszeiten für die verschiedenen Sehenswürdigkeiten. Dort ist man dazu äußerst erfindungsreich hinsichtlich der Stunden, in denen den Touristen Audienz gewählt wird. Aber wir hatten Glück. Zwar konnte man nicht alleine in die Räume, aber mit einer Führung. Und die würde in 5 Minuten beginnen. Es handelte sich um sizilianische Minuten. Nach einer knappen Dreiviertelstunde liefen wir los.
Als wir starteten, waren wir zu viert. Alles Ausländer. Außer mir mit meinen rudimentären Sprachkenntnissen verstand niemand auch nur ein Fitzelchen Italienisch. Was die Führerin nicht aus dem Konzept brachte. Sie sprach und sprach und sprach und sprach. Trotz der aufregenden Zeichnungen wussten wir schon im ersten Raum nicht, was wir uns noch ansehen sollten, während uns der völlig unverständliche Vortrag die Zeit stahl.
Die Soldaten, die Christus ans Kreuz schlagen, tragen für den Angeklagten der Inquisition spanische Rüstungen. Malereien im Palazzo Chiaramonte. Foto: KW.
Nach den ersten vier Sälen hatten wir echtes Pech. Es kamen nämlich noch drei Italienerinnen dazu, und unsere Führerin erzählte alles, was sie bereits uns erzählt hatte, in aller Ausführlichkeit noch einmal. Dabei wäre das, was an den Wänden zu sehen war, auch ohne Worte eindrucksvoll genug gewesen (wahrscheinlich hätten wir es ohne das Gequassel sogar als noch eindringlicher empfunden). Denn die Hilfeschreie der Gequälten, die ihre Zeichnungen mit in ihrem Trinkwasser aufgelöster Holzkohle angefertigt hatten, waren eindringlich genug. Da führten Soldaten in spanischer Rüstung Christus zur Kreuzigung.
Eine Frau hebt klagend die Hände gen Himmel. Malereien im Palazzo Chiaramonte. Foto: KW.
Eine Frau hebt klagend die Hände gen Himmel. Daneben stehen die Worte „Piange la misera“ – beklagt die Arme.
none
Christus als Schmerzensmann befreit die Helden des Alten Testaments aus der Hölle. Malereien im Palazzo Chiaramonte. Foto: KW.
Und der leidende Christus befreit all die Propheten und Helden des Alten Testaments aus der Hölle.
Die Schlacht von Lepanto. Malereien im Palazzo Chiaramonte. Foto: KW.
Immer wieder sieht man auf den Mauern Schiffe. Vielleicht sind sie ein Zeichen für die Sehnsucht der Gefangenen nach Freiheit, während sie so nahe dem Hafen eingeschlossen warteten, bis ihr Urteil mit den Schiffen aus Spanien eintraf. Auf einer Wand ist sogar die Schlacht von Lepanto dargestellt.
Wie gesagt, alles wahnsinnig spannend und berührend. Aber nach anderthalb Stunden für zwölf winzige Räume wurden wir doch ein wenig ungeduldig. Schließlich hatten wir den eigentlichen Palast mit der bedeutenden Holzdecke noch nicht einmal betreten. Unsere amerikanischen Leidensgenossen gaben auf. Wichtige Unternehmungen vorschützend, verließen sie die Gruppe. Und wir mussten noch einmal fast eine Stunde lang unwesentliche Räume mit gleichgültigem Mobiliar besehen, ehe wir in dem großen Saal ankamen.
Die bemalte Holzdecke, die zwischen 1377 und 1380 von drei sizilianischen Malern fertig gestellt wurde. Foto: KW.
Ich war hingerissen. Der Detailreichtum dieser Balkendecke ist unglaublich. Die Bilder erzählen Geschichten aus dem alten Testament, aus Tristan und Isolde und anderen berühmten Sagen.
Eine Nahaufnahme der Decke. Foto: KW.
Jagden werden dargestellt und der Kampf zwischen Christen und Moslems. Man sieht Turniere, thronende Könige und Sagenwesen. Man hat einen Einblick in all das, was einen sizilianischen Adligen im 14. Jahrhundert beeindruckte.
Die Geschichte von Judith und Holofernes. Foto: KW.
Auf unsere Führerin machte das keinen besonderen Eindruck. Sie gab uns 5 Minuten (inklusive 4 1/2 Minuten Vortrag von ihr) und entließ uns dann ungnädig. Wir hatten wohl zu deutlich gezeigt, dass wir mehr an dem Gebäude als an ihrer Führung interessiert waren.
Eigentlich hatten wir ja noch in die Regionalgalerie gehen wollen, aber – o Unberechenbarkeit der Öffnungszeiten – zu unserem guten Glück war sie geschlossen. Wir wären wohl auf jeden Fall zu erschöpft gewesen, um den Rundgang zu genießen.
Erschöpft landeten wir in einem Café und erfrischten die Lebensgeister mit Lemonsoda, ehe wir uns daran machten, für den übernächsten Tag unsere Fahrkarten für die Eisenbahn von Palermo nach Katania zu kaufen. Das war eine gute Idee. Ohne die kurze Ruhepause hätten wir es wohl kaum ohne größere Wutausbrüche geschafft.
Man möchte ja eigentlich meinen, dass diese Strecke nicht so aus der Welt ist. Irrtum. Einen direkten Zug gab es nur um 6.33 (wie uns der ziemlich gestresst wirkende Bahnbeamte mitteilte). Wir konnten nach Messina, und von dort mit dem Regionale nach Katania. Das sollte so etwa zwischen 5 und 6 Stunden dauern. Und nach Messina gab es auch nur alle heiligen Zeiten einen Zug, der nicht an jeder Ecke anhielt. Alle drei – Kurt, ich und der Eisenbahnbeamte – waren schweißgebadet, als wir das schwierige Kunststück vollbracht hatten, zwei Fahrkarten von hier nach da zu kaufen.
Der hässlichste Brunnen Europas. Foto: KW.
Eigentlich wollten wir jetzt in die Martorana, von der es in einem der Internet-Foren geheißen hatte, sie sei den ganzen Tag über geöffnet. War sie natürlich nicht. Sie hatte 20 Minuten vor unserer Ankunft geschlossen, um erst um 16.00 Uhr wieder zu öffnen. Der Besitzer des daneben gelegenen Cafés hätte diese Regelung sicherlich vehement verteidigt. Alle seine Tische waren besetzt, so dass wir keinen Platz bekamen und gezwungen waren, einen kleinen Spaziergang zu machen. Der führte uns unter anderem zur Piazza Pretoria, die im Volksmund seit der Aufstellung des Brunnens im Jahr 1573 als Piazza Vergogna bekannt ist, als „Schamplatz“. Hier tollen derart viele nackte Brunnenfiguren herum, dass die Palermitaner beim Überqueren des Platzes jedes Mal schamrot geworden sein sollen. Palermitanische Connaisseurs schämen sich aus einem anderen Grund. Der Kunstkenner Goethe jedenfalls sprach in diesem Zusammenhang von einem „Vorfahren der Pallagonischen Raserei“.
Das Innere von San Cataldo. Foto: KW.
Von ganz anderer Qualität ist das Innere der Kirche San Cataldo, die gegenüber der Martorana liegt und – welch hervorragendes Marketingargument! – eine halbe Stunde früher aufmacht. Dies beschert ihr täglich um 15.30 eine große Menge von Touristen, die diese mosaiklose Kirche sonst sicher links liegen gelassen hätten. Ob sie dieses Bijoux zu würdigen wissen? Immerhin handelt es sich bei dem Bau, der immer noch dem Orden der Ritter des Heiligen Grabes gehört, um einen der letzten arabisch-normannischen Kirchenbauten.
Ein Blick in die Martorana. Foto: KW.
Direkt gegenüber liegt der unauffällige Eingang zur Martorana, einer Kirche mit Mosaiken, deren Qualität die der Capella Palatina in den Schatten stellt. Wobei man das im ersten Moment gar nicht merkt. Zu gut sind sie in den barockisierten Kirchenbau integriert.
Der Stifter Georg von Antiochia betet vor der Jungfrau Maria – das Käferartige Aussehen seines Körpers geht auf eine schlechte Restaurierung zurück. Mosaik in der Martorana. Foto: KW.
Gebaut hat die Kirche Georg von Antiochia, ein griechischer Bewohner Tunesiens, den es nach Sizilien verschlug. Dort stieg der mit Griechisch und Arabisch zweisprachig aufgewachsene Mann am Hof Rogers II. schnell zu höchsten Ehren auf. Er wurde Botschafter und wenig später Admiral. Unter seinem Kommando war die Macht des sizilianischen Königs so groß, dass er sich sogar an eine Belagerung Konstantinopels wagen konnte, (die allerdings scheiterte).
Christi Geburt. Mosaik in der Martorana. Foto. KW.
Die Mosaiken der Kirche stehen vollständig in der griechischen Tradition.
Christi Empfängnis. Mosaik in der Martorana. Foto: KW.
Um eine vergleichbare Qualität zu finden, muss man lange suchen. Ein gutes Beispiel ist die subtile theologische Finesse, wie sie in dieser Darstellung der Empfängnis Mariae zum Ausdruck kommt: Der Erzengel Gabriel verkündet Maria das bevorstehende Geschehen, während die Hand Gottes den hl. Geist als Taube schickt. Die überraschte Maria ist beim Spinnen, der weiblichsten aller Tätigkeiten, zumindest im 12. Jahrhundert …
Großartige Kunst, ich gebe es zu, aber danach waren wir einfach nur noch müde…
Dienstag, 29. April 2014
Langsam stellten sich selbst bei uns leichte Abnützungserscheinungen ein. Das Pläneschmieden am Morgen wurde ein wenig mühsam. Wir hatten einfach auf zu viele Dinge überhaupt keine Lust. Sehenswürdigkeiten, die nur mit einem Führer zu betreten waren? Sicher nicht! Weite Wege? Auf keinen Fall! Da sahen wir auf einmal diese roten Doppeldeckerbusse, die Touristen durch alle Städte der Welt kutschieren. Normalerweise nicht unser Ding, aber für heute genau richtig. Wir stiegen ein, überraschten die Hostess damit, dass wir aber ganz bestimmt keine Kopfhörer wollten, und genossen, wie bequem sich die Stadt vor uns entfaltete.
So sieht das aus, wenn man hinter die Fassaden schaut. Foto: KW.
Kirchenfassaden, boten sich aus einem völlig neuen Blickwinkel dar.
Der Platz „Quattro Canti“. Foto: KW.
Beim Quattro Canti, dem Zentrum des alten Palermo, befanden wir uns auf Augenhöhe mit den in den Fassaden aufgestellten spanischen Herrschern.
Blick in ein Geschäft für Devotionalien. Foto: KW.
Und sogar der Papst hatte eine segnende Hand für uns. Immerhin war Johannes Paul II. zwei Tage vorher heilig gesprochen worden, und schon bot ein geschäftstüchtiger Devotionalienhändler eine lebensgroße Statue von ihm an!
San Giovanni degli Eremiti. Foto: KW.
Wir fuhren einmal um die Stadt. Wir fuhren noch einmal herum. Und dann wurde es uns langweilig. Ziemlich unvermittelt entschieden wir uns, schnell mal auszusteigen, um die Kirche San Giovanni degli Eremiti anzusehen.
San Giovanni degli Eremiti. Foto: KW.
Bei diesem eindrucksvollen Kloster handelt es sich um das erste römisch-katholische Kloster auf Sizilien. Roger II. gründete es nach seiner Bestätigung als König der Insel. Zum Bau verwendete man Spolien einer Moschee. Eigentlich war geplant, hier die ungekrönten Familienmitglieder zu bestatten, was allerdings nie geschah. Und es ist fast ein Wunder zu nennen, dass trotz der Menschenmassen, die vor dem nahe gelegenen Normannenpalast anstehen, die Ruhe des kleinen Kreuzgangs erhalten geblieben ist.
Der größte Feigenbaum Europas. Foto: KW.
Allmählich kapierten wir das „Hop on – Hop off“ Verfahren. Das war ja geradezu lustig, im letzten Moment zu beschließen, dass wir den Park noch einmal ansehen wollten, an dem wir gestern vorbeigegangen waren. Im Giardino Garibaldi stehen nämlich die größten Feigenbäume Europas. Beeindruckende Gewächse, wobei ich ohne Wikipedia nie auf die Idee gekommen wäre, dass es sich um Feigenbäume handeln könnte.
Maria der Verkündigung. Gemälde des Antonello da Messina. Quelle: Wikipedia.
Wir entschieden uns, als letzte Sehenswürdigkeit die Galleria Regionale della Sicilia zu besichtigen und haben es nicht bereut. Allein wie Antonello da Messina die Jungfrau im Moment der Verkündigung darstellt, hat so etwas Intimes, Zartes, dass man nicht aufhören kann hinzusehen.
Der Triumpf des Todes, 15. Jh. Quelle: Wikipedia.
Ganz anders das gewaltige Fresko mit der Darstellung des Triumphs des Todes. Dieses Nebeneinander von Leben und Sterben, von Pracht und Verfall, ja dies ist ein wunderbares Bild, um unsere Reise durch das blühende Sizilien zu beschließen.
Wir beendeten die Stadtrundfahrt, gingen heim und packten. Die Bahnfahrt nach Katania war wie immer in Italien anstrengend und voller Überraschungen. (Ich liebe es, mit vollem Gepäck treppauf, treppab den richtigen Bahnsteig für meinen Zug zu suchen.)
Sizilien machte es uns – ich gebe es zu – gar nicht schwer, sich von ihm zu verabschieden. Wie der Hotelportier sagte, als wir ihm versicherten, in was für einer wundervollen Stadt er lebe: „Möchten Sie wirklich mit mir tauschen und hierbleiben?“ Nein, wir wollten nicht. Für den Urlaub ist das palermitanische Chaos durchaus bereichernd. Für den Alltag ist es nur anstrengend. Nehmen wir zum Beispiel unseren letzten Weg in Sizilien, die kleine Distanz zwischen dem Hauptbahnhof von Katania und unserem beim Flughafen gelegenen Hotel.
Wir entschieden, dafür kein Taxi, sondern den Bus zu nehmen. Ich kaufte die Tickets, wir stiegen ein und warteten. Es war heiß, der Bus unklimatisiert. Wir schwitzten. Der Bus wurde voller und voller und voller. Als er so richtig voll war, stieg der Busfahrer ein und teilte uns mit, dass wir in den Bus daneben umsteigen müssten. Ein aufwändiges Unterfangen. Nicht nur wir hatten Gepäck dabei (welche Überraschung in einem Flughafenbus!). Aber endlich waren alle Menschen und Koffer vom einen in den anderen Bus umgeschichtet. Und schon ging es los. Wir sahen in der folgenden Dreiviertelstunde viel von Katania, viel mehr als ich je gedacht hatte, von Katania zu sehen. Und irgendwann waren wir wieder am Bahnhof. Nein, wir mussten nicht noch einmal umsteigen. Der Bus zielte nun tatsächlich in Richtung Flughafen und kaum waren anderthalb Stunden seit der Ankunft unseres Zugs vergangen, stiegen wir am Flughafen aus.
1,5 Kilometer war unser Hotel vom Flughafen entfernt. Der Taxifahrer wollte dafür 25 Euro. Natürlich hatte ich den Eindruck, der Mann wolle mich betrügen. Tat er aber nicht. Eine Fahrt vom Flughafen in die Stadt wird in Katania pauschal bezahlt, gleich wo man hinfährt. Der Mann hatte in der langen Schlange der Taxis angestanden und wollte jetzt seine 25 Euro. Und wenn das Hotel nur 1,5 Kilometer weit entfernt war, was ging es ihn an?
Dies sah ich natürlich etwas anders. Wutschnaubend suchte ich die nächste Touristeninformation. O Wunder! Sie war geöffnet!!!!
Und davor standen schon andere Touristen. Es waren Amerikaner, die über ein Internet-Portal ein Hotel gebucht hatten, und dabei ein wenig mit den Entfernungen durcheinander gekommen waren. Kurz, sie suchten lautstark ein anderes Hotel. Ich schimpfte ebenfalls ziemlich hörbar vor mich hin. Gut, dass die Hostess krisengestählt war. Routiniert rief sie in unserem Hotel an, um den kostenlosen Hotelbus zu organisieren, von dem wir natürlich nicht gewusst hatten, dass es ihn gibt (warum sollte so etwas auch auf der Website angegeben sein?). Die anderen Reisenden waren von diesem Komfort derart angetan, dass sie ihre Reservierung sausen ließen und ebenfalls in unserem Hotel buchten.
Wir verbrachten einen unterhaltsamen Abend mit den beiden, auch wenn das Essen im Hotel eher teuer als gut war. Nun, wir waren eben wieder in der internationalen Welt angekommen.
Ciao Sicilia! Era fantastico!
Sie finden hier alle Teile der Reihe „Blühendes Sizilien“.