Blühendes Sizilien Teil 2

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von Ursula Kampmann

15. Mai 2014 – Nächstes Jahr findet der internationale numismatische Kongress in Taormina statt. Das heute touristisch sehr erschlossene Städtchen hieß in der Antike Tauromenion und nahm nach der Zerstörung von Naxos durch Dionysos I. von Syrakus im Jahr 358 v. Chr. die Überlebenden auf. Forschen Sie mit uns nach den Überresten aus der Antike

Montag, 14. April 2014
Eugenio, unser Gastgeber war immer noch ganz überwältigt von der Fundmünzen-Erfahrung des gestrigen Abends. Während wir mit dem Frühstück begannen, eilte er aus der Küche, um uns noch einmal zu danken. Und dabei hat er viel von dem erzählt, was ihn so in seinem Dasein bewegt: Sein Hauptverdienst stamme nicht aus dem Agriturismo, sondern von seinem Orangenhain. Hier in Sizilien könne er die Früchte nicht verkaufen, weil das, was vor Ort gezahlt werde, weniger sei, als die Produktion ihn koste. Deshalb habe er bis letztes Jahr zusammen mit einigen anderen Bauern einen Lastwagen gechartert und die Orangen nach Großbritannien direkt verkauft. Doch das klappe nicht mehr so richtig. Deshalb wolle er in diesem Sommer einmal nach Westeuropa fahren, um herauszufinden, ob es nicht andere Möglichkeiten gäbe, seine Ware direkt zu vermarkten. (Sollte irgendjemand gute Verbindungen haben zu einem Supermarkt, der an 1a Orangen interessiert ist, ich bin gerne bereit, den Kontakt herzustellen!)

Italienisches Frühstück: Zwei Hörnchen, Butter und Marmelade, dazu Kaffee oder Tee. Foto: KW.

Nein, seine Kinder würden sich nicht für das Geschäft interessieren. Die seien auch alle drei nicht mehr in Italien. Zwei seien nach Australien ausgewandert, weil sie dort sofort einen Job gefunden hätten, der ihren Qualifikationen entsprechen würde. Eigentlich würden ja alle gut ausgebildeten Leute derzeit Sizilien verlassen. Das würde er gut verstehen. Er liebe ja sein Land, aber die Umweltverschmutzung, die sei nicht mehr zum Aushalten. Jeder würfe alles einfach in die nächste Ecke, der Staat käme da seinen Pflichten überhaupt nicht nach. Und das sei das große Problem. Wo der Staat involviert sei, da funktioniere gar nichts. Er müsse ja wegen der Kooperative alles ganz sauber abrechnen, aber er würde schon verstehen, wenn viele gute Handwerker schwarz arbeiten würden. Es habe ja keinen Sinn, Steuern zu zahlen, wenn man nichts dafür erhalte. Und so weiter, und so fort.
Dann ging es über zur EU, deren Regeln so schwierig einzuhalten seien, dass es bald keinen Spaß mehr mache. Seine eigenen guten Produkte könne er gar nicht auf dem offiziellen Markt verkaufen, weil die ganzen Prüfungsverfahren für ihn als kleinen Marktteilnehmer viel zu teuer seien. Für seine Orangen habe er ja jetzt das Bio-Siegel, deshalb könne er die auch problemlos im Ausland verkaufen. Aber seine Oliven, da habe er einfach zu wenig, um den Aufwand zu treiben.
Ich denke, in dieser Stunde beim Frühstück haben wir von Eugenio mehr über Land und Leute erfahren, als wir es in jedem Buch nachlesen hätten können und es war dazu wesentlich eindrücklicher! Und ich habe mir fest vorgenommen, in Zukunft die Orangen, die ich in meinem Supermarkt kaufe, mit viel größerer Ehrfurcht zu essen!

Unser kleiner Freund, das Hausgecko (hemidactylus turcicus)), das morgens und abends in einem riesigen Betonrohr auf uns wartete, wenn wir die Schranke zur Masseria durchquerten. Foto: KW.

Eigentlich hatten wir für heute eine Ätna-Rundfahrt vor, aber der Ätna hatte sich mal wieder in Wolken gehüllt. Überhaupt sah es ziemlich regnerisch aus, und so im Regen auf dem Ätna … Na, das war wirklich nicht das, was wir uns vorgestellt hatten.

Die malerische Bucht von Taormina bei nicht ganz so malerischem Regen. Foto: KW.

Wir beschlossen also, gleich nach Taormina zu fahren. Eine weise Entscheidung, denn um den Ätna herum goss es in Strömen. Also durch den dicken Verkehr von Catania, auf die Autobahn nach Taormina und nach einer kleinen Stunde standen wir im Parkhaus von Taormina.
Ein echtes Parkhaus! Wie in einer deutschen Großstadt! Das wussten wir wirklich zu schätzen, vor allem weil uns noch die Drohungen der Vertreterin von Sixt im Hinterkopf bedrängten, dass jeder zweite neue Smart auf Sizilien gestohlen werde. Aber Taormina ist eben organisiert. Schließlich ist Tauromenion nicht nur eine Ruine, sondern eine weltberühmte Touristenattraktion mit Massen von Besuchern. Sie alle kommen in Fahrzeugen, die man im verwinkelten Stadtzentrum sicher nicht brauchen kann. So existieren an beiden Eingängen zum alten Taormina Parkgaragen, von denen man mit einem Shuttlebus direkt ins Stadtzentrum fahren könnte. Wohl gemerkt, könnte. Denn dazu müsste man wissen, welcher Shuttlebus ins Zentrum fährt, und solche Marginalien standen halt mal wieder nicht angeschrieben.

Wir wissen bis heute nicht, wohin uns diese endlose Treppe eigentlich geführt hätte. Foto: KW.

Dafür fand ich eine Treppe ins Stadtzentrum, die wir keuchend hochliefen. Und dann gab es noch eine andere Treppe, die wir auch hinaufstiegen. Und noch eine Treppe, und noch eine Treppe, und irgendwann nach gefühlten 3.000 Treppenstufen, wollten wir eigentlich nur noch wissen, wo diese blöde Treppe endlich enden würden!
Herausgefunden haben wir das nie. Irgendwann nach einer guten Stunde und rund 200 Höhenmeter stießen wir auf eine richtige Fahrstraße, die wir wieder nach unten wanderten. Und dort stellten wir fest, dass wir ganz unten, gleich nach den ersten 50 Treppenstufen, uns einfach hätten links statt rechts halten müssen, um direkt vor dem griechischen Theater zu stehen. Ach ja.

Tauromenion. Bronze, nach 336. Aus Auktion Gorny & Mosch 216 (2013), 2185.

Auch wenn die Sikuler schon seit dem Ende des 2. Jahrtausends auf dem Berg von Tauromenion ihre Wohnstätten hatten und zu den Griechen in im 734 gegründeten Naxos freundliche Beziehungen unterhielten, begann Taorminas großer Aufstieg erst mit dem Untergang des bedeutenderen Nachbarn. Dionysios von Syrakus zerstörte Naxos nämlich im Jahr 403. Die überlebenden Bewohner verließen ihre Heimat nach und nach und siedelten sich im sicheren Tauromenion an.

Tauromenion. Bronze, nach 336. Vor dem Apollonkopf Inschrift „Archegetas“. Aus Auktion Fritz Rudolf Künker 236 (2013), 421.

Tauromenion muss nach der Vernichtung von Naxos schnell gewachsen sein. So wählte Timoleon auf seinem Feldzug die Stadt als den Hafen, in dem er mit seinem kleinen Heer auf Sizilien landete. Zu dem Zeitpunkt herrschte hier ein Tyrann namens Andromachos, der sich in seiner Amtsführung so voll und ganz von seinen Berufskollegen unterschieden haben soll, dass ihn Timoleon im Amt beließ. (Vielleicht lag dies auch ein ganz klein wenig daran, dass Andromachos ihn von Anfang an unterstützt hatte.)

Tauromenion. 4 Litrai, 274-216. Aus Auktion Peus Nachf. 407 (2012), 268.

Wie auch immer, wir wissen nicht allzu viel über das Tauromenion des 4. und 3. Jahrhunderts. Es war mal selbstständig, mal stand es unter der Kontrolle von Syrakus, und so kam es mit dem Zweiten Punischen Krieg unter römische Herrschaft. Ein Hinweis bei Appian besagt, dass Tauromenion sich wegen seiner Unterwerfung günstige Friedensbedingungen sichern konnte. Jedenfalls schreibt Cicero, dass Tauromenium eine der drei Städte auf Sizilien war, die sich des Status einer civitas foederata rühmten, was damals sehr seltene und höchst begehrte Privilegien beinhaltete.

Tauromenion. Bronze nach 211. Aus Auktion Peus Nachf. 412 (2014), 53.

Unter den Römern wurde diese Festung, die sowieso schon als uneinnehmbar galt, noch weiter ausgebaut. Man legte große Zisternen an, die ausreichten, um, wenn sie gefüllt waren, die Einwohner rund zwei Jahre lang mit Wasser zu versorgen. Hier verschanzten sich die aufständischen Sklaven während ihres Aufstands von 134-132. Erst der Hunger zwang sie zur Aufgabe.

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Sextus Pompeius, + 35. Denar, 37/6, sizilische Münzstätte. Aus Auktion Künker 243 (2013), 4694.

Auch für Sextus Pompeius war Taormina eine der wichtigsten Festungen auf Sizilien. Hier fand eine Seeschlacht statt, bei der Octavian – und das höchstpersönlich, da die Flotte unter seinem direkten Kommando stand – vernichtend geschlagen wurde. Deshalb entschied sich der zukünftige Friedenskaiser, die Taorminesi von ihrem Besitz zu vertreiben, um eine römische Kolonie einzurichten. Taormina blieb eine blühende Stadt, nun mit lateinisch sprechenden Bewohnern, die einen hervorragenden Wein kelterten und die besten Meeräschen fischten, wie Juvenal in einem seiner Gedichte überliefert.

Größere Bedeutung gewann Taormina wieder in byzantinischer Zeit, als es nach der Zerstörung von Syrakus den letzten, wichtigen Stützpunkt des byzantinischen Kaisers im Kampf gegen die Araber darstellte. Es wurde erst 902 erobert, dann aber immer wieder zum Ausgangspunkt für Aufstände, was letztendlich dazu führte, dass die Stadt 969 nach einem neuen Aufstandsversuch völlig zerstört und als „Al-Muizzia“ wieder aufgebaut wurde.

Fortan teilte Taormina das Schicksal aller sizilianischen Städte, kam erst unter normannische, dann unter französische und schließlich unter spanische Herrschaft. Das endgültige Ende der Stadt schien im 19. Jahrhundert durch die Verlegung des Verkehrsweges von Messina nach Katane gekommen zu sein. Die Straße verlief nun etwas weiter im Landesinneren und ließ Taormina außen vor. Was letztendlich das Glück dieses bezaubernden Städtchens war. So blieb es von den Folgen der Industrialisierung verschont und konnte zu dem weltweit bekannten Touristenziel aufsteigen, als das wir es heute kennen.

Fotographie Wilhelms von Gloeden von 1890/5 mit dem Titel „Liebe und Kunst“. Quelle: Wikicommons.

Schon Goethe hatte Taormina auf seiner italienischen Reise besucht, aber den großen Durchbruch brachte erst ein deutscher Lungenpatient, Wilhelm von Gloeden, der 1878 nach Taormina kam. Was Herr von Gloeden da trieb, würde derzeit in Deutschland wohl die Aufmerksamkeit der Polizei erregen. Er machte erotische Fotos von sizilianischen Lausbuben, die er mittels antikisierender Requisiten, kunstvoller Beleuchtung und einer höchst wirksamen, deckenden Körperschminke zu Repräsentanten seines neuen Arkadien idealisierte.
Ende des 19. Jahrhunderts aber elektrisierten seine Bilder die intellektuelle Avantgarde. Flott ernannte sich Gloeden selbst zum Baron, konstruierte eine hübsche Vergangenheit, die aus einem Vater im Heer und einer Geburt in einem Schloss bei Wismar bestand, und so wurde sein Atelier sogar im Baedeker aufgeführt, was ihm nicht nur einen Besuch von Oscar Wilde einbrachte, sondern auch respektablere Kunden wie Alfred Krupp, Richard Strauss und den deutschen Kaiser Wilhelm II. (Gehen wir zur Ehrenrettung dieser Herren mal davon aus, dass sie sich mit Gloedens bekleideten Porträts der lokalen Unterschicht begnügten. Die Nacktbilder soll der Fotograph nur an Freunde und echte Fans unterm Ladentisch verkauft haben.) Die Vermarktung der Bilder als Postkarten machte Gloeden, sein Arkadien und Taormina endgültig so beliebt, dass auch die Pauschaltouristen einen Halt dort einlegen wollten.

Fotographie Wilhelms von Gloeden: „Madonna“, 1890er. Quelle: Wikicommons.

Übrigens, besonders bei der armen Bevölkerung Taorminas war Gloeden sehr beliebt. Er zahlte seine Modelle nicht nur fürs Stehen, sondern richtete ihnen auch Konten ein, auf die er einen Teil seines Gewinnes aus ihren Aufnahmen einzahlte. Er half häufig finanziell aus, und so wurde seine homoerotische Neigung von der Bevölkerung akzeptiert. Die Faschisten waren da nicht so liberal. Der größte Teil der von Gloeden hinterlassenen Fotographien wurde unter Mussolini mit dem Vorwurf der Pornographie vernichtet. Deshalb liegt heute die größte Sammlung seiner Fotos in Berlin bei der Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte.

Souvenirgeschäft in Taormina. Foto: KW.

Heute hört man in den Bars der Stadt hauptsächlich Deutsch, aber auch Englisch, Französisch, Russisch, ja, gelegentlich auch Italienisch, (wenn die Kellner miteinander reden). In ganz Taormina gibt es kaum ein Haus, das nicht ein Restaurant, ein Hotel oder ein Souvenirgeschäft beherbergt. Und nichtsdestotrotz ist das Theater mit seinem Blick über das Meer immer noch ein magischer Ort, an dem man gerne sitzt und die Zeit keine Rolle zu spielen scheint.

Das Theater von Taormina. Foto: KW.

So auch für uns. Wir hatten nach den 5.000 Treppenstufen ins Nirgendwo und der nichtendenwollenden Via Leonardo Da Vinci im Stadtzentrum endlich das Tourismusbüro entdeckt, wo uns ein Plan mitteilte, wie nahe beieinander eigentlich alle Sehenswürdigkeiten lagen.
Wir eroberten das Theater – zum Glück bevor die Kreuzfahrttouristen des Tages ankamen (15 Gruppen à 30 Personen). Das Theater von Taormina wird gerne zitiert, wenn die Unterschiede zwischen griechischem und römischem Theater beschrieben werden. Taormina sei so herrlich in die Landschaft eingepasst, dass das Meer als Hintergrund jedes Theaterstücks eine Hauptrolle spiele. Tatsächlich sind die Überreste, die heute zu sehen sind, praktisch ausschließlich römisch. Und wenn man sich im Geiste die Skena ergänzt – und nicht auf den oberen, billigen Rängen sitzt, dann stellt man fest, dass man von der Landschaft sicher nicht besonders viel sehen konnte. Allerdings klafft heute, Gott sei Dank, in der Mitte der Bühnenanlage eine große Lücke, durch die man einen wundervollen Blick hat. Dieser Blick lässt einen vergessen, dass das Theater in römischer Zeit hauptsächlich für Gladiatoren- und Tierkämpfe benutzt wurde.

Das kleine Odeion. Foto: KW.

Danach machten wir eine Pause in einer der kleinen Bars, die praktisch ausschließlich von deutschen Touristen verschiedenster Reisegruppen bevölkert wurde. Eine tischübergreifende Verbrüderung setzte ein, als alle davon berichteten, wie wenig sie gesehen hätten, als sie heute – wie im Programm vorgeschrieben und deshalb unumgänglich notwendig – auf den Ätna gefahren waren. Na, da waren wir wieder einmal froh, dass wir unser eigenes Programm machen konnten.
Eigentlich wollten wir ja noch zum Dom, aber ein ständiger Regen überzeugte uns, dass wir jetzt genug von Taormina gesehen hatten. Schließlich werden wir 2015 beim internationalen numismatischen Kongress sicher noch genug Möglichkeiten bekommen, jeden Winkel dieses Städtchens kennenzulernen.
Wenn Sie sich für den Kongress anmelden wollen, können Sie das schon jetzt auf der Website tun.

Auch eine Möglichkeit, antike Münzen zu kaufen: Im Fernsehen. Foto: KW.

Wir waren rechtzeitig zurück, um uns bis zum Abendessen noch ein wenig die Zeit vertreiben zu müssen. Doch was sahen wir? Wieder einmal antike Münzen, diesmal im Fernsehen. Da gab es einen Solidus von Valentinian I. für 5.250 Euro, einen Sesterz des Antoninus Pius für 1.500 Euro, und vieles mehr.

Ein großer italienischer Marktakteur in Sachen Kulturgüter. Foto: KW.

Ich gebe gern zu, dass ich viele italienische Münzhändler kenne, aber von einer Firma Bolaffi hatte ich noch nichts gehört. Das Internet belehrte mich, dass die 1890 gegründete Firma nicht nur numismatische Objekte vertreibt, sondern auch Briefmarken, seltene Bücher und Autographen, Möbel und anderes mehr. Es gibt vier Flagstores, in Turin, Mailand, Verona und Rom. Und die Website offeriert eine chinesische und russische Version. Interessant.

Nein, kein Tomatensalat. Foto: KW.

Nicht interessant, sondern bemerkenswert war das Abendessen, das uns Eugenio und Marysa vorsetzten. Ein viergängiges Menü mit lauter einheimischen Köstlichkeiten. Als Vorspeise gab es einen Orangensalat, ja, tatsächlich, süße Orangen mit Frühlingszwiebeln, Sellerie und schwarzen Oliven, angemacht mit Essig und Öl. Einfach köstlich!!!

Marysa reibt frisch den unentbehrlichen Ricotta, der auf eine Pasta alla Norma gehört. Foto: UK.

Der Primo bestand aus einer Pasta Norma, einer typisch sizilianische Delikatesse. Die Farben der fünf Zutaten – Penne, Auberginen, Tomaten, frisches Basilikum und Ricotta – werden als Verbindung der italienischen Trikolore (grün, weiß, rot) mit den Farben der Stadt Catania (weiß, schwarz) interpretiert. Und auch zur Entstehung des Namens gibt es zwei hübsche Legenden: Sicher ist, dass die Pasta nach der Oper Norma des in Katania geborenen Komponisten Vincenzo Bellini benannt wurde. Aber ob der Koch so von dieser Oper begeistert war, dass er sein Gericht damit schmücken wollte, oder ob der in Katania für einen Superlativ gebräuchliche Ausdruck „una vera norma“ sich auf die Pasta übertrug, das darf man sich aussuchen.

Costoletta und ein Fenchelauflauf. Foto: KW.

Zum Hauptgang brachte Marysa uns einen Auflauf mit Fenchel, dazu so genannte Costolette in Marsala mariniert. Costoletta bedeutet im Deutschen übrigens nicht etwa Kotelett, sondern ganz etwas anderes. Deshalb ist eine costoletta alla milanese auch nicht, wie im Internet zu finden, ein Kotelett in einer besonderen Panade, sondern das allseits bekannte und beliebte Wiener Schnitzel.

Cannolo. Foto: KW.

Abschluss des Festmahls waren die berühmten sizilianischen Cannoli. Das Wort leitet sich von dem lateinischen „canna“ für Rohr ab, wobei das Rohr nicht für die Form des Gebäcks steht, sondern für das Rohr, um das der Teig zum Frittieren gewickelt wurde. Cannoli bestehen also aus einer frittierten Teigrolle, die eine süße Füllung auf Ricotta-Basis enthält. Ursprünglich in Palermo geschaffen, wurden Cannoli nur während des Karnevals gegessen. Aber die Zeit ist lange vorbei. Heute gibt es keine Pasticceria auf Sizilien, die diese gehaltvolle Köstlichkeit nicht anbietet.
Und ich möchte nicht versäumen auch den Preis für dieses fürstliche Menü inklusive Wein und Wasser zu nennen: Wir waren dafür 18 Euro pro Person schuldig.

Dies war leider unser Abschlussabend mit Eugenio und Marysa. Am nächsten Morgen würde es in einen Agriturismo zwischen Palermo und Trapani gehen. Von dort aus fahren wir nach Selinunt, Monreale, Segesta, Motya und erleben darüber hinaus die große Karfreitagsprozession von Trapani mit. Versäumen Sie also nicht die nächste Folge von Blühendes Sizilien.

Und wenn Sie selbst bei Eugenio und Marysa Urlaub machen möchten. Hier ist der Link zu ihrem Agriturismo – aber vergessen Sie nicht, vorher mitzuteilen, um welche Uhrzeit Sie ankommen möchten.

Sie finden hier alle Teile der Reihe „Blühendes Sizilien“.