24. Februar 2011 – 1861 wurde die Abteilung für Münzen und Medaillen des British Museum aus dem Antikendepartement herausgelöst. Seitdem zählt das Münzkabinett des BM zu den größten und aktivsten Forschungsstellen für Numismatik. Am Freitag, dem 18. Februar 2011, wurde sein 150. Geburtstag mit einem großen Kolloquium begangen.
„Museums and the future of UK numismatics“ so lautete der Titel der Veranstaltung. Referenten vor allem aus den Reihen der Mitarbeiter des British Museums beschrieben die Rolle des Münzkabinetts des BM in Vergangenheit und Gegenwart und skizzierten Ideen für die Zukunft.
Neil MacGregor, Direktor des British Museums, begrüßt die Gäste des Kolloquiums.
Natürlich verfügte das BM bereits bei seiner Gründung im Jahre 1753 über eine hübsche Münzsammlung. Doch diese wurde zusammen mit den Manuskripten verwaltet, ehe man sie im Jahr 1803 dem Antikendepartement angliederte. Als 1861 die Abteilung für Münzen und Medaillen gegründet wurde, verfügte das Museum bereits über rund 157.000 numismatische Objekte.
Doch die großen Zuwächse kamen erst noch. Durch die Rolle Großbritanniens als erste unter den Kolonialmächten wuchs die Sammlung zu einer der größten der Welt. Heute kann man die Bestände nur schätzen. Rund eine Million Münzen, Medaillen, Banknoten und andere numismatische Objekte werden in London gehütet und wissenschaftlich ausgewertet.
Andrew Burnett, früher Direktor des Münzkabinetts, heute stellvertretender Direktor des British Museums, referierte über die wissenschaftlichen Leistungen, die das British Museum für die Numismatik erbrachte.
17 Numismatiker und Numismatikerinnen haben das Erbe ihrer großen Vorgänger angetreten. Damit besitzt das British Museum weltweit den größten Stab an Numismatikern.
Sie alle können sich auf große Vorbilder berufen. Epochale Werke wie der Katalog griechischer Münzen des BM, der RIC oder der Katalog orientalischer Münzen sind hier entstanden.
Doch die Aufgaben des British Museum haben sich verändert. Heute ist Pflege und Publikation der Sammlung nur noch ein winziger Teil des Alltags der Kuratoren.
Sam Moorhead stellt die Referenten vor, die über neue Aufgaben berichten, die das Portable Antiquities Scheme mit sich bringt.
Da ist zunächst die unglaubliche Menge von Material, die das Portable Antiquities Scheme zu einer ersten Bestandaufnahme ins British Museum schwemmt. Kein anderes Museum der Welt muß sich mit solchen Mengen an Hortmaterial auseinandersetzen, was übrigens nicht am einstigen Reichtum Englands liegt, sondern an der heute vorbildlichen Gesetzgebung.
Die Website des Portable Antiquities Scheme.
Wie zum Beispiel reinigt man 52.000 Münzen (aus dem Frome Hort) so, daß man sie für eine erste Schätzung brauchen kann? Dies war nur eines der Probleme, die im British Museum gelöst wurden. Und natürlich schwärmten die Wissenschaftler über die enormen Fortschritte bei der Rekonstruktion der englischen Vor- und Frühgeschichte, die durch die breite Materialbasis erst möglich wurden.
Wie man das Geld für den Erwerb der Funde aufbringt, darüber berichtete Gareth Williams. Er zeigte neue Modelle, bei denen Museen gemeinsam Hortfunde kaufen.
Das Afrika-Projekt ist eine Initiative des British Museum. Eine erste Bestandaufnahme wurde 2009 publiziert.
Mit 17 Wissenschaftlern ist das British Museum die weltweit größte numismatische Forschungsstelle an einem Museum. Kein Wunder, daß von hier aus innovative Projekte gestartet werden. Eines davon ist afrikanischem Geld gewidmet. Das im April 2006 initiierte Projekt unter der Leitung von Catherine Eagleton will die Geldgeschichte Afrikas rekonstruieren und dafür einen interdisziplinären Ansatz nutzen. Sozialgeschichte, Anthropologie, Wirtschaftsgeschichte, sie alle sollen beitragen, die afrikanische Auffassung von Geld zu verstehen.
Entscheidend dafür ist, daß das BM hier mit zahlreichen afrikanischen Forschern in ihren Heimatländern zusammenarbeitet, Material zur Verfügung stellt und Hilfe leistet beim Aufbau einer numismatischen Sammlung vor Ort.
Hands on: Eine neue Form, Besucher mit Objekten vertraut zu machen. Sie wurde in der Money Gallery des British Museum entwickelt.
Doch nicht nur in der Wissenschaft geht das British Museum neue Wege. Hier wurden auch moderne Formen der Wissensvermittlung erarbeitet. So ist zum Beispiel das Hands-on-Projekt mittlerweile zu einem Exportschlager geworden. Es beruht auf der Beobachtung, daß ein Besucher eine völlig andere Beziehung zu einem Objekt aufbaut, wenn er es in die Hand nehmen darf. Was in Museen sonst streng verboten ist, wird hier systematisch geübt. Freiwillige sitzen hinter ihren Hands-on-Tischen und erklären dem Besucher die Objekte, die sie ihm in die Hand geben.
Auf der Website des British Museums gibt es spezielle Kommentare zu den Highlights. Die Fotos können übrigens für nichtkommerzielle Zwecke kostenlos verwendet werden.
Natürlich spielt das Internet eine immer größere Rolle dabei, die Schätze des British Museum in die ganze Welt zu tragen. Viele Sonderfunktionen sind über die Website des Münzkabinetts abrufbar. Hier können Sie einen virtuellen Spaziergang zu den wichtigsten Objekten des Museums machen. Hier finden Sie eine ausführliche Literaturliste. Und natürlich können Sie online nach Objekten der Sammlung suchen.
Als speziellen Service stellt das British Museum seine Bilder für nicht-kommerzielle Zwecke kostenlos zur Verfügung, allerdings nur für gedruckte Publikationen.
Christel Schollardt, Präsidentin von ICOMON, und Nick Mayhew, stellvertretender Direktor des Ashmolean Museum, überbringen Andrew Burnett, stellvertretender Direktor des British Museum, ihre Geburtstagswünsche.
Wie die Rolle des Münzkabinetts des British Museums in Zukunft aussehen wird? Nun dazu gibt es natürlich Wünsche und Gedanken. Christel Schollaardt, Präsidentin von ICOMON, hoffte auf eine intensivere Teilnahme an der internationalen Welt der Numismatik. Internationale Vereinigungen wie ICOMON (für die Museen), INC (die internationale numismatische Kommission) und FIDEM (für die Kunstmedaille) wüßten eine nachhaltige Beteiligung des British Museum sehr zu schätzen.
Und Nick Mayhew, stellvertretender Direktor des Ashmolean Museum, freut sich über die gute Zusammenarbeit, die sich in den vergangenen Jahren zwischen den britischen Museen etabliert hat.
Es gibt wenige Institutionen, die in den 150 Jahren ihres Bestehens so wenig Staub angesetzt haben wie das British Museum. Mit derart zündenden Ideen und fortschrittlicher Methodik dürfte es wohl problemlos die nächsten 150 Jahre schultern.
Zur Website des Münzkabinetts im British Museum geht es hier.
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