von Ursula Kampmann
23. Mai 2013 – Eigentlich ist Andrea Camilleri, der Autor dieses kleinen Romans, in Deutschland bekannt geworden mit seinen Sizilien-Krimis, in denen der unbequeme Commissario Montalbano im Mittelpunkt steht. Und so gibt es auch in seinem Roman über eine seltene, nur in zwei Exemplaren bekannte Goldmünze aus dem antiken Akragas einen Mord, doch dessen Aufklärung ist sicher nicht das Wichtigste am Plot, nein, im Mittelpunkt stehen drei Münzsammler und ihre Liebe zur Numismatik.
Andrea Camilleri, Die Münze von Akragas. 144 Seiten. ISBN 978-3-312-00495-9. EUR 14,90 (D), EUR 15,40 (A), CHF 21,90 (CH).
Alles beginnt mit dem Erdbeben von Messina am 28. Dezember 1908. Rund 100.000 Menschen sollen damals umgekommen sein. Dass es nicht mehr wurden, verdankte Italien ausländischer Hilfe. Camilleri schildert, wie Matrosen der russischen Kriegsflotte verschüttete Menschen bargen. Eine von ihnen ist ein kleines Mädchen, Tochter eines Marchese, der aus tiefer Dankbarkeit dem Leiter der Expedition eine seltene Münze aus Akragas schenkt, die auf seinem Grund und Boden gefunden wurde. Der lehnt das Geschenk nicht ab, sondern reicht die Münze seinem Zaren weiter, einem begeisterten Münzsammler. In Petersburg wird die numismatische Bedeutung der Prägung erkannt, das Unikum wird publiziert, und so weiß Dottore Gibilaro als gebildeter Sammler ganz genau, welchen Wert das Stück hat, das ihm ein einfacher Landarbeiter schenken will.
Dieser Landarbeiter hat Grund zur Dankbarkeit dem Doktor gegenüber. Der hat ihm einst das Bein gerettet, und das noch dazu, ohne etwas für seine Hilfe zu berechnen. Der einfache Mann ist glücklich, endlich etwas gefunden zu haben, mit dem er die Menschlichkeit seines Wohltäters vergelten kann. Doch der Doktor ist zu aufgeregt bei der Übergabe. Er greift gierig nach dem Stück und fällt dabei vom Pferd, bricht sich gar ein Bein. Und damit verschwindet die Münze erst einmal von der Bildfläche.
Es dauert lange, bis Dottore Gibilaro sie in seinen Händen hält. Stets scheint die Münze greifbar, nur um sich ihm sofort wieder zu entziehen. Viel Leid wird durch die Gier nach dem kostbaren Stück ausgelöst, und irgendwann will der Doktor es eigentlich gar nicht mehr haben. Er bringt die Kostbarkeit in ein Schließfach, wo sie Monate ruht, bis ihn eine Botschaft von König Vittorio Emanuele erreicht…
Der Roman, der in etwa zwei Stunden gelesen ist, ist ein modernes Märchen über Münzsammler: über Gier und Bescheidenheit, Schenken und Annehmen können, Gerechtigkeit und Selbstlosigkeit. Es tut einfach gut, dieses Buch zu lesen. Der Roman ist eine Bereicherung für jede Bibliothek – auch wenn sie sich wissenschaftlich nennt. Und er eignet sich prachtvoll, wenn man ein Geschenk für einen Münzsammler sucht.
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Über Camilleris Verhältnis zu Sizilien erfahren Sie etwas aus diesem Interview.