10. Juli 2014 – Am 25.6.2014 hielt der Verband Schweizer Berufsnumismatiker seine jährliche Mitglieder- und Delegiertenversammlung in Bern ab. Dabei verlieh der Verband den renommierten Otto Paul Wenger Preis 2014 an Dieter Raab, den bekannten Gründer der Firma Dr. Busso Peus Nachf. in Frankfurt am Main. Im Folgenden geben wir die Laudatio Lutz Neumanns, Generalsekretär des Verbandes, wider:
Der frischgebackene Preisträger Dieter Raab.
Dieter Raab wurde am 11. 12. 1938 in Steinhöring / Bayern geboren. In jungen Jahren zog er nach Stuttgart, wo sein Vater eines der ersten und auch bekanntesten deutschen Jazzlokale betrieb.
Raab begann das Münzensammeln mit 12. Nach seinem Abitur und einem angefangenem Studium der Betriebswirtschaft wurde er von Kurt Jäger für einen Ferienjob an die Münzen & Medaillen AG in Basel vermittelt. Es gefiel ihm so gut, dass er das Studium sein ließ und eine Anstellung bei den Cahns annahm. Hier lernte er auch seine Frau Lilo kennen. Er arbeitete hier von 1960 bis 1967.
Da ergab sich 1966 die Chance, die Firma Dr. Busso Peus in Frankfurt zu übernehmen. Mit Peter Schulten gründete er 1967 die Firma Dr. Busso Peus Nachfolger. Diese Firma war vor dem Krieg die Firma Adolph Hess, bzw. Adolph Hess Nachf., das wohl bedeutendste deutsche Münzauktionshaus.
1973 trennten sich Raab und Schulten, und er führte die Firma allein weiter. Als erste Auktion wurde eine bedeutende numismatische Bibliothek versteigert. Man war auf die neue Firma aufmerksam geworden, und 1970 bekam Peus Nachf. die Sammlung Dr. Werner Koch, die wegen ihrer Größe in 2 Teilen versteigert wurde. 1971 erhielt die Firma die bedeutende Mainz Sammlung Dr. Rudolph Walther. Es folgten weitere große Einlieferungen. War die Firma anfänglich in bescheidenen Büros in der Neuhauss Straße, so zog sie 1970 um in den Bornwiesenweg 34, wo sie noch heute zu finden ist.
Die bedeutendste Mittelaltersammlung der Nachkriegszeit – Slg. Friedrich Bonhoff I und II wurde 1977 versteigert. 1982 wurde ein bisher eher unbekanntes Gebiet von Peus Nachf. versteigert – die Wallfahrtsmedaillensammlung von Dr. Busso Peus. Sammler, Museumsleiter von Bistümern, Klöstern, Kirchen kamen zu dieser Auktion. Ein völlig unbekanntes Publikum füllte den Saal.
1993 wurden ihm die Dubletten des Münzkabinetts Berlin zur Auktion anvertraut. Daraufhin folgte ein geschäftlicher Riesenerfolg – die Restbestände der Staatsbank Berlin (Nationalbank der DDR) in 12 Auktionen von 1994 bis 2000 in Berlin. Er sagte damals „Ich habe die DDR versteigert“.
Und jetzt kam nochmal ein Triumph. Die Berliner Bundesämter waren so zufrieden mit dem Resultat und der Abwicklung der Staatsbankauktionen, dass sie ihn baten, 2002 die alten „non-valeur“ Aktien und Wertpapiere, die im Besitz der DDR gewesen waren, als Sammlerstücke zu versteigern. Es wurde nicht lang diskutiert. Ein Experte für alte Wertpapiere wurde angestellt und der Peus-Apparat lief auf Hochtouren. 2002 bis 2009 wurden 5 Auktionen in Berlin durchgeführt.
Im Jahr 2007 übergab er die Leitung seiner Firma an seinen Sohn Christoph.
In den letzten Jahren genießt er die Ruhe seiner „Pensionierung“, ist aber fast täglich im Büro zu finden, wo er Münzen bestimmt, alte Kunden empfängt und mit Rat und Tat seinem Sohn behilflich ist. Dieter und Lilo Raab haben zwei Söhne, Christoph, der Numismatiker, und Stephan, Rechtsanwalt und Steuerberater. Lilo arbeitet im „backoffice“, macht die Buchhaltung und Kataloglayout. Sie erfreuen sich an ihren Enkelkinder und wissen das Leben zu genießen.
Dieter Raab ist einer der „uneitelsten“ Menschen, die ich kenne, und ich kenne ihn seit dem Sommer 1972, wo ich als Student, der „Zwischenpause“ machen wollte, bei Dr. Busso Peus Nachf. zu arbeiten begann.
In all den Jahren lag es ihm fern, groß in der Öffentlichkeit aufzutreten, Ämter innezuhaben, oder sich mit seinem Erfolg zu rühmen. Diese Bescheidenheit bedeutete aber nicht, dass er kein Genussmensch ist. Die italienische Küche, gute Weine und schöne Urlaubstage in der Schweizer Skiwelt sind ihm und Lilo immer wichtig gewesen.
Ein Amt hat er aber gern und über viele Jahr hinweg gehabt – das als Vertreter des deutschen Münzenhandels bei der Numismatischen Kommission der Länder. Er baute ein hervorragendes Vertrauen zwischen den akademischen Beamten und dem Handel auf. Das gute Verhältnis, das er damals bewirkte, kommt dem Handel noch heute zugute. Dieter hat keine Bücher geschrieben, aber wie viele wunderbare Kataloge. Als ich einmal einen Augsburger Brakteat mit Herrscher Waldschalk von Eschenlohe statt Udalschalk von Eschenlohe beschrieb, schrie er mit gutem Humor „Alle wollen aus meinem Katalog ein Witzblatt machen – aber ich lasse es nicht zu“. Er liebt Münzen. Eine schöne seltene Münze im Tresor ist ihm wichtiger als ein Renoir an der Wand. Einst hatte er das Vorhaben, von allen deutschen Ständen mit Beginn der Talerprägung ein Typenstück zu besitzen. Daher, da dies bei Gold sehr sehr teuer wäre, kam seine Liebe zu den Silberabschlägen deutscher Goldmünzen. Typisch Schwabe mag einer sagen.
In einem möchte ich Dieter mit Mayer Anselm Rotschild vergleichen. Rothschild soll gesagt haben „Die Interessen des Kunden stehen zuerst“. Das war auch bei der Fa. Dr. Busso Peus Nachf so. Die Kunden wussten dies auch zu schätzen. Dieter ist eine der wenigen Personen, denen ich, wie der Kurfürst von Hessen-Kassel dem Mayer Anselm Rothschild, mein Hab und Gut anvertrauen würde. Absolute Integrität und Zuverlässigkeit waren immer ein Leitmotiv. Keine Skandale oder Probleme.
Nun wollen wir uns noch einmal mit Dieters Beziehung zu der Schweiz befassen. Dass seine liebe Frau Lilo Baslerin ist, mag nicht allen bekannt sein. Die Söhne haben natürlich auch Schweizer Bürgerrecht. Dr. Busso Peus Nachf. ist gewissermaßen ein Deutsch-Schweizerisches Unternehmen.
Dieter hat ja 7 Jahre in Basel gearbeitet, an der damals besten Münzhandlung der Welt. Viele Beziehungen, die er damals einging, blieben ihm jahrelang erhalten, sowohl im privaten als auch im beruflichen.
Dass die Schweiz, beziehungsweise die Schweizer Numismatik, ihm zu ganz großen Dank verpflichtet ist, wissen hier nur sehr wenige. Die Geschichte – die ein echtes „Tatort“-Motiv sein könnte, glücklicherweise ohne Tote, wird Ihnen Dieter Raab selbst erzählen.
Der Laudator, Lutz Neumann, der Preisträger, Dieter Raab, und der Präsident des Verbands Schweizerischer Berufsnumismatiker, Marcel Häberling.
Für seine vielen Jahre im Dienst der Numismatik und des europäischen Münzhandels, für sein stetes Bemühen, die Münze und unsere Sammelleidenschaft breiteren Kreisen bekannt zu machen, für sein honoriges Geschäftsgebaren, für die Tatsache, dass er Deutschlands älteste Münzhandlung, die auch tief mit der Schweiz verwurzelt war, kontinuierlich weiterführt, dafür sind wir stolz, ihm heute den Otto Paul Wenger Preis zu verleihen.
Im vergangenen Dezember feierte Dieter Raab außerdem seinen 75. Geburtstag. Einen Artikel mit seiner Vita finden Sie in der MünzenWoche.