Münzhandel in Karatschi

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30. Juni 2011 – In Karatschi müssen die Busfahrer genaues Wechselgeld ausgeben. Gleichzeitig verbietet ihnen das Gesetz, sich mit ausreichend Kleingeld auszurüsten. Wie gewiefte Leute daraus ein neues Gewerbe machten, lesen Sie hier.

Nagan Autobahnkreuz bei Nord-Nazimabad, Karatschi. Quelle: Wikipedia/ Suleman Sajjad.

Vor kurzem hat Richard Giedroyc in „World Coin News“ einen Artikel zu einem kuriosen Phänomen in Karatschi veröffentlicht. Er stützt sich dabei auf Angaben der Zeitung The Express Tribune.

Bemalter Bus in Karatschi, Pakistan. Quelle: Wikipedia/ Mishari Muqbil.

Die Zeitung berichtet, dass in Karatschi die Busfahrer dafür verantwortlich sind, den Fahrgästen genaues Wechselgeld auszugeben – falls sie das nicht können, müssen sie gegebenenfalls den Fahrpreis zurückerstatten! Ein sehr gerechtes Gesetz, möchte man meinen. Da die Fahrpreise allerdings sehr unterschiedlich und nicht gerundet sind, benötigen die Fahrer eine Menge Kleingeld, wenn sie dieses Gesetz nicht brechen möchten. Und hier beginnt ihr Dilemma: Die Zentralbank Pakistans gibt pro Tag und Person nicht mehr als 500 Rupien in Münzen aus.

Frauen und Kinder (die genug Zeit haben, um sich in die langen Schlangen vor den Bankschaltern einzureihen) profitieren von diesen Vorgaben, indem sie als „Münzmakler“ ihren Tagessatz von Münzen zu Münzverkäufern tragen und dort mit einem Gewinn von 10% verkaufen. Praktischerweise haben sich diese Verkäufer gleich bei der Zentralbank angesiedelt. Den Endabnehmern, also den Busfahrern, verkaufen sie die Münzen aufgerundet auf 100 Rupien: Die Käufer erhalten für 100 Rupien in Scheinen 80 Rupien in Münzen zu 1, 2 oder 5 Rupien. Auch in diesem Gewerbe ist Mengenrabatt möglich!
Der Zeitung The Express Tribune zufolge verdienen die Makler etwa soviel wie ein Rikschafahrer und fast das Doppelte des gesetzlichen Mindestlohnes in der Stadt. So hat das Dilemma der Busfahrer immerhin einen gänzlich neuen Geschäftszweig erschaffen, durch den Familien ein gesichertes Einkommen gefunden haben. Und dabei helfen sie auch noch den Busfahrern gesetzestreu zu bleiben…

Den Originalartikel „Making Profits From Small Change“ von Richard Giedroyc können Sie auf Englisch hier lesen.