Numismatik im Fürstentum Monaco

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von Ursula Kampmann

10. Januar 2013 – Yachten, Luxus, Spielkasino – kein geeignetes Ambiente für einen bodenständigen Münzsammler? Im Gegenteil, wenn man außerhalb der Saison anreist, dann hat das Fürstentum Monaco numismatisch sehr viel zu bieten. Woher ich das weiß? Nun, anlässlich der letzten monegassischen Münzbörse am 2. Dezember 2012 habe ich meine gesamten Vorurteile auf den Prüfstand gestellt und bin selbst nach Monaco gefahren.

Blick auf das berühmte Casino von Monte Carlo. Foto: KW.

Zunächst eines, das Gerücht, dass alles und jedes in Monte Carlo nur für die Superreichen erschwinglich sei, stimmt nicht – zumindest nicht im Dezember. Aussteller und Gäste der Münzbörse Monaco können sich im Rahmen der Münzbörse einen äußerst günstigen Tarif zu Nutzen machen, der die Übernachtung in einem edlen Fünfsterne-Hotel zu einem Preis anbietet, wie man es sonst aus den Großstädten für Viersterne-Hotels gewohnt ist.
Und wenn man sich ein wenig durch die Stadt bewegt, findet man – wie überall auf der ganzen Welt – teure Touristenfallen, aber auch gute Restaurants mit angemessenen Preisen.

Natürlich gibt es sie auch: die Reichen und Schönen (oder zumindest diejenigen, die sich so vorkommen). Foto: KW.

Aber natürlich gibt es ihn, den Glamourfaktor. Überall begegnet man denen, die zu gerne zur Welt der Reichen und Schönen gehören würden. Sie wirken ziemlich austauschbar. Derzeit angesagt: Lange, glatte Haare bei den Frauen, Sonnenbrillen mit großen Gläsern und möglichst auffällige, absurd hohe Schuhe. Bei Männern ist es das dicke Auto (glauben Sie bloß nicht, Sie könnten irgendwem mit einem Mercedes imponieren!), die dicke Zigarre und die blonde Freundin (natürlich auf extrem hohen Schuhen), die einen denken lassen, dass Klischees existieren, weil Menschen dazu tendieren, sich wie Abziehbilder zu verhalten.

Blick auf den Hafen von Monaco. Foto: KW.

Und dann sitzt man in einer der kleinen Bars am Hafen – natürlich im Freien. Man genießt, lässt sich die Sonne auf den Pelz scheinen, während daheim der Schneesturm heult (was an diesem Wochenende tatsächlich so war!). Und plötzlich versteht man, was die wirklich Reichen dazu bringt, immer wieder nach Monaco zu kommen. Das Wetter ist einfach herrlich! Und die öffentlichen Boulevards bieten nicht nur exquisite Bauten, sondern auch eine Fülle an prachtvoller Flora mit seltenen Sträuchern, Kakteen und Bäumen.

Im Musée des Timbres et de Monnaies werden die neuen monegassischen Sondermünzen ausgegeben. Foto: KW.

Und damit genug des Lokalkolorits, kommen wir zur Numismatik. Einmal im Jahr organisiert Éditions Victor Gadoury eine internationale Münzbörse, die hoch über dem eleganten Yachthafen direkt in der Nähe des berühmten Musée des Timbres et de Monnaies stattfindet. Natürlich stehen nicht immer so viele Menschen an, um das Museum zu besuchen.

2 Euro Gedenkmünze auf 500 Jahre Souveränität Monacos. Foto: EZB / Wikipedia.

Aber anlässlich der Münzbörse kann man an der Kasse des Musée des Timbres et de Monnaies die neuesten Sondermünzen zum Ausgabepreis erwerben. Es geht um die 2 Euro Gedenkmünze auf 500 Jahre Souveränität Monacos und die 10 Euro Münze mit dem Bildnis Honorés II. Sie waren bereits am Vormittag ausverkauft.

Ein Blick in die numismatische Ausstellung; im Vordergrund ein Balancier, nicht zur Münzprägung, sondern zum Ausstanzen des Schrötlings. Foto: KW.

Und damit wurde es leichter, in die Ausstellungsräume zu kommen, die durchaus einen Besuch lohnen! Der Interessierte kann durch drei Bereiche streifen, wobei wir vom ersten leider aus juristischen Gründen keine Fotos machen durften. Traditionell organisiert nämlich das Cabinet des médailles der Pariser Bibliothèque nationale eine Ausstellung im Rahmen der Münzbörse, die nur an einem Wochenende zu sehen ist. Um nun kein Problem mit Bildrechten zu bekommen, ist das Fotografieren an diesem Wochenende eigentlich kategorisch verboten. Ich musste meinen ganzen Charme und meine ganze Vertrauenswürdigkeit aufbieten, um die Erlaubnis zu erhalten, trotzdem zu fotografieren, aber eben nie in die Richtung, in der die Bibliothèque nationale ihre Münzen ausgestellt hatte…
Wen das Thema trotzdem interessiert: es ist anlässlich der Ausstellung „Souveraineté – Seigneurie – Principauté“ ein Katalog erschienen. Er enthält die Abbildung zahlreicher Urkunden aus dem fürstlichen Archiv von Monaco sowie einige Münzraritäten aus der Bibliothèque nationale.

Ein Blick auf die Vitrinen mit monegassischen Münzen. Foto: KW.

In Monaco ist die Numismatik traditionell Chefsache. Rainier III. behielt es sich vor, über jeden Entwurf, jede Umsetzung selbst zu entscheiden. Und er sammelte begeistert. Seine Münzsammlung ist es, die heute in den Vitrinen des Museums ausgestellt ist. Er hat vor allem die Münzen und Medaillen seines eigenen Herzogtums gesammelt, über die man hier vor Ort einen ausgezeichneten Überblick bekommt.

Prägestempel zur Euro-Serie 2004. Foto: KW.

Natürlich gibt es auch zahlreiche Relikte der jüngsten numismatischen Geschichte.

Monegassisches Papiergeld. Foto: KW.

Gerade die Zeugnisse für die Geldproduktion sind von größtem Interesse. Hier liegen zum Beispiel die Lithographiesteine, mit denen während des Ersten Weltkriegs monegassisches Notgeld hergestellt wurde.

Briefmarkendruckpresse. Foto: KW.

Der dritte Teil der Ausstellung ist der Philatelie gewidmet. Schließlich gibt Monaco seit dem 1. Juli 1885 Briefmarken heraus, die bei Sammlern sehr beliebt sind. Auch hier war Fürst Rainier III. federführend. Er sammelte mit Begeisterung, und die Internationale Vereinigung der Verfasser von philatelistischen Katalogen und Zeitschriften verlieh ihm 1996 ihren renommierten Pokal als besonderem Förderer der Philatelie.

Das Office des Emissions de Timbres-Poste. Foto: KW.

Und natürlich war die Ausgabestelle für Briefmarken auch auf der Münzbörse anwesend. Hier konnte man für wenig Geld die neuesten Ausgaben kaufen.

Ein Blick in den Börsensaal. Foto: KW.

Überhaupt, die Münzbörse. Rund 100 Händler aus dem In- und Ausland waren gekommen, um den Kunden ihre Ware zu präsentieren. Der Schwerpunkt der Angereisten kam aus dem benachbarten Frankreich und Italien, aber auch deutsche Händler hatten hierher gefunden.

Alle monegassischen Münzhändler waren anwesend und davon gibt es viele im Fürstentum. Foto: KW.

Es war eine angenehme Börse, die genug Zeit ließ für Gespräche. Der hohe Raum und die breiten Wege verhinderten jegliches Gedränge. Natürlich ist die Börse noch ausbaufähig. Sie ist jung. Doch der Platz ist angenehm. Zahlungskräftige Kundschaft ist vorhanden. Der Verkauf von monegassischen Münzen zu Ausgabepreisen ist eine Attraktion. Und so steht es zu erwarten, dass die Teilnahme in den nächsten Jahren stark zunimmt.

Der Tisch der Numismatischen Vereinigung von Monaco. Foto: KW.

Die numismatische Vereinigung von Monaco ist jedenfalls vorbereitet. Wer mehr über sie wissen will, der sei auf ihre äußert informative Website verwiesen.

Gleich am Hafen: Die Münzhandlung Éditions Gadoury. Foto: KW.

Und in Monaco gibt es jede Menge Münzhändler, die man während des ganzen Jahres besuchen kann. Hier das Büro von Éditions V. Gadoury.

Eine Münzhandlung an der Haupteinkaufsstraße Princesse Caroline. Foto: KW.

Ganz in der Nähe an der Haupteinkaufsstraße beim Hafen gibt es eine weitere Münzhandlung, genauso wie an einer Ecke des Casinos, gleich links neben dem Haupteingang. Dort offeriert die Firma Würz Münzen, Uhren und kostbaren alten Schmuck.

Mit Kaurischnecken geschmücktes Idol. Foto: KW.

Und das ist noch nicht alles. Wer sich für prämonetäre Zahlungsmittel interessiert, der sollte unbedingt das auch sonst äußerst sehenswerte Ozeanographische Institut besuchen. Neben einem schönen Aquarium und aufregenden Exponaten gibt es dort nämlich prämonetäre Zahlungsmittel. Der Gründer Albert I. sammelte alles, was mit dem Meer in Verbindung stand; und zahlreiche Wert- und Prestigeobjekte überseeischer Völker sind nun einmal aus dem, was das Meer an kostbaren Rohstoffen zur Verfügung stellt.

Modell eines römischen Kriegsschiffs. Foto: KW.

Hier noch ein kleiner Tipp für alle, die sich für Schiffe begeistern können. Rainier III. sammelte Schiffsmodelle und gab aufwändige Rekonstruktionen in Auftrag. Wer sich also ansehen will, wie die auf Münzen dargestellten Schiffe nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen ausgesehen haben, ist im Museum für Schiffsmodelle gut aufgehoben.
Zur Website des Museums geht es hier.

Alpenmonument bei La Turbie. Foto: KW

Und natürlich muss man auf dem Heimweg unbedingt noch beim Alpenmonument in La Turbie vorbeischauen. Dieses antike Denkmal wurde in den Jahren 7 / 6 v. Chr. zu Ehren von Augustus erbaut. Drusus und Tiberius hatten in seinem Namen die zerklüftete Küste und ihr Hinterland gesichert, also die Landverbindung zwischen Italien und Frankreich. 46 Stämme sollen bei diesem Feldzug besiegt worden sein, wie die mit Hilfe der Naturgeschichte des Plinius vollständig rekonstruierte Inschrift aufzählt.

Augustus. Denar, Lugdunum, 15 v. Chr. RIC 165a. Aus Auktion Gorny & Mosch 170 (2008), 1916.

Für diesen Feldzug gibt es übrigens auch ein numismatisches Zeugnis. Auf einem 15 v. Chr. geprägten Denar aus Lugdunum strecken in Erinnerung an den Alpenfeldzug Tiberius und Drusus dem Augustus Lorbeerzweige entgegen.

Monaco ist also auf jeden Fall einen Besuch wert! Und gerade hat Éditions Victor Gadoury den Termin für die Grande Bourse 2013 bekannt gegeben. Reservieren Sie sich schon einmal den 24. November 2013. Monaco lohnt sich – auch numismatisch gesehen!