Am 31. Mai 1740 folgte Friedrich II. seinem Vater, dem Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I., auf dem Thron. Für den 28-Jährigen war dies ein Befreiungsschlag. Endlich konnte er seine liberalen Ideen verwirklichen. Neben der sofortigen Abschaffung der Folter gründete Friedrich II. noch im Juni einen neuen Orden. „Pour le mérite“, für das Verdienst, lautete dessen Name programmatisch. Mit diesem Orden wurden alle, In- und Ausländer, einfache Bürger und Adlige, ausgezeichnet, sofern sie etwas für das Königreich Preußen taten.
Aus der kommenden Ordensversteigerung des Auktionshauses Künker Osnabrück Mitte Juni: Königreich Preußen. Orden „pour le mérite“, Ordenskreuz, Silber vergoldet, Emaille, Anfertigung der Fa. Friedländer, Berlin, 1917, verliehen am 29.11.1917 an Oberstleutnant Max Zunehmer (1865-1945).
5.430-mal wurde dieser höchste preußische Verdienstorden bis zum Ende der Monarchie verliehen. Seine Gestalt, ein blau emailliertes, golden bordiertes, achtspitziges Malteserkreuz, verdankt er einem Vorgänger, dem 1667 gestifteten „Ordre de la générosité“. Das Kreuz trägt ein gekröntes F für den Ordensstifter Friedrich II. sowie die Aufschrift Pour – le Mé – rite. In den Kreuzungswinkeln sind die preußischen Wappentiere, Adler abgebildet.
Seine blaue Farbe gab dem Orden übrigens seinen volkstümlichen Namen: Blauer Max.
Friedrich Wilhelm III. Quelle: Wikipedia.
Konnte unter Friedrich II. noch ein Voltaire damit ausgezeichnet werden, legte Friedrich Wilhelm III. im Zuge der Napoleonischen Kriege fest, dass dieser Orden nur für außerordentliche Verdienste auf dem Schlachtfeld zu vergeben war. Das demokratische Gedankengut, das mit dem Orden ursprünglich verknüpft war, wurde durch eine neue Regel konterkariert: Er blieb Offizieren vorbehalten.
Alexander von Humboldt schlug 1842 vor, eine Friedensklasse zu gründen, die als „Pour le Mérite für Wissenschaften und Künste“ in drei Abteilungen verliehen wurde: Geisteswissenschaften, Naturwissenschaften mit Medizin und Schöne Künste. Während der militärische „Pour le mérite“ mit dem Kaiserreich endete, existiert dieser Orden noch heute. Ihm gehören bekannte Persönlichkeiten an wie der Autor Umberto Ecco, der Regisseur Wim Wenders und der bekannte Medailleur und Bildhauer Hubertus von Pilgrim.
Das Exemplar des „Pour le mérite“, das wir hier zeigen, gehört zu den militärischen Auszeichnungen. Es stammt aus einer umfangreichen Sammlung von Orden, die während der Künker-Auktionswoche vom 17. bis 21. Juni 2013 aufgelöst wird. Das Stück wurde während des 1. Weltkriegs verliehen, als die Zahl der „Pour le mérite“-Verleihungen deutlich zunahm.
Wir kennen von diesem Ordenskreuz sogar den Besitzer. Es handelt sich um den Oberstleutnant Max Zunehmer (1865-1945). Der in Breslau geborene Mann trat 1886 mit 20 Jahren als Offiziersanwärter in die Preußische Armee ein. Nach dem Besuch der Kriegsschule erhielt er am 17. September 1887 sein Offizierspatent. Zu Beginn des 1. Weltkriegs hatte es Zunehmer bereits zum Major gebracht. Am 27. Januar 1916 wurde er zum Oberstleutnant befördert und als Kommandeur des 4. Westfälischen Infanterie-Regiments „Graf Barfuß“ Nr. 17 eingesetzt. Als Max Zunehmer am 29. November 1917 seine Auszeichnung erhielt, lag sein Regiment an der Ostfront in der Nähe der Festung Kowel am Fluss Stochod. Nur einen Monat später, am 20. Dezember 1917 wurde er mit seinen Männern an die Westfront verlegt. Mehrfach war in diesem schrecklichen Stellungskrieg sein Regiment an vorderster Front eingesetzt. Auch danach blieb Max Zunehmer Offizier. Er wurde am 9. Dezember 1919 aus dem Reichsheer verabschiedet.
1939, zu Beginn des 2. Weltkriegs, wurde der inzwischen 73-Jährige reaktiviert. Zunächst ernannte man ihn zum Kommandanten Düsseldorfs, dann wurde er in die Führerreserve versetzt. Am 31. Oktober 1942 verabschiedete man ihn. Max Zunehmer starb unter ungeklärten Umständen in Kassel bei Kriegsende.
Einen Vorbericht der Auktion finden Sie hier.