von Björn Schöpe
27. Juni 2013 –1989 stieß man in etwa 450 Metern Tiefe in der Floridastraße auf ein Schiffswrack, das zu der berühmten Spanischen Silberflotte gehörte, die 1622 in einem Hurrikan unterging. Damals erwartete Spanien ungeduldig die Ankunft der gewaltigen Schätze, die von der aus über 20 Schiffen bestehenden Flotte transportiert wurden. Die Spanische Krone befand sich in akuten Geldsorgen, und der Verlust dieser Flotte führte vermutlich mit zum Untergang der Madrilener Bank.
Der Arm des ferngesteuerten Fahrzeugs birgt ein seltenes Schiffsastrolab aus Bronze, eines von dreien aus dem Tortugas-Schiffswrack. Foto: Odyssey Marine Exploration, Inc., www.shipwreck.net.
Heute können wir sehr viel deutlicher begreifen, wie viel damals verloren ging, denn ein Teil der Schätze konnte geborgen werden. 1990 und 1991 führte die Firma Odyssey Marine Exploration die Ausgrabung des Schiffswracks (Codename Tortugas) in 138 Tauchgängen durch und holte nach 400 Jahren über 16.000 Objekte vom Grund des Meeres.
Über 6.000 Perlen wurden von dem „Tortugas“-Wrack gehoben. Man vermutet, dass die Perlen durch Abreibung auf die Hälfte bis ein Drittel geschrumpft sind. Foto: Odyssey Marine Exploration, Inc., www.shipwreck.net.
Über 6.000 kostbare Perlen einer besonderen Muschelart, die bereits damals fast ausgestorben war, …
Gold war das am stärksten begehrte Produkt der Neuen Welt. Die „Tortugas“-Grabung brachte 27 Goldbarren hervor, von 20 bis 22 Karat. Foto: Odyssey Marine Exploration, Inc., www.shipwreck.net.
… sowie Goldbarren machten nur einen Teil der Fracht aus.
Über 1.000 Silbermünzen wurden am „Tortugas“-Fundplatz entdeckt. Foto: Odyssey Marine Exploration, Inc., www.shipwreck.net.
In diesem Schatz befanden sich auch 1.184 Silbermünzen, von denen keine später datiert als 1622. Sie gehören alle zu den sogenannten „Cob“-Münzen, deren Name von dem spanischen Begriff Cabo de barra kommt, „Barrenende“. Bei dem Produktionsprozess von Cob-Münzen wurde üblicherweise zu 92 bis 98 Prozent reines Silber in Rohbarren mit dem Hammer geformt, die in ihrer Stärke leicht variieren konnten. Anschließend schnitt man Stücke des Barrens in die ungefähre Größe, und die Ecken wurden abgeschnitten, bis die Schrötlinge innerhalb der vorgegebenen Gewichtsparameter lagen.
Objekte wie die erwähnten Perlen legen nahe, dass das Schiff vom spanischen Sevilla nach Venezuela gesegelt war, um dort kostbare Güter zu laden, insbesondere natürlich Geld. Es wurde dann als Teil der Spanischen Silberflotte auf dem Rückweg nach Europa von dem Unwetter getroffen. Bei dem ausgegrabenen Schiff handelt es sich vermutlich um das 117-Tonnen-Schiff Buen Jesús Nuestra Señora del Rosario.
Die spanischen Seeleute des siebzehnten Jahrhunderts waren überaus gläubig und unter den Passagieren befanden sich oft auch katholische Geistliche. Ein kleines Messingmedaillon mit religiösen Motiven auf beiden Seiten ist ein besonders wertvoller Fund aus dem „Tortugas“-Wrack. Foto: Odyssey Marine Exploration, Inc., www.shipwreck.net.
Zur Bedeutung dieser Grabung äußerte sich Greg Stemm, der Leiter von Odyssey Marine Exploration: „Die gesamte archäologische Ergrabung des Tortugas-Schiffswracks vor über 20 Jahren ebnete den Weg für innovative Fortschritte in der Methodik und Robotertechnik, die wir heute nutzen.“
Stemm sagte: „Dies war einer der bedeutendsten Wrackfunde seiner Zeit. Die archäologische Welt hat sich lange gefragt, wie ein Schiffswrack aus der Kolonialzeit in den Ozeantiefen aussehe und ob man wirklich archäologische Feldarbeiten mit Robotern durchführen könnte. Das Tortugas-Schiffswrack hat auf beide Fragen Antworten gegeben. Der Zustand des Fundes machte klar, dass Schiffswracks in der Tiefsee nicht die perfekt konservierten Funde sein würden, die Wissenschaftler sich stets erhofft hatten – leider führen die Natur und Fischtrawler zu schweren Schäden auch in diesen Tiefen. Das Ausgrabungsteam bewies außerdem, dass es sehr wohl möglich ist, eine sensible archäologische Ausgrabung aus der Distanz durchzuführen, wenn ein Archäologe die Techniker überwacht, die den ferngesteuerten Roboter bedienen.“
Unter der glasierten Keramik befindet sich auch ein blau-weiß-farbiger Teller aus Sevilla, mit einem Wappen aus gekreuzten Schlüsseln und einer Mitra. Die Gestaltung dieses Tellers lässt auf die Anwesenheit eines Repräsentanten der Katholischen Kirche an Bord schließen. Foto: Odyssey Marine Exploration, Inc., www.shipwreck.net.
Objekte der Grabung werden zur Zeit in der Schiffswrack-Ausstellung in New York gezeigt und in der Firmenzentrale von Odyssey Marine Exploration in Florida. Leichter weltweit erreichbar für alle Interessierten ist das Virtuelle Museum im Internet.
The DailyMail berichtete mit vielen Bildern von dem Fund.
Odyssey Marine Exploration präsentiert Material ihres Fundes, der den Codenamen ‘Tortugas’ trägt.
Sie können viele der Tortugas-Objekte sehen in Odyssey’s Virtual Museum.
Odyssey’s drittes Buch über einen Fund, nämlich zum Tortugas-Projekt, wurde bei Oxbow Books veröffentlicht.