von Annika Backe
17. März 2016 – „Seit dem Vorfall sprechen wir nicht mehr miteinander. Es ist eine Schande, schließlich waren wir auf seiner Hochzeit.“ Mit diesen Worten beschreibt James Petts das zerrüttete Verhältnis zu seinem Freund Andy Aartsen gegenüber der englischen Presse. Entzweit hat die beiden Männer aus Surrey ihr Fund von 1.608 römischen Münzen in einem Feld nahe Lymington. Über die Frage, wer den Fund genau gemacht hat, müssen jetzt wohl die Gerichte entscheiden.
Dabei fing alles harmonisch an, als die beiden Männer am 4. Mai 2014 aufbrachen, um mit ihren Metalldetektoren die Umgebung nach Funden abzusuchen. In einer Stellungnahme erklärte Aartsen, er sei auf dem besagten Feld zunächst auf 25 bis 30 Münzen gestoßen, woraufhin Petts zu ihm gekommen sei. Da sein eigenes Signal instabil wurde, sei er dann weitergegangen. Petts wiederum sei geblieben und habe bei seiner Suche das Tongefäß mit dem Hort gefunden. Auf die Münzen aus der Zeit zwischen 260 und 274 n. Chr. erhebt aber auch Aartsen einen Anspruch, schließlich habe sein Signal sie zuerst geortet.
Der beim Portable Antiquities Scheme gemeldete Fund wurde als „Treasure“ klassifiziert. Der Fund gehöre beiden Männern, die sich aber untereinander über die Anteile einigen müssten. Geschätzt 8.000 Pfund beträgt der Wert der Münzen, von denen das British Museum offenbar eine kaufen möchte. Den Betroffenen jedoch geht es weniger um den Erlös, sondern darum, wer sich Entdecker eines römischen Hortfundes nennen darf.
Bemerkenswert ist dieser Fall, weil er einen zentralen Aspekt im Miteinander derer berührt, die diesem knapp 30 Jahre alten Hobby nachgehen. Damit die Sondengänger nicht die Grundsätze von Anstand und Fairness verletzen, sehen englische Clubs Verhaltensregeln für den Fall eines Fundes vor. So heißt es in Punkt 19 der Satzung des Midland Metal Detecting Club: „Wir erwarten ein gewisses Maß an Zusammenarbeit, wenn ein Mitglied mit der Ausgrabung eines möglichen Hortes beginnt; er steht nicht einfach allen zu! Helfen Sie, das Areal abzuzäunen, Fotos zu machen, und fragen Sie den Finder, ob er Mithilfe benötigt. (…) Der Fund gehört nur ihm und dem Grundstücksbesitzer. Wären Sie der Finder, würden Sie das Gleiche erwarten.“
Was sich über fairen Umgang miteinander in den Statuten flüssig liest, scheint im Eifer der Schatzsuche nicht immer leicht umsetzbar. Und was eigentlich ein Glücksfund sein sollte, kann sich zur Zerreißprobe einer langen Freundschaft auswachsen.
Über den Fall berichtete das Daily Echo vom 7. Dezember 2015.
Den Verhaltenskodex des Midland Metal Detecting Club lesen Sie hier.
Hier finden Sie die Seite des englischen National Council for Metal Detecting und hier die der Federation of Independent Detectorists.
Zum Portable Antiquities Scheme kommen Sie hier.
Eine Fülle von Informationen zum „sondeln“ vor allem in Deutschland liefert diese Website.