11. Februar 2016 – Im Oktober 2015 entdeckte ein ehrenamtlicher Beauftragter des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum (BLDAM) bei Lebus einen der größten Silberschatzfunde, die jemals in Brandenburg aus dem Boden gehoben wurden: Fast 2.200 Silbermünzen aus dem 11. und 12. Jahrhundert, verborgen in einem Tongefäß.
Hochrandpfennig aus dem Schatzfund von Lebus in Brandenburg. Foto: Ottilie Blum
Frank Slawinski, lizenzierter Sondengänger, hatte auf einem sonntäglichen Kontrollgang zunächst zahlreiche einzelne Münzen gefunden, bis er auf eine starke Konzentration stieß. Beim vorsichtigen Nachgraben wurde ihm klar, was er hier gefunden hatte und er verständigte sofort das Landesamt für Denkmalpflege. Wegen frischer Spuren illegaler Raubgräber in der Nähe bekam er den Auftrag zur sofortigen Bergung. Bei der amtlichen Nachgrabung zur genauen Dokumentation – eine Woche später – konnten noch der Topf selber und über 100 weitere Münzen sichergestellt sowie die genaue Lage dokumentiert werden. Der Schatz besteht zu über 90 % aus so genannten Randpfennigen (so bezeichnet wegen ihres auffallend breiten, hochstehenden Randes), die vor 1.000 Jahren im westslawischen Raum in Umlauf waren.
„Otto-Adelheid-Pfennig“ aus dem Schatzfund von Lebus. Foto: Ottilie Blum.
Dazu kommen wenige andere Münztypen der damaligen Zeit, wie etwa „Otto-Adelheid-Pfennige“ Ottos des Großen, die noch ins 10. Jahrhundert gehören.
„Agrippiner“ aus dem Schatzfund von Lebus. Foto: Ottilie Blum.
Ebenfalls Teil des Fundes sind „Niederelbische Agrippiner“, die im sächsischen Raum nach dem erfolgreichen Vorbild der Kölner Münzen geprägt wurden.
Der Schatzfund repräsentiert nicht nur einen erheblichen materiellen Wert – sowohl heute als auch vor 1.000 Jahren –, sondern er erlaubt einen exemplarischen Einblick in die wirtschaftlichen Verhältnisse im Lebuser Land an der Oder in der späten Slawenzeit.
Offenbar war es in der Nähe der Lebuser Burg, auf der polnische Fürsten residierten, möglich, erhebliche Werte anzusammeln. Nicht zuletzt ist dafür dieser herrschaftliche Sitz mit seinen weit reichenden Beziehungen an einem strategisch wichtigen Oder-Übergang von entscheidender Bedeutung.
Bereits im August 2003 wurde auf dem Burgberg von Lebus ein 22 Kilogramm schwerer und mehr als 100 Teile umfassender Bronzeschatz gefunden, der ins 9. Jahrhundert v. Chr. datiert. Dieser „Bronzehort“ ist heute im Archäologischen Landesmuseum Brandenburg im Paulikloster in Brandenburg an der Havel zu sehen.
Der jüngste Münzfund muss nun erst einmal eingehend wissenschaftlich bearbeitet werden, eine Bestimmung ist bislang für die von den Hochrandpfennigen abweichenden Stücke erfolgt. Das Material wird zu einem jetzt noch nicht bekannten Zeitpunkt vermutlich ebenso im Archäologischen Landesmuseum Brandenburg an der Havel ausgestellt werden.
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