von Ursula Kampmann
7. Januar 2016 – Am 16. Dezember 2015 starb der amerikanische Münzhändler Tom Bentley Cederlind überraschend in seiner Heimatstadt Portland. Wer ihn kannte, wird ihn als einen Gentleman in Erinnerung behalten, für den die Zufriedenheit seiner Kunden an erster Stelle stand.
Tom Cederlind wurde am 9. August 1959 in Bellingham / Washington als der jüngste von vier Brüdern geboren. Nach dem Besuch der Sehome High School in Bellingham / Washington, studierte er Alte Geschichte am Lewis and Clark College in Portland / Oregon und am Pomona College in Kalifornien. 1986 schloss er mit einem Bachelor ab.
Zu diesem Zeitpunkt handelte Tom Cederlind bereits mit antiken Münzen und Objekten. Er publizierte in den über 30 Jahren, die er im Münzhandel tätig war, 181 Kataloge. Seine Kunden beschreiben ihn als einen Gentleman, dem ein gutes Gespräch wichtiger war als ein großer Umsatz. Der weithin bekannte Sammler BCD widmet ihm die folgenden Worte, die wohl am besten Toms Einstellung zur Profession des Münzhandels beschreiben:
Tom weilt nicht länger unter uns. Ich werde das rätselhafte kleine Lächeln vermissen, mit dem er mich immer bedachte, wenn ich seinen Tisch auf der New Yorker Börse im Dezember (und später, Januar) besuchte, was so lange zurückreicht, dass sich die Erinnerungen schon auflösen wie kleine Rauchfähnchen. Ich bin mir sicher, dass von irgendwo dort oben Toms Geist auf uns herabblickt, mit genau dem gleichen kleinen Lächeln, ob des großen Witzes, der unser Leben doch ist, war und immer sein wird.
Ich will nichts sagen über seine Leidenschaft für Münzen, die ein integraler Bestandteil seines Leben war. Alle, die wir uns diesem großartigen Zeitvertreib widmen, und vor allem seine Familie, die mit seiner wunderbaren Obsession leben musste, kannte sie und bewunderte ihn dafür.
Ich werde nicht über seine ruhige, bescheidene Art sprechen, mit der er sich über Münzen mit Sammlern austauschte, die von ihm so viel mehr bekamen, als sie jemals zurückgeben konnten. Er war immer bereit, mit Informationen und Ratschlag zu helfen, auch wenn er wusste, dass er nichts daran verdiente.
Ich werde nicht seine Integrität und Fairness in seinem Geschäftsgebaren erwähnen, da dies ohnehin alle wissen, die jemals mit ihm Geschäfte tätigten.
Doch gibt es eine Geschichte, die ich gerne mit Ihnen teilen möchte. Es geht dabei um verzweifelte Telefonanrufe zwischen Athen, Griechenland, und Portland, Oregon, zu ziemlich ungünstigen Uhrzeiten. Ich hatte Tom gebeten (oder eher angefleht), ob er versuchen könnte, eine Münze aus seiner Liste wiederzubekommen, die an einen anderen Sammler verkauft worden war. Zu dieser Zeit gab es noch keine Emails, und die Liste kam, wie üblich, zu spät. Die fragliche Münze war nicht nur unik, sondern auch aus einer absolut unbekannten Münzstätte. Tom realisierte sofort, wie wichtig mir die Sache war, und er konnte die Münze tatsächlich gegen einen kleinen Aufpreis von dem Sammler zurückerwerben. Für seine Bemühungen verlangte er keinerlei Entschädigung, was schon alles über den Charakter dieses Mannes sagt.
Nur wenige Händler können sich wirklich in einen Sammler hineinversetzen und mit ihm ‘mitfühlen’, seine Höhen und Tiefen nachvollziehen, seine Bestrebungen, seine Enttäuschungen und seine Triumphe. Tom war einer von ihnen, und genau deswegen liebten wir es, mit ihm zusammen zu sein. Wir vermissen ihn heute und werden ihn für eine sehr, sehr lange Zeit vermissen.
Tom Cederlind hinterlässt einen dreijährigen Sohn, Leif Spenser Broncova Cederlind. Das Team der MünzenWoche trauert mit ihm und seinen beiden Brüdern Jim und Gary um ein Mitglied unserer numismatischen Welt.