Tradition meets Innovation – Vorträge an der 27. Mint Directors Conference

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von Ursula Kampmann

12. Juni 2012 – 35 Vorträge in zwei Tagen und 11 Sitzungen während der MDC 2012 – Da kann man es gar nicht schaffen, alle Vorträge anzuhören. Hier finden Sie eine kleine Zusammenfassung, was in den verschiedenen Vorträgen behandelt wurde.

1. Generalsitzung: Zukünftige Zahlungssysteme

Marc Brulé von der Royal Canadian Mint überraschte die Fachwelt mit der Vorstellung eines MintChips. Dieses neue Zahlungsmittel in der traditionellen Form einer Münze ist gedacht als eine Ergänzung zum Bargeldverkehr. Wie die europäische Cashkarte wird dieser Chip aufladbar sein. Anders als andere Formen des bargeldlosen Zahlens soll er weiter die Anonymität des Benutzers garantieren, problemlos übertragbar und überall einsetzbar sein.
Barvermögen kann entweder über eine anonyme Einzahlung oder eine Kontoübertragung auf dem Chip gespeichert werden. Dieser Betrag soll dann mittels Handy, Computer und aller anderer Formen des elektronischen Geldverkehrs weiterverwendet werden können.
Derzeit hat die Royal Canadian Mint einen Wettbewerb für Programmierer laufen, in dem diese Einsatzmöglichkeiten für den Chip erkunden können.

Es folgte Carmen Whateley, Vertreterin des südafrikanischen Zweigs von Vodacom. Sie berichtete über das Miteinander von alten und neuen Formen des Zahlens. Südafrika sei ein wunderbares Beispiel für das aktuelle globale Geschehen, so ihre These. Denn in Südafrika findet man gleichzeitig modernste Bankstrukturen neben urtümlichen, sich zumeist selbst versorgenden Wirtschaftsgemeinschaften.
Ihre erfreuliche Botschaft: Die neuen Zahlungsmethoden verdrängen die alten nicht. Vielmehr setzt sich in jedem Bereich des Wirtschaftslebens die Zahlungsmethode durch, die der Kunde in diesem Moment für die sinnvollste hält. Zahlungsmethoden seien additiv, sie existieren nebeneinander, was für das Bargeld bedeutet, dass es seinen Anteil am Markt behalten wird.

Ganz anders sah das Marcus W. Mosen von Ogone-Payment Services. Er machte zunächst einmal deutlich, welch große und bedeutende Unternehmen sich aktuell an der Jagd um das optimale Zahlungssystem der Zukunft beteiligen. Es handele sich nicht mehr nur um Banken, sondern vermehrt um führende Privatunternehmen, die im Internet eine große Rolle spielen wie Google oder Amazon.
Er wies auf die veränderten Gewohnheiten von Jugendlichen hin, die eher ohne Geldbörse als ohne ihr Smartphone aus dem Haus gingen. Für ihn gehören Münzen und Kreditkarten bald der Vergangenheit an und werden durch elektronische Zahlungssysteme ersetzt.

2. Sitzung: Globale Münzprogramme verhandeln

Es war nicht leicht, sich konkret vorzustellen, was man sich unter „Globale Münzprogramme verhandeln“ vorstellen sollte. Doch die Vortragstitel machten schnell deutlich, dass die Zusammenarbeit von Münzstätten mit internationalen Komitees im Mittelpunkt stand.

Natanya van Niekerk von der South African Mint summierte ihre Erfahrungen mit dem WWF. Sie waren nicht gerade ermutigend. Alle Fehlschläge könne man darauf zurückführen, dass die Arbeitsweise und das Ziel des WWF nicht mit denen einer Münzstätte in Einklang gebracht werden könne. „Conservationists are not business people.“ (Umweltschützer sind keine Geschäftsleute.) Eine direkte Zusammenarbeit am Projekt sei schwierig mit ihnen, aber schließlich habe die Münzindustrie keine Verpflichtung, vorher ihre Erlaubnis einzuholen, wenn man etwas vom Ertrag einer bestimmten Münzemission spenden wolle. Natanya van Niekerk sprach sich für gemeinsame Münzprogramme im Sinne des Umweltschutzes aus: Globale Themen – wie zum Beispiel der Klimawandel – in ihrer lokalen Interpretation könnten neue Sammler über Ländergrenzen hinweg gewinnen. Eine solche Zusammenarbeit könnte nicht nur umsatzsteigernd wirken, sondern würde die Münze als eines der ältesten Propagandamedien der Welt nutzen, um Menschen auf die Notwendigkeit aufmerksam machen, ihre eigene Verantwortung für die Zukunft der Erde zu erkennen.

Ein anderes Thema, eine ähnliche Organisation. Shane Bissett sprach über das Olympia-Programm der Royal Mint im United Kingdom. Es handelt sich um das bislang umfangreichste Programm der Geschichte der Olympiamünzen. Bereits 2007 war der Lizenzvertrag unterschrieben worden, so dass genug Zeit zur Verfügung stand, um dieses Titanenwerk zu vollbringen. 16 Goldmünzen – darunter die erste britische Kilo-Goldmünze, 60 Silbermünzen und 38 Münzen aus unedlem Metall. Damit hat die Royal Mint alle vorhergehenden Sommerspiele um ein Vielfaches überholt.
Die Presse reagierte begeistert. Die 50-Pence-Münze, auf der die Abseitsregel im Fußball erklärt wurde, schaffte es in die 10 Uhr Nachrichten der BBC.
Mit Sicherheit hat die Royal Mint unter Nicht-Sammlern eine Aufmerksamkeit für ihre Olympiaprodukte erhalten, wie es sie vorher noch nie gegeben hat. Aber Albert Beck machte in seinem Diskussionsbeitrag auf ein Problem aufmerksam, das es für das traditionelle Sammelgebiet „Olympiamünzen“ geben wird. Die meisten Sammler wollen ein Sammelgebiet komplett haben. In dem Moment, in dem es mehr Prägungen gibt, als sie sich leisten können, wird das Sammelgebiet für sie uninteressant. Auch wenn folgendes nicht erwähnt wurde, gilt doch, dass das United Kingdom mit dieser exzessiven Prägung viele Ländersammler verloren hat, die Vollständigkeit für ein Land erstreben.
Eine umfangreiche Prägung aus einem einmaligen Anlass kann zu einem Danaergeschenk werden, weil nach dem Hype viele der traditionellen Sammler wieder abgesprungen sind und sich die Hoffnung auf einen Gewinn von neuen Sammlern nicht in dem Maße erfüllt hat, in dem man darauf gehofft hat.

Wie unterschiedlich internationale Organisationen im Vergleich zu Münzstätten denken, führte der Vortrag von Ian Denison vor Augen. Der Vertreter der UNESCO stellte erst einmal in aller Ausführlichkeit Ziele und Organisation der UNESCO vor, ehe er in den letzten Minuten seines Vortrags auf die Münzen zu sprechen kam. Seit Jahren würden Nationen UNESCO Weltkulturerbe auf ihren Münzen abbilden, ohne dass die UNESCO daran irgendeinen Anteil habe. Man wolle sich hier aktiver beteiligen und „UNESCO-Sammler“ schaffen. Als Partner dafür habe man die schweizerische Firma PAMP für fünf Jahre verpflichtet. Man lade die Münzstätten von allen 195 Mitgliedsländern der UNESCO ein, sich an diesem Projekt zu beteiligen.

3. Sitzung Fortschritte in R&D

Wolfgang Bretz, Wickeder Westfalenstahl GmbH, und Klaus Meyer-Steffens, Crane Payment Solutions GmbH, stellten gemeinsam ihre Testergebnisse zu einem neuen Material vor, die eine Arbeitsgruppe der MDC seit dem letzten Kongress 2010 in Canberra zusammengetragen hat. Dabei handelt es sich um einen Mehrschichtenwerkstoff, der aus 5 bis 6 Schichten besteht. Die Ergebnisse sprechen für eine hohe Fälschungssicherheit. Abweichende Materialien können mit den Techniken, die derzeit in Geldautomaten angewendet werden, leicht ausgeschieden werden. Dass Fälscher ähnliches Mehrschichtenmaterial herstellen, ist äußerst unwahrscheinlich, da die kostenintensiven Investitionen vor der Produktion für Fälscher unrentabel sind.

Auch Mark Blizard beschäftigte sich mit Materialien zur Münzprägung. Bei ihm standen mögliche Kostenersparnisse im Mittelpunkt. Er stellte eine günstige Ersatzlegierung für Kupfernickel vor, auf die Jarden Zinc das Patent hält. 25-35 % Kostenersparnis für Material und Prägung verspricht Jarden Zinc den Nutzern seines neuen Werkstoffs.

Vom Material zum Stempel. Hideaki Mori beschäftigte sich mit der Tatsache, dass immer weniger Stempel vom traditionellen dreidimensionalen Gipsmodell ausgehen, sondern direkt von der Entwurfszeichnung ausgehend mittels Computer und Laserzeichnung produziert werden. Sein Beitrag liefert die Zahlen zum aktuellen Stand der Produktion, also wie werden derzeit in den einzelnen Münzstätten die Stempel produziert, welche Auswirkungen hat das auf den Produktionsablauf und in wie weit haben sich die von der Urpatrize ausgehenden Prägestempel verändert.
Außerdem steht derzeit zur Debatte, in wie weit eine computerbasierte Simulation das Endergebnis der Prägung vorhersehen kann. Hideaki Mori zeigte an einem Beispiel detailliert, wie mit Hilfe des Computers berechnet werden kann, von wo ausgehend ein Stempelbruch entstand.

Der nächste Vortrag von Andreas Wächter beschäftigte sich mit dem Präzisionsumsenken, wie es mit den Pressen von Sack & Kiesselbach möglich geworden ist. Ein Output von bis zu 120 Stempeln pro Stunde mit einer Toleranz von +/- 20µm ist mittlerweile möglich.

4. Zukunft des Münzhobbies

Hans Denkov von der Danish Mint, der demnächst in den (Un-)Ruhestand gehen wird, leitete die Sitzung.

Hier hielt Ivor Masters, der Managing Director Stamps & Coins von der New Zealand Post, den ersten Vortrag. Er sprach über die Erfahrungen, die man mit der abnehmenden Nachfrage im philatelistischen Bereich gemacht habe, und davon dass die Münzindustrie in die gleiche Richtung ziele.
Man habe sich lange auf die althergebrachten Sammler verlassen. Als diese nun langsam weniger wurde, habe man den Gewinnausfall mit mehr Briefmarkenausgaben bekämpft. Doch als die Zahl der Sammler immer mehr einbrach, habe man nach neuen Strategien Ausschau gehalten.
Mit Zielgruppen spezifischen Produkten habe man sich neue Käufer erschlossen, ohne die traditionellen Sammler zu vernachlässigen. Gleichzeitig habe man die Ausgabe von Gedenkmünzen New Zealands übernommen. Damit hätten sich viele Synergien eingestellt. Man habe neue Käufergruppen erschlossen, wie Touristen oder an bestimmten Themen interessierte Gruppen. Dadurch habe sich das Marketing fundamental gewandelt und die zurückgehenden Verkäufe würden nun wieder Zuwächse zeigen.

René Van Dijk sprach sich in seiner Präsentation für eine klare Kennzeichnung von Pseudomünzen aus. Für den Kunden sei es oft schwer zu unterscheiden, welche Prägungen ausschließlich für Sammler angefertigt worden seien und im eigenen Land überhaupt nicht zirkulieren könnten. Es gäbe auf jeden Fall eine Reihe von Sammlern, die diese Pseudomünzen kaufen würden, einfach weil sie schön seien. Man täte also gut daran, diese Produkte für die eigenen Münzen als eine Quelle der Inspiration zu benutzen. Auf der anderen Seite schulde man den eigenen Sammlern korrekte Informationen, was sicher nicht bedeuten solle, ihn davon zu überzeugen, keine Pseudomünzen mehr zu kaufen. Ein Produkt müsse einfach derart beschrieben sein, dass klar werde, auf was man sich einlasse.

Rodolphe Krempp von der Monnaie de Paris führte fort, was er 2010 in Canberra vorgestellt hatte. Die französische Münzstätte hatte – wie vor 2011 zum Beispiel auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz üblich – zum Nominalwert Gedenkmünzen in Silber ausgegeben. Hier ist die Gewinnspanne zwischen Nominalpreis und Produktionskosten wesentlich geringer als bei den Gedenkmünzen in Sammlerqualität. Vor allem neue Kunden und Sammler hätten dieses Produkt akzeptiert. Wichtig sei dafür vor allem die Kommunikation gewesen.
Rodolphe Krempp stellte eine Gold-„Umlauf“-Münze zu 1.000 Euro vor, bei allein der Goldwert zum Zeitpunkt der Ausgabe bei 800 Euro lag. 10.000 Münzen seien im Internet binnen weniger Stunden, im eigenen Landen innert eines Tages ausverkauft gewesen.
Im November werde man an diesen Erfolg anknüpfen und eine 5.000 Euro Goldmünze mit einer Auflage von 2.000 Stück ausgeben.

Philipp Newman referierte über die Aussichten von Bullionmünzen als Anlagemedium. Er erwartet für Ende 2013 die Trendwende. Nach einem starken Anstieg der Nachfrage nach Bullionmünzen im Verlauf des Jahres 2013 sei noch vor Jahresende ein starker Rückgang prognostiziert 2014.

6. Corporate Culture

Christophe Beaux von der Monnaie de Paris leitete die Themensitzung zu „Corporate Culture“, also zur Unternehmenskultur.

Matolwandile Mtotywa von der South African Mint sprach über das „menschliche Kapital“. Er machte auf die drohende Überalterung in den Münzstätten aufmerksam. 42 % der Mitarbeiter seien – so eine Erhebung unter Mitgliedsmünzstätten der MDC – über 55 Jahre alt, 25 % zwischen 45 und 55 Jahren. Damit drohe ein Wissensverlust beim gleichzeitigen Ausscheiden vieler Mitarbeiter, vor allem auf der obersten Ebene.
Anzustreben sei eine bessere Nachwuchsförderung. Leider gäbe es viele Gründe, warum junge Leute nicht gerne in Münzstätten arbeiten würden, unter anderem sei für die Münzproduktion und -vermarktung ein sehr spezielles Wissen von Nöten, das nicht leicht in anderen Industriezweigen zu erwerben sei und angewendet werden könne.
Matolwandile Mtotywa schlug vor, dieses Problem auf breiter Eben anzugehen.

Es ist immer wieder gut, einen Blick darauf zu werfen, wie andere Industrien mit Problemen umgehen. Wie gestaltet zum Beispiel ein erfolgreicher Autoproduzent wie BMW seine Firmenpolitik, um ständig Innovationen zu bieten. Josef Meinhardt von BMW führte am Beispiel der BMW 1 Serie vor, wie man in einem gemeinsamen Prozess Ziele finde, festlege und verwirkliche.

Seit einiger Zeit gibt es in der MDC ein Team, das eine Benchmark für die Münzindustrie erarbeiten will. Ziel ist es, überhaupt erst festzulegen, wo der Durchschnitt der Industrie steht, um so einen Maßstab festzulegen, an dem jede Münzstätte ihre eigenen Leistungen messen kann. Zum Benchmark Komitee gehören Peter Huber, Günther Waadt, Thomas Kubaczek, Patrick Gimmi, Tomasz Klonowski und Wolfhart Smidt. Sie stellten ihre aktuellen Ergebnisse vor.
Sie haben ein computerunterstütztes Werkzeug erarbeitet, mit dem der Nutzer schnell und effektiv durch Eingabe seiner eigenen Zahlen sich mit anderen Unternehmen vergleichen kann. Die Datenbank wird bis Anfang 2013 zur Eingabe zur Verfügung stehen. An der MDC 2014 werden dann die Ergebnisse präsentiert. Mit VEworks hat das Benchmark-Komitee eine ausgezeichnete Webplattform gefunden.
Ferner arbeitet das Komitee an Kriterien zur Bewertung von Münzstätten, die nicht innerhalb der Münzstätten festgelegt werden, sondern von außerhalb, von der Zuliefererindustrie.

Im Namen der Royal Canadian Mint stellten Christine Aquino, Director of Communication, und Maria Jose Ramos, Canadian Business for Social Responsibility, ihre Erkenntnisse vor. Ziel eines modernen Managements sei es, ein Gleichgewicht zwischen ökonomischen, ökologischen und sozialen Faktoren herzustellen. Der zufriedene Mitarbeiter ist für einen Arbeitgeber ein hohes Gut, das es zu erhalten und pflegen gilt. Die Royal Canadian Mint hat dafür Belohnungs- und Anerkennungsprogramme sowie Unterstützungs- und Schulungsprogramme entwickelt. Ferner wird die Mitarbeit der Angestellten an freiwilligen sozialen Programmen gefördert. Welche praktischen Schritte dazu bereits unternommen wurden und noch werden, führten die Referentinnen in ihrem Vortrag aus.

7. Umweltfragen

Unter der Leitung von Günther Waadt ging es in der 7. Sitzung der MDC um Umweltfragen.

Vijay Kumar von der Perth Mint in Australien sprach über die CO2 Bilanz. Am Beispiel der Perth Mint zeigte er die dafür wichtigen Schritte: zunächst den CO2 Ausstoß zu messen, dann zu beobachten und besser zu verstehen, um ihn in einer letzten Konsequenz zu vermindern. Dabei dürften die Zahlen nicht absolut gesehen werden, sondern müssten in Relation gesetzt werden mit der Produktivität der Münzstätte. Im Fall der Perth Mint konnte der Referent zeigen, dass – obwohl der absolute Wert des CO2 Ausstoßes gestiegen war – der Ausstoß pro Kilogramm geprägter Ware zurückgegangen war.

Konstantin Li von Saxonia Eurocoin sprach über einen Leitfaden zur Gesundheits- und Umweltpolitik für die Münzindustrie. Er richtet sich nicht nur an die eigentlichen Münzstätten, sondern auch an die Zuliefererindustrie und die Nationalbanken.
Die Hauptziele sind dabei:

  • Reduzierung von Wasser-, Energie- und Materialverbrauch
  • Lärmkontrolle
  • Reduktion von Abfallprodukten
  • Entwickeln einer Firmenkultur, die sich für umweltschonende Produktion einsetzt
  • Nachhaltigkeit
  • Evaluierung der Einhaltung von rechtlichen und anderen Bestimmungen
  • Notfallmanagement
  • Verantwortlichkeit für Produkt und Zulieferer

 

Xianyao Li von der Royal Canadian Mint präsentierte Fortschritte, die bei der Verwendung des Lasers zur Stempelherstellung gemacht worden sind. Er zeigte anhand starker Vergrößerung der Stempeloberfläche, dass im Vergleich zu 2010 die Qualität wesentlich besser geworden ist. Die Hitzefolgen konnte man verringern, ohne sie ganz auszumerzen. Gerade bei der schwierigen Disziplin des Gravierens von Mikrotexten konnten Verbesserungen wahrgenommen werden.

8. Social Media

Gleichzeitig beschäftigte sich das Marketing Komitee damit, wie man Social Media einsetzen kann, um die Kunden enger an die Münzstätte zu binden. Die Sitzung präsidierte Ian Bennet von der Royal Canadian Mint.

Anne McCrossan von Visceral Business gab einen Überblick, welche Möglichkeiten Social Media für Münzstätten bieten. Sie zeigte zunächst, dass die Effizienz von Werbung über Internet und Handy wesentlich erfolgreicher zu sein scheint als traditionelle Werbemethoden. Dann führte sie aus, das der Fluss von Information sich mit Social Media völlig verändert. Während beim traditionellen Marketing die Information vom Verkäufer zum Käufer fließt, kann der Verkäufer über Social Media die Reaktionen der Käufer wahrnehmen und berücksichtigen. Trotzdem würden Münzstätten bisher nur einen winzigen Teil ihres Budgets für Social Media einsetzen: 92 % der Befragten gaben an, zwischen 0 und 10 % des Werbebudgets in diesen Bereich zu stecken, würden aber davon ausgehen, dass sich dieser Anteil in Zukunft erhöhen würde.

Pak Ling Yip von der Singapore Mint sprach über den Einfluss, den Social Media auf die Numismatik ausüben werde, wobei er unter Numismatik den Verkauf von Gedenkmünzen verstand. So können Kunden jetzt über ihr iPhone die Produkte der Singapore Mint kaufen und sich über Social Media über die Marke und aktuellen Produkte informieren. Zu schaffen mache dabei, dass man keine Kontrolle über das Feedback der Kunden habe, das durchaus auch negativ sein könne. Immerhin habe man durch die Facebook Fanseite den Verkehr auf der Website der Münzstätte erheblich gesteigert. Dort sei der Umsatz bei Direktverkäufen stark gestiegen. Man habe zusätzlich eine Handelsplattform integriert, auf der Kunden ihre Münzen weiterverkaufen könnten, um so den Zweitmarkt zu unterstützen.

Auch Scott Tappa von Krause Publications zeigte am konkreten Beispiel, wie sein Verlag die verschiedenen Methoden des Internets nutze. Facebook sei hervorragend geeignet, um den Kontakt mit den Kunden zu erhöhen, die Marke zu stärken und Akteure bekannt zu machen, während ein Einkommen damit nur schwer zu erwirtschaften sei. Twitter sei hervorragend geeignet, um auf Neuigkeiten und Artikel hinzuweisen, während es tödlich sei, auf Twitter nur Verkaufsangebote zu posten.
Als Kernbotschaften fasst Scott Tappa zusammen, dass Social Media sich heute nicht mehr umgehen ließen. Es sei wichtig, keine Anfrage unbeantwortet zu lassen. Man solle alle Mitarbeiter involvieren, erstens um menschlich zu wirken und zweitens um so die zeitlichen Anforderungen zu minimieren. Es handle sich nicht um einen Ersatz für andere Marketingstrategien, sondern um eine Ergänzung.

9. Optimale Bedingungen

Peter Huber von der Staatlichen Münze Baden Württemberg leitete die letzte Sitzung des Technischen Komitees am Dienstag.

Wolfram Volk von der Technischen Universität Münzen sprach über die Ergebnisse, die in Zusammenarbeit mit Günther Waadt vom Bayerischen Hauptmünzamt bei der 3D-Simulation eines Stempellebens erzielt worden waren. Auf lange Sicht geht es darum, die Lebensdauer eines Stempels bereits vor Prägebeginn mittels einer Computersimulation zu ermitteln.

Juan Manuel Shiguetomi von der Mexikanischen Münzstätte stellte ein Beispiel dafür vor, wie man mittels aufwändiger Versuche die beste Art des Polierens von Schrötlingen ermittelte. Herausgefunden wurden dabei die optimale Größe eines Gebindes, die wirksamsten Satelliten, die optimale Prozessdauer und die besten chemischen Zusatzstoffe. Daraus resultierte der wichtige Hinweis an alle, vor dem Polierprozess die lokale Wasserhärte zu ermitteln, um so die optimale Zusammensetzung der Zusatzstoffe herauszufinden.

Jinglin Chen von der China Banknote Printing and Minting Corporation berichtete von der Rolle der Regierung in der Kette der Versorgung mit Währungsmitteln. Er stellte fest, dass in der Öffentlichkeit Münzen nicht mehr beliebt sind, wenn sie Nominale betreffen, die fast wertlos sind. Er sprach sich für 6-9 verschiedene Nominale aus, unter denen die Werte 1, 2 und 5 vorhanden sein sollten. Wichtig sei ein effizientes Verteilersystem, um die Münzen dort abzuholen, wo sie anfallen, und dorthin zu bringen, wo sie benötigt werden.

Thomas Bilas von Saxonia Mint of Finland präsentierte die Ergebnisse des Subkomitees „Low Denomination Coins“. Immer mehr Länder kennen das Problem, dass die hohen Rohstoffpreise die Produktionskosten der kleineren Nominale über den Nennwert treiben. Folglich steckt in der richtigen Wahl der Legierung der Schrötlinge ein enormes Sparpotential für Münzstätten. Schon die Dicke der Plattierungsschicht kann einen finanziellen Unterschied machen. Deshalb testete man eine Plattierungsschicht von 30 gegenüber einer von 15 Mikron. Hinsichtlich der Abnutzung und Korrosion soll die dünnere Schicht mit der dickeren identisch sein. Hinsichtlich der Automatenindustrie hängt das Risiko der Fehlbewertung vom Material ab, mit dem plattiert wurde. Dies ist derzeit jedoch nicht von Belang, da die kleineren Nominale kaum von Automaten angenommen werden. So kann als die dünnere Plattierung durchaus als kostengünstige Alternative akzeptiert werden.

10. Verpackung

Gleichzeitig sprach das Marketing Komitee unter Leitung von Yoshiake Shinhara von der Japan Mint über Verpackungen.

Als Spezialist eingeladen war John Lommers, APSBB, der die Verpackungen der Niederländischen Münzstätte gestaltet. Ganz in seinem Sinne, dass ein Bild mehr sagt als 1000 Worte, geben wir hier den Link zu seinem Einführungsfilm