von Ursula Kampmann
26. Mai 2016 – Wissen Sie eigentlich, was autokephal ist? Als autokephale Kirche bezeichnet man eine Kirche, die sich ihre eigenen Regeln gibt. Die koptische Kirche zum Beispiel ist autokephal, weil ein Apostel, der hl. Markus, sie gegründet haben soll. Der Patriarch von Konstantinopel ist eine Art Ehrenvorsitzender der orthodoxen Kirche, weil der Überlieferung nach der hl. Andreas der erste Bischof von Konstantinopel war. Der Papst führt seine Ehrenstellung auf den hl. Petrus zurück. Ja, und die Armenier haben den hl. Judas Thaddäus, dessen Grab wir in dieser Folge in der Qara Kelissa, der schwarzen Kirche, besuchen.
Zuerst allerdings geht es nach Ardabil, wo der Gründer der Safawiden-Dynastie begraben liegt. Anders als man vielleicht erwarten würde, war er kein mächtiger Herrscher, sondern ein Sufi, eine Art muslimischer Mystiker.
Dörfer aus Lehmziegeln vor einer prachtvollen Bergkulisse. Foto: KW.
Dienstag, 8. März 2016 – Fortsetzung
Drei Stunden brauchten wir bis Ardabil. Es war eine unglaubliche Fahrt! Wir bewegten uns auf geschätzten 1500 Höhenmetern. Rechts und links am Horizont sahen wir das schneebedeckte Hochgebirge. Unsere Hoffnungen, einen Blick auf das Kaspische Meer zu erhaschen, schwanden dahin, als wir hörten, dass zwischen uns und der Küste rund 80 Kilometer und ein Gebirgszug lag.
Die iranische Variante eines Selbstbedienungsrestaurants. Foto: KW.
Wir erreichten Ardabil um 14.00 und wurden sofort zum Mittagessen geschafft. Das heißt, wir wären geschafft worden, wenn Ehsan das Restaurant gefunden hätte. Man merkte seine steigende Nervosität. Er verstand die lokale Variante des Farsi nicht! Ardabil liegt sehr nahe an der türkischen Grenze im iranischen Teil von Aserbaidschan. Und das käme ihm doch sehr türkisch vor, meinte unser Ehsan. Wir liefen also die Hauptstraße rauf, wieder runter, in ein Wohngebiet, wieder auf die Hauptstraße. Und irgendwann waren wir genau dort, wo wir losgegangen waren, nur um festzustellen, dass das Restaurant auf der anderen Straßenseite lag.
Egal, es war jeden Meter Umweg wert. Die Gaststube war gefüllt mit Einheimischen. An den Tischen saßen die Männer auf Stühlen, am Rand des Saals lagerten die Familien und Frauen in teppichbedeckten Nischen. Ja, es waren etliche Gruppen von Frauen ohne männliche Begleitung anwesend!
Das Restaurant beherrschte ein riesiger Tresen, der gleichzeitig als eine Art Schnellimbiss und Take-Away diente. Es gab Salate, Kebab, Fleisch in besonderen Soßen und – wieder einmal – kein Gemüse. Der Iran ist kein Land für Vegetarier, wenigstens wenn man auf Restaurants angewiesen ist: Im Restaurant isst man selbstverständlich das Beste und Kostbarste, was die iranische Küche zu bieten hat, und das sind ausnahmslos Fleischgerichte. Muss ich noch sagen, dass das Essen köstlich war? Die iranische Küche ist zurecht berühmt.
Das Grabmal von Scheich Safi ad-Din. Foto: KW.
Bedauernd verließen wir das Restaurant, um das prächtige Grab des Stammvaters der Safawiden-Dynastie zu besuchen.
Schrein des Safi ad-Din. Foto: KW.
Viele europäische Dynastien brüsteten sich einst stolz, einen heiligen König unter ihren Vorfahren zu haben. Scheich Safi ad-Din, Namensgeber der Safawiden-Dynastie, wurde tatsächlich schon von seinen Zeitgenossen als schiitischer Heiliger verehrt. Er war ein Sufi, so eine Art moslemischer Mystiker, also einer, der Gott auf seine eigene Art und Weise sucht. Sufi wird man nicht ohne Unterstützung. Man muss eine aufwändige Ausbildung durchmachen. Safi ad-Din ging als Lehrling zu dem berühmten Scheich Zahed Gilani. Er wurde dessen Lieblingsschüler und bekam, weil Sufis ja heiraten dürfen, dessen Tochter sowie die Kontrolle über Gilanis Sufi-Orden.
Wie das bei Freigeistern so ist, waren die Sufis beim islamischen Klerus nicht gerade beliebt. Deshalb floh Safi ad-Din nach Ardabil und gründete dort ein neues Kloster. Als Safawiyya wurde sein Orden bekannt und beliebt und … reich, ja auch die muslimischen Varianten der christlichen Klöster zogen jede Menge Gaben und Stiftungen an.
Das Mausoleum von Schah Ismail. Foto: KW.
Safi bekam mehrere Söhne, und die bekamen ihrerseits mehrere Söhne und einer davon stieg auf zum Schah von Persien. Aber darüber erzähle ich Ihnen mehr, wenn wir nach Shiraz kommen. Jedenfalls ließ sich dieser erste Schah aus der Familie der Safawiden dort bestatten, wo Safi ad-Din schon lag, und damit wurde aus dem eigentlich bescheidenen Sufi-Heiligtum ein Staatsheiligtum, das jeder Schah aus der Safawiden-Dynastie mit seinem gesamten Hofstaat einmal im Jahr besuchte, um dort seiner Vorfahren zu gedenken.
Der Grabturm des Safi ad-Din. Foto: KW.
Man kann sich vorstellen, mit welcher Pracht diese Mausoleum ausgestattet wurde. Nehmen wir nur den Grabturm, der sich über dem Kenotaph von Safi ad-Din erhebt. Er ist prachtvoll mit Fliesen geschmückt, die alle nur den Namen Gottes wiedergeben. Was für eine Symbolik: Für den gläubigen Menschen ist Gott eben der größte Schmuck (auch wenn es natürlich einen kunstsinnigen Kaligraphen, einen Haufen exquisiter Handwerker und last but not least ziemlich viel Geld gebraucht hat, um diesen einfachen Schmuck herzustellen).
Im Jahr 2010 hat die UNESCO den ganzen Komplex zum Weltkulturerbe erhoben. Trotzdem waren wir – wieder einmal – die einzigen Touristen. Auf dem großen Platz, auf dem ein zukünftiger Andenkenladen neben dem anderen liegen soll, gab es keinen einzigen Besucher. Die Lädchen waren zum großen Teil noch nicht einmal vermietet.
Ein Blick in den Gebetsraum. Foto: KW.
Der wunderbare Innenraum der Moschee besteht aus mehreren, miteinander verbundenen Räumen. Zunächst kommt man in den eigentlichen Gebetsraum, reich verziert, die Konturen der Malereien mit leichten Stuckauflagen betont. Die Eingänge und Durchgänge sind kostbar gestaltet, und noch im 19. Jahrhundert passte dazu auch der Boden.
Für ihn hatten die Safawiden-Herrscher einen gewaltigen Teppich herstellen lassen, der nicht nur den ornamentalen Schmuck der Moschee aufnahm, sondern – aus einem Stück bestehend – exakt die Moschee ausfüllte. Heute hängt der Teppich im Victoria & Albert Museum. Er scheint einem kunstsinnigen Engländer ins Auge gefallen zu sein und wurde durch diese Form eines für die Epoche des Kolonialismus so typischen „Exports“ zum berühmtesten Teppich der Welt. Es gibt unzählige Kopien dieses Typs, die man alle „Ardabil“ nennt. Ein Ardabil lag – nicht gerade eine Empfehlung – einst im Berliner Büro von Adolf Hitler. Und noch heute blickt der britische Premierminister in Downing Street 10 auf einen nachgeknüpften Ardabil.
Fast wie in bayerischen Barockschlössern: Das Porzellankabinett. Foto: KW.
Ein Porzellanhaus diente als repräsentativer Festsaal für das Sufi-Kloster. Ja, richtig, so wie unsere barocken Porzellankabinette: Ein großer runder Raum mit vielen Nischen und Regalen, der bis zum dritten Persisch-Türkischen Krieg (1804-1813) noch voll war mit wertvollem chinesischem Porzellan. Die Russen, unter denen es durchaus auch Offiziere gab, die einen künstlerisch wertvollen Gegenstand erkannten, wenn sie ihn sahen, nahmen die besten Stücke mit nach St. Petersburg, wo man sie heute noch besichtigen kann.
Es wurde wieder spät, bis wir ins Hotel kamen. Na ja, dafür dürfen wir morgen früher aufstehen. Der Bus startet um 7.30. Das heißt 6.00 aufstehen. Ach ja, so was nennen andere Leute Urlaub.
Kurzer Halt auf dem Weg. Eine hervorragend restaurierte Karawanserei. Foto: KW.
Mittwoch, 9. März 2016
Wach ist etwas anderes, so fühlte ich mich, als ich um 7.30 zum Bus schlich. Wir hatten rund drei Stunden Busfahrt vor uns, um zur Qara Kelissa, der schwarzen Kirche zu kommen.
Der Berg Ararat. Foto: KW.
Nach ein paar Stunden erblickten wir völlig überraschend den Ararat, der sich ja eigentlich auf türkischem Boden befindet, aber so nahe an der iranischen Grenze liegt, dass man ihn bei gutem Wetter bestens sehen kann. Und das Wetter war gut. Der Ararat zeigte sich in voller Schönheit: Schneebedeckt, vor strahlend blauem Himmel.
Mit seinen 5137 Metern ist der (Große) Ararat der höchste Berg der Türkei. Der „kleine“ Berg daneben heißt – oh Überraschung – „Kleiner Ararat“ und misst immer noch 3.896 Meter (zum Vergleich, der höchste Berg Deutschlands, die Zugspitze, bringt es auf 2.962 Meter, der österreichische Großglockner auf 3.798 Meter; das schweizerische Matterhorn kann sich immerhin beeindruckender 4.478 Meter rühmen).
Kenner der Genesis wissen, dass man mit dem Ararat gemeinhin das Stranden der Arche Noah nach der großen Flut verbindet, (und wenn Sie an einer witzigen Aufbereitung der Geschichte interessiert sind, empfehle ich ihnen einen uralten Song von Bruce Low.)
Wappen der Demokratischen Republik Armenien (1918-1922). Quelle: Wikipedia.
Auch wenn von türkischer Seite heftig protestiert wird, bleibt der Ararat ein Symbol der Armenier, das sogar auf dem Mittelschild des Wappens der kurzlebigen Demokratischen Republik Armenien abgebildet wurde. Schließlich siedelten die Armenier um den Ararat, ehe sie der Völkermord aus ihrer Heimat vertrieb.
Armenien. 500 Dram 2012. Arche Noah. Aus Auktion Rauch E-Auction 17 (2015), 922.
2001 feierten die Armenier das Jubiläum 1700 Jahre Christentum in Armenien, weil König Tiridates III. es wohl um 313/4 zur Staatsreligion machte. Damit wurde Armenien das erste christliche Reich der Geschichte. Und die Überlieferung von Altem und Neuem Testament werden noch heute als eigene Heilsgeschichte empfunden, was dazu geführt haben mag, dass die von einer deutschen Firma im Namen Armeniens ausgegebenen Bullionmünzen die Arche Noah zeigen.
Tiertransport – persische Variante. Foto: KW.
Für uns war das natürlich eine großartige Überraschung. Alle stürmten aus dem Bus, um Dutzende von Fotos zu machen. Es war kalt. Es war einsam. Und trotzdem gab es neben dem Ararat noch anderes zu sehen, so zum Beispiel die persische Variante eines Tiertransports.
Die schwarze Kirche, wo der hl. Judas Thaddäus begraben sein soll. Foto: KW.
Um 12.00 waren wir an der Schwarzen Kirche angekommen. Sie ist Weltkulturerbe und wird wohl irgendwann zu den Drei-Stern-Sehenswürdigkeiten gehören, die man gesehen haben muss. Im Moment ist sie ein Geheimtipp. Das große Gebäude, das errichtet wurde, um dort Eintrittskarten und Andenken zu verkaufen, steht leer, und die Ruhe, die herrscht, ist selbst schon eine touristische Attraktion.
Viehdung als Brennstoff, aufgestapelt zu einer begehbaren Hütte. Foto: KW.
Ganz zu schweigen von dem Dorf daneben, von dem man in Europa glauben möchte, dass es so etwas gar nicht mehr gibt. Die Menschen leben in Lehmhäusern, die sich gar nicht so sehr von denen unterscheiden, die man vor rund 9.000 Jahren in Catal Hüyük erbaut hat. Manche sind modern und haben ihr Dach mit einer silbern glänzenden Folie nach oben abgedichtet statt wie traditionell üblich, Gras darauf wachsen zu lassen. Vor den Häusern gibt es gewaltige Misthaufen, und hinter den Häusern wird der Dung zu flachen Fladen geklopft, um zu trocknen. In diesem an Bäumen armen Land ist das der optimale und billigste Brennstoff.
Der älteste Teil der Kirche ist aus schwarzem Stein erbaut. Foto: KW.
Die Qara Kelissa ist das große Heiligtum der Armenier. Hier soll der Apostel Judas Thaddäus im Jahr 66 die erste Kirche der Welt gegründet haben. Na ja, aber aus dem 5. Jahrhundert hat man tatsächlich bereits schriftliche Hinweise auf eine Existenz des Klosters.
Viel weiß die Kirchengeschichte nicht über Judas Thaddäus; Theologen diskutieren sogar, ob es sich bei ihm nicht um eine Mixtur aus mehreren Personen handeln könnte. Sein Attribut, die Keule, weist auf sein Martyrium hin, das in der Legenda aurea überliefert ist: Judas Thaddäus ging mit einem Gefährten nach Persien, wo sie den König von Babylon und viele seiner Höflinge zum christlichen Glauben bekehrt haben sollen. Doch heidnische Priester fürchteten um ihren Einfluss und erschlugen Judas Thaddäus mit der Keule.
Der im 19. Jahrhundert erbaute Teil der Kirche aus weißem Stein ist mit feinsten Reliefarbeiten geschmückt. Foto: KW.
Die Armenier dagegen berichten, dass der hl. Judas Thaddäus mit dem hl. Bartholomäus nach Armenien kam und dort die Armenische Kirche begründete. Ein Eremit habe die Gebeine des Heiligen gefunden, und dafür gesorgt, dass sie in dem von ihm begründeten Kloster beigesetzt wurden.
Der Schnee vor der Kirche reichte gerade noch für ein paar Schneebälle. Foto: KW.
Von außen ist die Kirche zauberhaft. Sie besteht aus zwei Teilen: Einem unscheinbar schwarzen mit wenigen geometrischen Verzierungen. Dabei handelt es sich um den Bau aus dem 14. Jahrhundert, der sofort in Angriff genommen worden war, als die erste Kirche zusammenbrach. Davorgesetzt ist ein größeres Schiff aus dem 19. Jahrhundert mit wundervollen Friesen, die sich um die Kirche herumziehen. In die vegetabilen Girlanden sind entzückende Szenen eingeflochten: Der Leviathan, eine Mischung aus Walfisch und Elefant, ein Liebespaar in engster Umarmung, kämpfende Ritter und vieles mehr.
Ein Blick ins Innere der Kirche. Foto: KW.
Die Kirche selbst ist eher klein und leer. Aber nicht das ganze Jahr. Zum Fest des heiligen Judas Thaddäus kommen armenische Christen aus der ganzen Welt zusammen, um gemeinsam zu feiern. Zu gerne möchte ich das miterleben! Sie bauen eine Zeltstadt in der menschenleeren Gegend, schmücken die Kirche mit liturgischem Gerät und zelebrieren ihre Pilgermessen.
Picknick vor der Kirche. Foto: KW.
Bei der Kirche machten wir Picknick. Man kann es sich in der heutigen Welt kaum vorstellen, aber bei diesem Weltkulturerbe gab es keinen Getränkestand, kein Restaurant, kein Nichts. Es kommen hier nicht einmal genug Touristen vorbei, um einen Postkartenstand zu unterhalten.
Das Dorf Bastam am Fuße der urartäischen Festung. Foto: KW.
Danach ging es nach Bastam, einer Festung der Urartäer. Wobei ich persönlich das am Fuße gelegene Dorf viel interessanter fand. Wir marschierten vorbei an mehreren Bauernhöfen aus Lehm, die im Viereck um einen Innenhof gruppiert waren. In einem davon wurde eine Kuh gemolken, in einem anderen wartete das zusammengetriebene Vieh, und aus allen Höfen starrten uns kleine Kinder mit großen Augen an.
Der Fluch von Plastik. Foto: KW.
Werden wir bei all der Idylle nicht zu romantisch. Bastam hat nämlich wie viele andere Dörfer im Iran ein echtes Müllproblem. Ein kleines Beispiel dafür ist der Bach, der durch den Ort fließt. Er ist voll von Abfall. Glauben Sie nicht, dass das eine Ausnahme ist! Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie Vergleichbares gesehen. Überall im Iran liegen in den Wiesen und Feldern, in dem, was man als einsamste Natur begreifen möchte, unzählige Plastiktüten. Der Müll ist geradezu allgegenwertig, bis man in eine Stadt kommt. Dort ist es sauber. Jeder Städter trägt seinen Abfall selbstverständlich zum nächsten Abfalleimer. Sorgfältig wird jede Zigarettenkippe entsorgt. Doch sobald man aufs Land kommt, liegen die Chipstüten und Plastikflaschen nur so herum.
Ein Blick auf den attraktivsten Teil der Ruinen von Bastam. Foto: KW.
Wie auch immer, wir marschierten durchs Dorf zum hinteren Eingang der Ausgrabung, der eigentlich gar kein Eingang ist, sondern nur ein Loch im Zaun, durch das sich alle Gruppenmitglieder quetschten. Hinterdrein zogen wir einen Schwanz von Dorfjugendlichen. Erst waren es nur ein, zwei kleine Buben. Aber es wurden immer mehr. Sie schrien vergnügt „Money“ und „Photo“. Nicht dass es bedrohlich oder beängstigend gewesen wäre, aber es wurden immer mehr. Und sie waren ein klein Bisschen aufdringlich. Für westliche Frauen galt ihre gute Erziehung anscheinend nicht. Als ich sie nicht fotografieren wollten, stellten sie sich mir so in den Weg, so dass ich über ziemlich unwegsames Gestein hätte ausweichen müssen. Was ich natürlich nicht tat. Ich drängte mich mit Körperkontakt zwischen ihnen durch. Was sie dann doch ein bisschen unheimlich fanden. So was tut eine bescheidene iranische Frau schließlich nicht. Und danach ließen sie mich in Ruhe. (Was auch daran liegen kann, dass ich mich fortan ständig in schützender männlicher Nähe hielt.)
Der Eingang zur urartäischen Festung. Foto: KW.
Lassen Sie mich noch ein paar Worte zu den Urartäern sagen. Die lebten in einer extrem gebirgigen Zone, zunächst um den Van-See. Ihre Hauptstadt hieß Tuspa und lag dort, wo heute das moderne Van liegt. Ihr Namen findet sich zuerst in assyrischen Texten des 13. Jahrhunderts. Natürlich versuchten auch die Urartäer ihr Reich auszudehnen. Dabei kamen sie bis zum Urmia-See, über den Sie in der nächsten Folge mehr lesen werden. Bastam war eine ihrer Grenzfestungen.
Einige bedeutende urartäische Festungen. Foto: KW.
Und das ist nicht untypisch. Die meisten Siedlungen, die wir aus dem urartäischen Reich kennen, waren Festungen. Sie dienten als Verwaltungsmittelpunkt, religiöses Zentrum und Vorratslager. Im Krieg konnten sich die Bauern aus den umliegenden Dörfern hinter die Mauern zurückziehen.
Wir zogen uns auch zurück, und zwar in unser Hotel: Es war höchstens Viertel nach Sieben, als wir in einem Ferienressort am Urmia-See ankamen. Zu dieser Jahreszeit wohnte natürlich nur unsere Gruppe dort. Das hatte einen angenehmen Nebeneffekt. Das Küchenpersonal sah sich leider erst in der Lage, um 8.30 Frühstück zu machen, so dass wir erst um 7.30 aufstehen mussten! Himmlisch!!! Man sollte in allen iranischen Hotels Gewerkschaften einführen!
Unsere nächste Folge bringt uns zu einer weiteren urartäischen Festung sowie zu jeder Menge Moscheen und Grabtürmen. Doch dann kommen wir (endlich) zur persisch-parthisch-sasanidischen Zeit. Wir sehen das Relief des großen Dareios I. von Bisotun, den parthischen Anahita-Tempel in Kangavar und die sasanischen Felsreliefs von Taq-e Bostan. Ja, wir kommen sogar ins antike Ekbatana. Aber bitte erwarten Sie sich von letzterem nicht zu viel.
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