von Ursula Kampmann
25. Februar 2014 – Zum 10. Mal fand 2014 anlässlich der World Money Fair das Technical Forum statt. Aus kleinen Anfängen ist eine gewaltige Veranstaltung gewachsen, an der die großen Innovationen der Münzindustrie präsentiert werden. Dieter Merkle und Thomas Hogenkamp führten gewohnt souverän durch die Diskussionsrunde und schafften es wieder einmal, dass trotz des gewaltigen Programms die geplante Zeit nicht allzu schwerwiegend überzogen wurde.
Von links nach rechts: Manfred Heller, Dieter Merkle, Barbara Balz und Thomas Hogenkamp. Foto: UK.
Sie hatten die Ehrung also wirklich verdient, die ihnen Manfred Heller und Barbara Balz im Namen der World Money Fair zuteil werden ließen.
Der Renner auf der World Money Fair: Die neue zweifarbige Niob-Münze. Foto: Münze Österreich.
Den Anfang der Referenten machten Diplom-Ingenieur Dr. Manfred Matzinger-Leopold, Vorstandsdirektor der Münze Österreich. Er stellte die neue Niob-Münze vor, die seit ihrer Erstausgabe bei Sammlern extrem beliebt ist. Doch die Version von 2014 ist noch einmal etwas Besonderes. Durch eine spezielle Metallbehandlung der Niobpille werden – ohne jegliche Verwendung von Farbe – zwei verschiedene Farbtöne erreicht, die deutlich die geprägten Strukturen hervorheben.
Allzu detailliert wollte die Münze Österreich auf die neue Technik natürlich nicht eingehen. Nur so viel gab Dr. Matzinger-Leopold preis: Die Stücke werden in einem aufwendigen Verfahren hergestellt. Erst wird über eine Anodisierung die Grundfarbe erzeugt. Dann wird die Münze vorgeprägt und von einem technischen Partner der Münze Österreich in einem komplizierten Verfahren nachbehandelt. Es folgt eine endgültige Prägung, die das zweifarbige Ergebnis hervorbringt.
Die neue Technik steht B2B Kunden der Münze Österreich zur Verfügung.
Eine neue Bimetall-Münze mit einem Kunststoffring. Foto: UK.
Mindestens genauso innovativ ist eine Entwicklung des Bayerischen Hauptmünzamts und der Staatlichen Münzen Baden-Württemberg. Es handelt sich um ein Produkt, das bei der Benutzung im Automaten genauso sicher ist wie bei der Benutzung von Hand zu Hand.
„THE COIN“ wie Dr. Peter Huber und Günther Waadt den Prototyp dieser Innovation nennen, ist eine Weiterentwicklung der Bimetall-Prägungen. Nun werden Ring und Pille zusätzlich durch einen technischen Polymer verbunden. Dieser Polymer kann mitgeprägt werden und bietet so ein weiteres Sicherheitsmerkmal. Man kann ihn so gestalten, dass unter UV-Licht echte von nachgeahmten Stücken unterschieden werden können. Mit diesem neuen Sicherheitsmerkmal werden Münzen genauso sicher wie Banknoten. Damit bietet sich die Möglichkeit, auch höhere Nominale mit Münzen abzudecken und so die Grenze zwischen Münze und Geldschein nach oben zu verschieben.
Der neue Kunststoff ist extrem haltbar, so dass die hohe Lebenszeit der Münzen durch den Polymer nicht reduziert wird.
Die Vending-Industrie war bei der Entwicklung involviert und bestätigt, dass diese neuen Münzen kein Problem für bestehende Automaten darstellen. Und auch die Deutsche Bundesbank hat sich schon für die Technik ausgesprochen. Man darf neugierig sein, wann die erste Münzserie mit dem Kunststoffring erscheinen wird.
Dr. Prabir De stellt die Produkte der Royal Australian Mint vor. Foto: UK.
Dr. Prabir De stellte in seinem Vortrag die Prägungen der Royal Australian Mint aus dem vergangenen Jahr vor und ging dabei vor allem auf die konkav / konvexen Gedenkmünzen mit dem Kreuz des Südens ein. Sie wurden mit gebogenen Stempeln hergestellt und verlangten einen besonders hohen Aufwand beim Polieren der Stempel. 5 bis 6 Stunden hätten dafür aufgewendet werden müssen, das sei ungefähr doppelt so viel Zeit wie normalerweise. Die Stempelstellung, so Dr. Prabir De, sei bei der Prägung von existentieller Bedeutung. Die Mühe hätte sich aber gelohnt. Das Kreuz des Südens sei eine in Australien sehr beliebte Sammlermünze geworden.
Dr. Sebastian Zaum von der Helmut Fischer GmbH, Institut für Elektrotechnik und Messtechnik, stellte die neuesten Entwicklungen von Prüfungsverfahren für Goldprodukte vor. In den letzten Monaten hatte man ja immer wieder von Goldbarren gelesen, deren goldenes Äußeres einen Kern von Wolfram verbarg. Traditionelle Prüfverfahren scheitern an diesen Fälschungen. Dr. Sebastian Zaum stellte Möglichkeiten vor, ins Innere solcher Barren zu schauen.
Bisher werden meist Geräte benutzt, die mittels der Röntgenfluoreszenz-Methode die Oberfläche eines Gegenstandes analysieren. Um tiefer zu sehen, muss man die elektrische Leitfähigkeit eines Gegenstandes prüfen. Damit kann man den Goldgehalt bis zu einer Tiefe von 18 Millimetern feststellen. Da aber Metalllegierungen mit einer identischen Leitfähigkeit existieren, schlägt Dr. Zaum vor, zusätzlich die Dichte zu kontrollieren, um wirklich sicher zu sein, dass ein Goldbarren aus purem Gold besteht.
Ein Euro-Cent mit traditioneller Behandlung (links) und ein nach vielen Tagen Umlauf immer noch glänzender Euro-Cent mit Beschichtung (rechts): Das gemeinsame Testergebnis der Arbeitsgruppe.
Karin Geukes von Spaleck – die sich übrigens als einzige Frau in der Männerrunde prächtig schlug! – beantwortete eine Frage, die sich häufig in Münzstätten stellt. Das Problem sind Schrötlinge mit einer kupfernen Oberfläche. Sie verlassen in einwandfreiem Zustand die Fabrik – und kommen in der Münzstätte nachgedunkelt und mit kleinen Flecken an. Eine Arbeitsgruppe bestehend aus Amera, dem Bayerischen Hauptmünzamt, dem Coinstitute und Spaleck hat sich mit diesem Problem beschäftigt und kann jetzt eine Lösung anbieten.
Die Flecken entstehen durch eine Art Makronässe, vulgo durch kleine Wassertröpfchen, die sich auf der Oberfläche abgesetzt haben und nicht durch traditionelle Trockenmethoden beseitigt werden. Der Trockenprozess sollte also neu aus zwei Teilen bestehen, um die unerwünschte Färbung zu vermeiden: Zunächst wird die Makronässe mit einem Textiltrockner beseitigt, dann die Mikronässe durch den traditionellen Hitzetrockner.
Außerdem hat die Arbeitsgruppe eine Substanz entwickelt, die das Nachdunkeln verhindert. Allerdings zerstört die Prägung den Film, so dass diese Substanz sowohl nach dem Trocknen der Schrötlinge als auch nach ihrem Prägen aufgetragen werden muss.
Heimerle & Meule sponserten alle Übersetzungen beim Technical Forum. Foto: UK.
Nachdem sich Heimerle & Meule, Sponsor des Übersetzungsservices beim Technical Forum, vorgestellt hatte, und auf ihre Expertise vor allem bei schweren Schrötlingen hingewiesen hatte, hielten Börje Olsson und Scott Kuperus einen Vortrag über ein gemeinsames Projekt von ScanCoin und der Royal Mint.
Es ging um die EMS (= Electro Magnetic Signature) von Münzen, die ja bei der Verwendung in Automaten eine entscheidende Rolle spielt. Die Messung der EMS ist ausschlaggebend dafür, ob eine Münze angenommen wird oder nicht. Die Vortragenden stellten sich nun die Frage, in wie weit Abnutzung von plattierten Münzen die EMS beeinflusst. Schließlich verringert sich ja durch Abnutzung die Dicke der plattierten Schicht. Sie stellten fest, dass die Art und Dicke der Plattierung von entscheidender Bedeutung ist. Endgültige Ergebnisse liegen noch nicht vor. Aber die Frage ist aufgetaucht, wie es gelingen kann, Münzen, bei denen sich durch Abnutzung die EMS verändert hat, aus dem Verkehr zu ziehen.
iSIS. Eine Neuentwicklung der Royal Mint. Foto: UK.
Daran anschließend präsentierte Stuart Wilson von der Royal Mint eine neue Stufe der Sicherheit für plattierte Münzen. Er stellte einen innovativen Bestandteil mit dem Namen iSIS vor, der mit der zur Plattierung benutzten Legierung verbunden werden kann. Die kleinen Partikel von iSIS verteilen sich gleichmäßig in der Beschichtung und können durch eine Lichtquelle von außen dazu angeregt werden, selbst Energie freizusetzen, die mit einem optischen Detektor aufgefangen werden kann. So kann leicht eine mit iSIS versetzte Legierung von einer ohne iSIS unterschieden werden. Auch dies ist ein neuer Schritt in Sachen Münzsicherheit.
Das goldene Maple Leaf mit dem neuen Sicherheitskennzeichen, seiner DNA. Foto: Royal Canadian Mint.
Die Royal Canadian Mint gab ein Update für ihre Sicherheitsmaßnahme, die DNA, die Digital Non-destructive Activation. Damit wird eine Art Fingerabdruck jeder einzelnen Münze eingescannt und in einer riesigen Datenbank verwaltet. Diese Datenbank ist für bestimmte Münzhändler, die mit der Royal Canadian Mint zusammenarbeiten, abfragbar. So können Kunden direkt bei dem Händler ihres Vertrauens überprüfen, ob die gekauften Münzen auch echt sind.
Das Prinzip von CoinTune(TM). Foto: UK.
Auch Finnland hat ein neues Sicherheitsmerkmal, das bequem bei der Prägung in Umlaufmünzen eingearbeitet werden kann. Es nennt sich Cointune und wurde 2013 der Fachöffentlichkeit vorgestellt. Matti Rastas, Vizepräsident New Business Development, sprach hier über ein Pilotprojekt, bei dem etwa 200.000 2-Euro-Münzen mit dem neuen Sicherheitsmerkmal versehen wurden. Dies geschah äußerst kostengünstig während des normalen Rändelprozesses. Man habe nun die neuen Stücke getestet. Sie würden dieselben Kriterien aufweisen, wie sie die Vending-Industrie bisher für ihre Automaten brauche. Das Prägen sei kosteneffektiv und problemlos gewesen, und die neuen Münzen seien genauso sicher wie Banknoten, also ebenfalls ein geeignetes Instrument, um die Obergrenze für Münzwerte nach oben zu verschieben.
Ein effektives Tool zum Gestalten von Münzbildern auf dem Computer. Foto: UK.
Der letzte Beitrag zur zweiten Sitzung stammte von Robert Newman und Timothy Buch von Delcam PLC – Artcam. Mit Worten zu beschreiben, mit welchen neuen Funktionen das Programm zum dreidimensionalen Entwerfen von Münzstempeln ausgestattet ist, geht einfach nicht. Die Referenten zeigten in einem kleinen Film, welche unglaublichen neuen Möglichkeiten es in Sachen Dreidimensionalität gibt. Das fängt damit an, dass man einzelne Blütenblätter einer Blume biegen kann, ohne dass sie ihre Eigenschaften verlieren, und endet mit dem freundlichen Lächeln, dass man einem bereits gestalteten Porträt verpasst, ohne dass sich in den Details der Darstellung auch nur die kleinste Änderung ergibt. Außerdem bietet das neue Programm zwei Werkzeuge, um Latentbilder herzustellen. Es gibt ein Guilloche Tool, also ein Werkzeug, um die feinen, ornamentalen Linien der Banknoten auf Münzen zu übertragen und bei Bedarf kann mit dem Mikrotext-Tool noch Mikrotext auf die Linien geschrieben werden. Kein Wunder, dass bei der Diskussion die Frage auftauchte, ob sich das, was da am Computer gestaltet wird, überhaupt noch ins Münzbild übersetzen lässt. Aber die Hersteller waren optimistisch: Sie hätten alles mit ihren Partnern bereits in der Praxis getestet.
In Zeiten der Datenunsicherheit informierten Robert Newman und Timothy Buck außerdem über ihre Vorsichtsmaßnahmen, um Files nicht an Unbefugte gelangen zu lassen: So ist es grundsätzlich nicht möglich, diese Files außer Haus zu öffnen. Nur eine einzige Person hat jeweils den Schlüssel, um die Freigabe zu erteilen.
Paul Smith von ACSYS Lasertechnik machte eine Gegenüberstellung, um Vor- und Nachteile dreier Lasertypen gegeneinander abzuwägen. Er sprach über den Faserlaser, den UV Laser und den Picosecond Laser. Er kommt zum nicht überraschenden Schluss, dass das teuerste Modell, der Picosecondlaser auch das schnellste und das beste ist. Ein Prozess, der auf dem Fiber Laser 17 Stunden dauert, wird vom Picosecond Laser in 2 Stunden erledigt. Und auch wenn man durchaus einen Rainbow Effekt mit dem Fiber Laser erzielen kann, wird dieses hochdiffizile Verfahren doch mit dem Picosecond Laser am besten realisiert.
Brian Hilliker von FOBA und Dr. Xianyoa Li von der Royal Canadian Mint behandelten ein Problem, das sich vielen erfolgreichen Münzstätten stellt: Seit 2011 haben sich bei der Royal Canadian Mint die Produkte verdreifacht und die Verkäufe sind stark angestiegen. Es müssen also wesentlich mehr Stempel hergestellt werden. Die Royal Canadian Mint bewältigt das ohne zusätzliches Personal, indem sie das Polieren durch den Einsatz des Lasers erledigt. Damit kann sie in der gleichen Zeit, in der sie früher 50 Stempel hergestellt hat, 250 Stempel produzieren, ohne zusätzliche menschliche Arbeitskräfte zu benötigen. Der Laser erlaubt acht verschiedene Frosting-Techniken. Stempel, die für Proof-Münzen eingesetzt werden, werden ohne jegliche Handarbeit mittels Laser produziert. Die Zeitersparnis ist dabei enorm. Wo man früher für eine Münze von ca. 65 mm Durchmesser mit detailreicher Darstellung rund 1.440 Arbeitsminuten brauchte (= 24 Stunden oder drei Arbeitstage), erledigt das der Laser heute in 45 Minuten(!). Bei 34 mm Durchmesser – menschliche Arbeitszeit ca. 720 Minuten (= 12 Stunden) – braucht er sogar nur 15 Minuten.
Vor allem lobten die Referenten die gleichbleibende Qualität, die die Maschine sichert, sowie die große Präzision und die automatische Endbearbeitung.
Andreas Wächter und Markus Schlein stellten die Servo-Direct-Drive-Technology vor, mit der ihre neuen Pressen ausgestattet sind. Direkt beim Kunden konnten sie eine traditionelle Sack & Kiesselbach-Presse mit einer Presse mit neuer Technologie vergleichen. Sie stellten fest, dass die neue Technologie durch den kontrollierten und deshalb präziseren Ölfluss um zwei Drittel weniger Energie verbraucht. Dass es zu weniger Kraftverlust und Erhitzung des Öls kommt. Die Präzision ist höher, und es entsteht weniger Lärm.
Martin Stahlschmidt von Gräbener, im Hintergrund das Diskussions-Panel. Foto: UK.
Auch Martin Stahlschmidt von Gräbener stellt eine neue Presse vor, eine weitere Presse der Modellreihe GMP. Diese Reihe ist speziell für das Prägen von Sammlermünzen und Medaillen konzipiert. Näheres zu den technischen Daten findet sich auf der Website von Gräbener.
Eric Sanquer von Proditec. Foto: UK.
Das Unternehmen Proditec stellte ebenfalls ein neues Gerät vor, dass man in Zusammenarbeit mit einem Kunden entwickelt hatte. Es dient dazu in Cash-Centern umgelaufene Münzen zu untersuchen, um zu überprüfen, ob sie noch zirkulationsfähig sind. Dieses Gerät kann durch verschiedene Prüfungsverfahren nicht nur unterscheiden, ob die Stücke in Ordnung sind oder nicht. Es kann auch Verschmutzungen melden bzw. ob Inschriften noch lesbar sind. Außerdem werden Metallverletzungen registriert und ob die Stücke noch automatengängig sind.
Proditec konnte zurecht stolz darauf sein, dass die vom Kunden gewünschte Spezial-Prüfungsanlage innert drei Monaten fertig war.
Dreidimensionale Oberflächenkontrolle. Foto: UK.
Als letzter stellte Lutz Büker „seinen“ Elefanten vor. Der Elefant entpuppte sich als eine Hochgeschwindigkeits-Sortiermaschine für Ronden und Münzen, die auf dem 3D-Prinzip beruht. Sie erkennt exakt die Tiefe von Verletzungen auf Ronden, kann so automatisch entscheiden, ob deren Tiefe noch akzeptabel ist und bei der Prägung verschwinden wird. So gibt es 0,5 % weniger Zurückweisungen. Außerdem können Randschäden eliminiert und Blasen am Rand erkannt werden.
Man kann diese Maschine auch einsetzen, um Stempel zu überprüfen, ob sie allen Vorgaben der Urpatrize entsprechen. Außerdem kann das Prüfungsgerät in eine Verpackungsmaschine integriert werden.
Nach so viel geballter Information war der entspannte Abend, zu dem Spaleck und Schuler Pressen gemeinsam eingeladen hatten, wirklich überfällig. Denn das Gespräch miteinander über die neuesten Entwicklungen ist ja fast noch wichtiger als das Präsentieren der Neuheiten selbst.
CoinWeek hat die meisten Präsentationen des Technical Forums gefilmt. Wenn Sie also über eine bestimmte Präsentation mehr Information haben wollen, hören Sie einfach dem Sprecher zu.