von Ursula Kampmann
28. Juli 2011 – Es ist die teuerste Münze der Welt, der 1933 Double Eagle, der mit einem Preis von 7,59 Mio. $ den Rekord hält. 445.500 Stück wurden davon im Jahr 1933 geprägt; doch offiziell kam keines in den Umlauf: Zum 1. Mai 1933 wurde in den USA der größte Teil des umlaufenden Golds nationalisiert. Was sollte man in so einer Situation nun mit Goldmünzen anfangen? Richtig. Die gesamte Emission wurde eingeschmolzen.
Duplikat des seltenen 1933 Double Eagle. Foto: Wikipedia.
Tatsächlich entkamen einzelne Stücke diesem Schicksal. Der Kassier brachte sie aus der Münzstätte – wie jetzt ein Gericht feststellte, illegal. Sein Abnehmer war ein Juwelier in Philadelphia mit guten Kontakten zu Münzsammlern, so daß die seltenen Stücke schnell in Sammlungen kamen.
Der Fall wurde erstmals 1944 aufgerollt, als ein Journalist im Zusammenhang mit einer Reportage über einen der 1933 Double Eagles, der bei der Firma Stack angeboten wurde, die Münzstätte kontaktierte, um Näheres über diese aufregenden Prägungen zu hören. Der Secret Service wurde eingeschaltet. Er spürte sieben der fraglichen Münzen auf und beschlagnahmte sie.
Wenige Tage bevor die Untersuchung begonnen hatte, war König Faruk von Ägypten, einem begeisterten Münzsammler, die Exportlizenz für genau so einen Double Eagle erteilt worden. Das Stück wurde nach Ägypten verbracht, und seine Spur verlor sich in den Unruhen nach der Absetzung des Königs. Erst ein halbes Jahrhundert später verhaftete der Secret Service einen englischen Münzhändler, der den Double Eagle gekauft hatte. Es kam zu einem Gerichtsprozeß, in dem beschlossen wurde, das Stück zu verkaufen, um den Erlös zwischen dem amerikanischen Staatsschatz und dem Münzhändler zu teilen. Dies war für beide ein gutes Geschäft, denn die Münze erzielte den Rekordpreis von 7,59 Millionen.
Im August 2005 teilte die amerikanische Münzstätte mit, daß 10 bisher unbekannte Exemplare des Double Eagle von den Nachkommen des Juweliers aus Philadelphia, der auch für den Verkauf der anderen Stücke verantwortlich gezeichnet hatte, freiwillig dem Secret Service übergeben worden waren. Nun ist es zum Prozeß darüber gekommen, was mit diesen 10 Münzen geschehen soll.
Es mußte geklärt werden, ob es eine Möglichkeit gegeben habe, daß die 10 Münzen legal in den Besitz des Juweliers gekommen sein könnten. Hatte der Kassier die Möglichkeit, legal eben erst geprägte Stücke einzutauschen, ehe die Anweisung des Präsidenten in der Münzstätte bekannt wurde? Falls dies nicht der Fall war, so würde Staatseigentum Eigentum der Vereinigten Staaten bleiben, ganz gleich wie lange es her sei, daß es entwendet worden sei. Hier gibt es einen entscheidenden Unterschied zum deutschen Recht, in dem es möglich ist, an Gegenständen, die ein Besitzer 10 Jahre lang gutgläubig – also in Unkenntnis einer Straftat – in seinem Besitz gehabt hat, Eigentum zu erwerben.
Fünf Stunden brauchte die Jury, um zu der einstimmigen Meinung zu kommen, daß die Münzen Besitz der Vereinigten Staaten von Amerika seien. Was nun mit ihnen geschieht, ist noch offen. Sammler hoffen natürlich darauf, daß die Stücke öffentlich ausgestellt werden. Doch angesichts des hohen Finanzdefizits sind auch andere Szenarios denkbar. Immerhin hat die amerikanische Grading-Firma CAC (= Certified Acceptance Corporation) der Regierung schon ein Angebot in Höhe von 20 Millionen Dollar gemacht. John Albanese, Gründer und Präsident von CAC meinte dazu folgendes: „Ich habe gelesen, daß jeder Amerikaner durchschnittlich Staatsschulden in Höhe von 40.000 $ verantwortet. Dies würde die Schulen von 500 Bürgern bezahlen. Wir sehen dies als eine Möglichkeit, unseren Teil an der Reduzierung des nationalen Defizits zu übernehmen.“
Nun ja, es würde einen neuen Aspekt in die Kulturgüterschutzdiskussion bringen, wenn einige der hoch verschuldeten Staaten sich entschließen würden, ihr Defizit durch den Verkauf von unbenutztem Staatseigentum zu finanzieren…
Ein bißchen was zur Geschichte des Double Eagle finden Sie hier.
Hier geht es zur Pressemeldung der US-Mint zur Übergabe der zehn 1933 Double Eagle an den Secret Service.
Hier gibt es einen ausführlichen Artikel zum Urteil.
Hier finden Sie mehr zum Angebot von CAC.