200.000 Schweizer Franken für eine Probe zum „Familienrubel“ – ein würdiger Preis für das Zeugnis der glücklichen Ehe des Zaren Nikolaus I. mit Prinzessin Charlotte von Preußen

[bsa_pro_ad_space id=4]

25. November 2009 – Russische Münzen stehen hoch im Kurs. Die weltweite Wirtschaftskrise ist scheinbar spurlos an ihnen vorübergegangen. Entsprechend lebhaft ging es zu bei der 21. Auktion der Firma Astarte S. A. am 30. Oktober in Zürich zu. Angeboten wurde eine Sammlung russischer Raritäten, die für heiße Bietergefechte sorgte. 142 Münzen mit einer Schätzung von 600.000 CHF Franken wurden versteigert. Das Ergebnis übertraf alle Erwartungen: Nicht weniger als 3,2 Mio. Franken inklusive 15 % Aufgeld wurden erzielt. Neun Münzen brachten sechsstellige Ergebnisse, darunter eines der Spitzenstücke der Auktion, der sogenannte Familienrubel des Zaren Nikolaus I., der mit 200.000 Franken „nur“ das zweitbeste Ergebnis des Tages verzeichnen konnte. Zur teuersten Münze wurde ein 25-Rubel-Stück Alexanders II. von 1876, das mit 220.000 CHF zugeschlagen wurde.

In Auktion Astarte 21 wurde ein Beispiel des seltenen und beliebten Familienrubels angeboten. Genau 200.000 CHF lautete der Zuschlag.

Die Familie des Zaren
Der „Familienrubel“ gehört sicher zu den beliebtesten russischen Münzen, nicht nur wegen seiner Seltenheit, sondern auch wegen der reizenden Rückseitendarstellung. Diese zeigt die Familie des Zaren, das Bildnis seiner Gattin Alexandra Fjodorowna, geborene Prinzessin Charlotte von Preußen, in einem Medaillon, umgeben von den Büsten ihrer sieben Kinder. Augenfällig hat der Zar das innige Verhältnis zu seiner Frau und seinen Kindern zum Ausdruck gebracht: Ein Hauch von Romantik haftet der Münze an.
Nikolaus und Charlotte, die älteste Tochter des Königs Friedrich Wilhelm III., lernten sich am preußischen Hof kennen. 1814 reiste der damals 18jährige Nikolaus noch als Großfürst nach Berlin, wobei über eine mögliche Heirat mit der zwei Jahre jüngeren Charlotte verhandelt wurde. Solche Absprachen waren an den europäischen Fürstenhöfen der Zeit durchaus nichts Ungewöhnliches. Ungewöhnlich war eher, daß sich das Paar ineinander verliebte.
Am 13. Juli 1817 fand die Hochzeit in St. Petersburg statt. Charlotte nannte sich nun Großfürstin Alexandra Fjodorowna. Nach 10 Monaten kam bereits das erste Kind zur Welt, Kronprinz Alexander, der 1855 seinem Vater als Zar Alexander II. auf dem russischen Thron folgen sollte. Bis 1832 brachte Alexandra weitere sechs Kinder lebend zur Welt. Dann rieten ihr die Ärzte aus gesundheitlichen Gründen von weiteren Schwangerschaften ab. Nikolaus respektierte das und nahm sich – wie damals üblich – eine Mätresse. Der Zuneigung zu seiner Frau tat das keinen Abbruch, und auch Alexandra, die anfangs durchaus eifersüchtig war, akzeptierte die Situation, pflegte schließlich sogar ein freundschaftliches Verhältnis zu der Mätresse ihres Mannes.

Zar Nikolaus I.
Nikolaus rechnete als dritter Sohn des Zaren Paul I. (1796-1801) wohl kaum damit, irgendwann Rußland zu regieren. So lebte er nach der Hochzeit zusammen mit seiner Familie relativ zurückgezogen in St. Petersburg. Erst als sein 19 Jahre älterer Bruder, Alexander I., 1825 starb, und sein zweiter Bruder auf den Thron verzichtete, mußte Nikolaus – wie es scheint, eher widerwillig – die Regierungsgeschäfte übernehmen. Als Zar Nikolaus I. gelang es ihm, sein ohnehin schon riesiges Reich um wichtige Gebiete am Schwarzen Meer zu erweitern. Als er sich jedoch anschickte, die Türkei zu erobern, schlossen die europäischen Mächte mit dem Osmanischen Reich ein Bündnis, und Rußland mußte im Krimkrieg 1853-1856 eine vernichtende Niederlage hinnehmen. Nikolaus selbst starb noch während des Krieges 1855. Alexandra zog sich nach seinem Tod nach Zarskoje Selo zurück, wo sie fünf Jahre später verschied.

Der Familienrubel
Der „Familienrubel“ wurde 1835 erstmals geprägt, wenige Jahre nach der Geburt des letzten Sohnes. Die Darstellung war nicht neu: Nikolaus ließ sich von dem bayerischen Geschichtstaler „Segen des Himmels“ inspirieren, der auf der Vorderseite Ludwig I. und auf der Rückseite Königin Therese im Kreis ihrer acht Kinder abbildet. Und ähnlich wie auf dem Geschichtstaler war auf der russischen Nachahmung zunächst jede Kinderbüste von einem Kreis umgeben, allerdings ohne Beischriften. Unser Exemplar gehört einer späteren Emission an, bei der nur noch die Büste der Zarin durch einen Kreis abgesetzt ist. Lediglich 150 Stücke wurden von diesem Typ geprägt.
Genau genommen handelt es sich übrigens nicht um einen Rubel, sondern um eine Münze im Wert von 1 1/2 Rubel oder 10 Zloty, eine Münze, die wohl eher zu Geschenkzwecken und nicht für den Umlauf hergestellt wurde.

Die Kinder des Zaren
Die Kinder sind nach ihrem Alter in Reihen um die Mutter gruppiert: Die oberste Reihe nimmt Kronprinz Alexander, der spätere Zar, ein. In der zweiten Reihe sehen wir die Großfürstinnen Maria (rechts, 1819-1876) und Olga (links, 1822-1892). Während Olga König Karl I. von Württemberg ehelichte, heiratete ihre Schwester „unter ihrem Stand“ Maximilian de Beauharnais, den dritten Herzog von Leuchtenberg.
Die dritte Reihe zeigt Großfürstin Alexandra (1825-1844), die spätere Gattin des Landgrafen Friedrich Wilhelm von Hessen-Kassel zu Rumpenheim, und Großfürst Konstantin (1827-1892), der seinem Bruder Alexander während dessen Regierung (1855-1881) in hohen Regierungsämtern zur Seite stand. Verheiratet war er mit Prinzessin Alexandra von Sachsen-Altenburg.
Ganz unten schließlich die beiden jüngsten Söhne, die Großfürsten Nikolai (1831-1891) und Michael (1832-1909). Nikolai machte im Heer Karriere, wurde jedoch wegen strategischer Fehlentscheidungen unter Alexander III. 1881 seiner Ämter enthoben. Auch im Privatleben war ihm kein dauerhaftes Glück beschieden: Die Ehe mit Prinzessin Alexandra von Oldenburg war schon bald zerrüttet, seine Affäre mit einer Tänzerin dürfte für einen Skandal gesorgt haben. Michael schließlich war mit Prinzessin Cäcilie von Baden verheiratet und bekleidete hohe militärische und zivile Staatsämter.

Dies nur als ein Beispiel für die vielen interessanten Münzen, die in Auktion Astarte 20 und 21 versteigert wurden. Alle Münzen mit Beschreibung und Zuschlag finden Sie unter http://www.astartesa.com/auction/