von Silke Molling
3. August 2017 – 2017 scheint ein Jahr der Jubiläen zu sein. Nachdem im April bereits das 200-jährige Bestehen des Zweirads in Form einer Sammlermünze Anerkennung in der Münzwelt fand, gab es nun zwei weitere Anlässe zur Rückbesinnung: Den 300. Geburtstag Johann Joachim Winckelmanns sowie die Luthergedenkstätten in Eisleben und Wittenberg.
Münzleiter Peter Huber, Andre Witting, Finanzstaatssekretärin Gisela Splett, Thomas Dress und Max Kunze (v.l.n.r.) bei der Anprägung.
Am Mittwoch, den 26. Juli 2017, luden die Staatlichen Münzen in Stuttgart zu einem besonderen Anlass ein: Zum ersten Mal in der Geschichte der Prägestätte wurden am selben Tag gleich zwei neue Münzen vorgestellt und angeprägt. Gäste aus unterschiedlichsten Bereichen fanden sich zusammen, um diese bislang einmalige Doppelanprägung mitzuerleben. Finanzstaatssekretärin Gisela Splett trat erstmals an die Prägemaschinen und übernahm mit Freude die Anprägung jener Münzen, die dem Wirken zweier unvergleichlicher Persönlichkeiten gewidmet sind.
Ein Begründer der Archäologie und Kunstgeschichte
Winckelmanns Betrachtungsweisen gelten als richtungsweisend für die Entstehung der neueren Kunstgeschichte. Prof. Dr. Max Kunze, Präsident der Winckelmann-Gesellschaft mit Sitz in Stendal, gewährte den Anwesenden spannende Einblicke in das Leben des vielseitig tätigen Wissenschaftlers. Er beschrieb ihn als „Europäer“ im Sinne eines international vernetzten und interessierten Bürgers. Umso passender erscheine die nun erfolgte Darstellung Winckelmanns in Form einer 20-Euro-Sammlermünze.
Peter Huber freut sich mit dem Gestalter des Münzmotivs Andre Witting über die gelungene neue Winckelmann-Gedenkmünze.
Auch der Gestalter des Münzmotivs Andre Witting war anwesend und konnte hautnah erleben, wie sein Entwurf erstmals geprägt wurde. „Es ist faszinierend, zu sehen, wie meine gestalterischen Ideen nun umgesetzt werden. Nach der durchaus herausfordernden Motiventwicklung ist es ein tolles Gefühl, die Münze heute das erste Mal in Händen zu halten.“
Stefan Rhein, Vorstand und Direktor der „Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt“, erläuterte bei der Veranstaltung die Bedeutung des Welterbes.
Ein weiterer Höhepunkt im Jahr des Reformationsjubiläums
Die zweite Münze, die im Rahmen der Veranstaltung erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, war die 100-Euro-Goldmünze zu Ehren der Luthergedenkstätten in Eisleben und Wittenberg. Sie reiht sich in die Serie „UNESCO Welterbe“ ein und wird passend zum diesjährigen Reformationsjubiläum ausgegeben. Dr. Stefan Rhein, Vorstand und Direktor der „Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt“, schilderte anschaulich die Bedeutung des Welterbes zur heutigen Zeit. Als Mitglied der Jury, die das Gewinnermotiv auswählte, konnte er unmittelbar aus der Sitzung berichten: „Es fand ein sehr ertragreicher Austausch zwischen den Jurymitgliedern, die alle unterschiedliche Fachbereiche vertreten, statt. Im dynamischen Gespräch diskutierten wir, was das Gewinnermotiv ausmacht.“ Lobend hob er besonders die narrative Darstellung der sechs Gedenkstätten innerhalb des Motivs hervor sowie die Abbildung der ankommenden Besucher: „UNESCO Welterbe heißt nicht nur Denkmalschutz – es heißt auch Völkerverständigung, Vermittlung und Bildung. Diese zukunftsgerichtete, kommunikative Dimension des Motivs überzeugte uns.“
Der Bundesbeauftragte für das Münzwesen Thomas Dress schilderte die Bedeutung des Münzwesens, insbesondere des Münzsammelns.
Münzen als Spiegelbild der gesellschaftlichen Wirklichkeit
Dr. Thomas Dress, Bundesbeauftragter für das Münzwesen, bereicherte die interdisziplinären Vorträge um aufschlussreiche Erläuterungen zur Bedeutung des Münzsammelns. Er betonte die umfangreichen Funktionen, die Münzen neben dem Einsatz als Zahlungsmittel zukommen: „Sie würdigen Regionen, Ereignisse, Kulturen, Persönlichkeiten und vieles mehr – so werden sie zu einem Spiegelbild der gesellschaftlichen Wirklichkeit, fördern unser Allgemeinwissen und lassen uns wichtige Meilensteine im Gedächtnis behalten.“ Es sei immer wieder beeindruckend, mitzuerleben, wie künstlerische Ideen in den Prägesälen zu praktischer Realität werden. „Das ist eine handwerkliche Meisterleistung“. Abschließend gab Dr. Dress einen spannenden Ausblick auf bevorstehende Veröffentlichungen. Auch im kommenden Jahr erwarten Sammler viele Neuigkeiten, die die Innovationsfähigkeit der Branche erneut unter Beweis stellen werden. Eines sei verraten: Vom Naturfreund bis zum Märchenkenner ist für jeden etwas dabei.
Mehr zu den Staatlichen Münzen Baden-Württemberg erfahren Sie auf der Webseite des Unternehmens.
Die Ankündigungen zu den Münzen mit näheren Angaben und Bildern finden Sie in unseren Artikeln zu der Winckelmann-Ausgabe und der UNESCO-Welterbe-Prägung.