50 Jahre Dr. Busso Peus Nachf. – 10 Jahre Christoph Raab Geschäftsführer

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24. August 2017 – Eigentlich hat Dieter Raab die Geschichte oft genug erzählt und trotzdem hörte man sie immer wieder gerne, wie ihm Dr. Busso Peus im Jahre 1966 das Angebot machte, seine Münzhandlung zu kaufen. Damals arbeitete Dieter Raab in der Schweiz, in der Münzen und Medaillen AG, wo sich ein paar Chefs allzu sicher waren, dass er da auch bis zum Ende seines Lebens arbeiten würde. (Und ihn genau so behandelten und besoldeten.) Womit sie nicht gerechnet hatten, war die Tatsache, dass der junge Numismatiker einen Vater besaß, der als Wirt gut verdient hatte und ihm so die Mittel zur Verfügung stellen konnte, um die Münzhandlung Dr. Busso Peus zusammen mit Peter N. Schulten zu kaufen. Und so zog Dieter Raab 1967 von Basel nach Frankfurt, nicht ohne – was ihm Erich Cahn noch Jahrzehnte später regelmäßig vorwarf – die beste Sekretärin der Münzen und Medaillen AG als seine Gattin nach Frankfurt zu entführt zu haben. 

Dieter Raab bei seiner absoluten Lieblingsbeschäftigung: Beim „Spielen“ mit den Münzen, wie er es nannte. Foto: Peus.

Die einzige Bedingung, die Dr. Busso Peus damals stellte, war, dass der Name der Firma erhalten bleiben sollte. Es war ihm wichtig, dass Dieter Raab sich klar zur Tradition des Hauses bekannte. Denn schließlich war Dr. Busso Peus schon damals die älteste Münzhandlung Deutschlands und ihr Name das Zeugnis einer wechselvollen, typisch deutschen Geschichte, die bis ins Jahr 1870 zurückreichte. 

Der Firmengründer Adolph Hess.

Damals gründete Adolph Hess in Gießen eine Münzhandlung, mit der er 1873 nach Frankfurt übersiedelte. Seine Kataloge gehören heute zu den gesuchten Raritäten unter bibliophilen Numismatikern. 1894 verkaufte er seine Münzhandlung an Louis Hamburger, der sie unter der Bezeichnung Adolph Hess Nachfolger ins neue Jahrhundert führen sollte.

1910 trat Dr. Hermann Feith als Partner bei Adolph Hess Nachfolger ein. Er war hellsichtig genug, um die antisemitischen Strömungen, die es in Deutschland schon vor der Machtergreifung gab, wahrzunehmen und unter dem gleichen Namen eine zweite Münzhandlung im schweizerischen Luzern zu gründen. Hierhin verlagerte er die Abteilungen für antike und europäische Münzen unter Leitung von Hermann Rosenberg. Nach der Machtergreifung wurden alle jüdischen Mitarbeiter von Adolph Hess Nachf. / Frankfurt zu Adolph Hess Nachf. / Luzern versetzt. (Ja, genau, dieses Haus wurde zum Geschäftspartner der aufstrebenden Bank Leu mit Dr. Leo Mildenberg an der Spitze…) Das Frankfurter Stammhaus verkaufte Dr. Feith an den damaligen Abteilungsleiter für deutsche Münzen, Dr. Busso Peus, und den Buchhalter der Firma, Paul Rothenbächer.

Anzeige von Adolph Hess Nachf. unter Dr. Busso Peus und Paul Rothenbächer.

Dr. Busso Peus und Paul Rothenbächer teilten die Bibliothek mit dem Luzerner Ableger, so dass vor allem die bedeutenden Bestände an antiken Referenzwerken in die Schweiz gingen. Die Bücher über deutsche Numismatik blieben vor Ort, so dass die Münzhandlung Dr. Busso Peus Nachf. heute stolz darauf sein kann, eine der besten Bibliotheken weltweit für deutsche Numismatik zu besitzen. Berühmt unter Fachleuten war auch in der „Vor-Computer-Zeit“ die beeindruckende Kartei von seltenen deutschen Münzen, die bereits unter Adolph Hess angelegt und mehr als ein Jahrhundert lang weitergeführt wurde.

Anzeige von Adolph Hess Nachf. unter neuem Namen.

1940 musste die Münzhandlung Adolph Hess Nachf. aufgrund eines nationalsozialistischen Gesetzes, das alle jüdischen Firmennamen verbot, ihren Namen ändern. So kam es zur „Münzhandlung Dr. Busso Peus“. Und diese konnte Dieter Raab zusammen mit dem Antiken-Spezialisten Peter N. Schulten 1967 erwerben.

Dieter und Lilo Raab.

Viel hat sich seit damals geändert. 1970 erfolgte der Umzug an den Bornwiesenweg. 1973 verließ Peter N. Schulten die Münzhandlung, um sein eigenes Auktionshaus in Köln zu gründen. 

Christoph Raab (r.) übergibt anlässlich eines Besuchs des VdDM auf dem Schloss Burg einem Vertreter des Schlossbauvereins ein Rechenbrett als Geschenk für die Sammlung. Foto: UK.

Anfang 2007 übernahm Christoph Raab, der derzeit den Verband der deutschen Münzhändler präsidiert, die Nachfolge seines Vaters Dieter Raab. Er ist ganz in väterlicher Tradition aktiv, um das Münzsammeln zu fördern und die Anliegen der Sammler und Händler öffentlich zu vertreten. So ist er – wie sein Vater Dieter Raab vor ihm – Mitglied in der Numismatischen Kommission der Länder.

Das Team von Peus bei einem Abendessen.

Eines ist in all den Jahren gleich geblieben, die unglaubliche Freundlichkeit, mit der am Bornwiesenweg die Gäste empfangen werden. 

Auch Christoph Raab und seine Mitarbeiter bei Peus lesen die MünzenWoche. Foto: UK.

Die MünzenWoche gratuliert der Münzhandlung Dr. Busso Peus Nachf. zum 50 Jahr-Jubiläum und Herrn Christoph Raab zu 10 Jahren Geschäftsführer von Dr. Busso Peus Nachf.

AD MVLTOS ANNOS

Und hier einige Impressionen von der Feier, die aus diesem Anlass in Frankfurt am 19. August 2017 stattgefunden hat.

Zur Website der Firma Peus kommen Sie hier.

Den Artikel von Ulrich Werz zu „Münzhandel und Münzhändler in Frankfurt nach dem Zweiten Weltkrieg“ können Sie auf academia.edu herunterladen.

Äußerst lesenswert, aber leider nicht digital im Netz verfügbar ist der berühmte Artikel von Erich Cahn zum Thema „Der Frankfurter Münzhandel 1924-1934“ in der 1981 publizierten Festschrift „Frankfurter Numismatische Gesellschaft 1906-1981“.
Wegen seiner sehr offenen Bemerkungen zum Frankfurter Münzhändler-Kartell der 1930er Jahre soll es übrigens zu einem großen Streit mit seinem Bruder Herbert gekommen sein, so jedenfalls das Gerücht…

Über Dieter Raab haben wir schon oft berichtet. So anlässlich seines 75. Geburtstages, seiner Ehrung mit dem Otto Paul Wenger Preis und leider auch anlässlich seines Todes.

Natürlich gibt es zu Dieter Raab auch einen Eintrag im Who’s who der Numismatik.

Den Nachruf auf Peter N. Schulten, der 1973 zusammen mit Dieter Raab die Münzhandlung Dr. Busso Peus kaufte, veröffentlichten wir hier.

Hier stellt sich Christoph Raab als Erster Vorsitzender des Verbands der deutschen Münzenhändler e. V. vor.

Mehr über die Tätigkeit von Christoph Raab als Erster Vorsitzender des Verbands der deutschen Münzhändler lesen Sie in folgenden Pressemeldungen: