von Ursula Kampmann
23. Juli 2015 – 50 Jahre ist die Gesellschaft für Internationale Geldgeschichte mittlerweile alt. Gegründet wurde sie 1965 auf Schloss Burgpreppach unter dem charismatischen Ersten Vorsitzenden Willy Fuchs. 1965, das war die Zeit, als das Münzensammeln zu einem Volkssport wurde, bei dem man sich längst nicht mehr auf historische Prägungen beschränkte. Die zeitgenössische Numismatik wurde salonfähig, und die traditionellen Vereine boten dafür keinen Platz. Das war das, was heutiges Marketing als ein Alleinstellungsmerkmal der GIG bezeichnen würde. Und das war das, was ihr einen geradezu unglaublichen Erfolg bescherte: 1974 zählte sie über 4.000 Mitglieder.
Christian Stoess, erster Vorsitzender der Gesellschaft für Internationale Geldgeschichte, begrüßt die Festgäste. Foto: KW.
Lange ehe es die kommerziellen Münzzeitschriften gab, boten die Geldgeschichtlichen Nachrichten einen Überblick darüber, welche Münzausgaben von welchen Staaten produziert worden waren. Mittlerweile sind 278 Hefte erschienen. Die Nummer 279 / 280 schenkte sich die GIG selbst als eine Festschrift von fast 300 Seiten, mit Artikeln von hochkarätigen Altmeistern der Numismatik. Sie wurde an alle Abonnenten verschickt, dazu natürlich an die rund 800 Mitglieder, die heute der GIG angehören.
Ein großer Teil von ihnen kam, um gemeinsam das Jubiläum zu feiern. Der Erste Vorsitzende Christian Stoess hatte ein anspruchsvolles Programm zusammengestellt, das von der Antike bis zur Nachkriegszeit alles bot.
Stefan Roth wird mit dem Walter-Hävernick-Preis ausgezeichnet. Von links nach rechts: Dr. Ralf Wiechmann, Dr. des. Stefan Roth und Dr. Dieter Klose. Foto: KW.
Am Jubiläumsabend selbst sprachen Christian Stoess, Kristian Nicol Worbs als Präsident der Deutschen Numismatischen Gesellschaft und Dr. Dieter Klose als Vorsitzender der Numismatischen Kommission der Länder die Grußwörter. Danach fand von Seiten der Numismatischen Kommission der Länder die Verleihung des Walter-Hävernick-Preises 2015 statt. Er wurde Stefan Roth zugesprochen für seine Dissertation zu „Geldgeschichte und Münzpolitik im Herzogtum Braunschweig-Lüneburg im Spätmittelalter.“. Die Laudatio hielt Dr. Ralf Wiechmann.
Dr. Ursula Kampmann wirft einen Blick in Vergangenheit und Zukunft der Numismatik. Foto: KW.
Der anschließende Festvortrag vor mehr als 100 Gästen trug den Titel „Numismatica, quo vadis?“ Verantwortlich für die Prise Provokation inmitten all der Festlichkeit war Dr. Ursula Kampmann. Sie thematisierte die Veränderungen in der Welt der Münzen, die sich in den letzten 30 Jahren zugetragen haben. Dabei spannte sie den Bogen weit. Vom durchschnittlichen Sammler und seinen Bedürfnissen hin zum gesellschaftlichen Wandel, der sich in den Münzvereinen bis heute nicht spiegelt, was zu einem drastischen Rückgang der Mitgliedszahlen geführt hat. Vom internationaler werdenden Münzhandel, der wesentlich größere Anforderungen an jeden Händler stellt wie früher, hin zum Internet und seinen Möglichkeiten, wodurch sich viele traditionelle kleine Münzhändler in ihrer Existenz bedroht fühlen. Vom Kulturgüterschutz bis hin zu den Numismatikern der letzten Generation, von denen es manche nicht vermocht haben, die Bedeutung ihres Fachs in den Köpfen von Museumsdirektoren und Politikern zu verankern. Der Abschluss des Vortrags galt der zeitgenössischen Numismatik, die mit ihren Pseudo-Prägungen immer buntere Blüten treibt.
Beim anschließenden gemütlichen Beisammensein wurden viele der Thesen heiß diskutiert. Und natürlich bot sich auch die Gelegenheit, alte Freunde wieder zu treffen und neue kennenzulernen.
Dr. Ute Wartenberg hinterfragt die traditionelle Zuschreibung einer Münzgruppe an Sinope. Foto: KW.
Der nächste Tag bot wissenschaftliche Vorträge. Dr. Ute Wartenberg, Executive Director der ANS, hinterfragte unter dem Titel „Griechisch oder persisch: Eine neue Münzstätte der archaischen und klassischen Zeit?“ die traditionelle Zuordnung einer Gruppe archaischer Münzen an die Stadt Sinope. Sie sah in ihnen persische Prägungen, die vielleicht im Satrapensitz Daskyleion entstanden.
Dr. Ute Wartenberg war auch die diesjährige Preisträgerin des Ehrenpreises der Gesellschaft für internationale Geldgeschichte. Die Laudatio werden wir als gesonderte News veröffentlichen.
Dr. Bernd Kluge spricht über ein mittelalterliches Thema, über den Schatzfund von Seega. Foto: KW.
Das Mittelalter war bestens von Prof. Dr. Bernd Kluge vertreten mit seinen Ausführungen zum Schatzfund von Seega. Nach der Mittagspause sprach Dr. Robert Lehmann über „Die Münze als interdisziplinäre Quelle.“
Den Blick in die Nachkriegsnumismatik wirft Dr. Wolfgang Steguweit. Foto: KW.
Den Abschluss des wissenschaftlichen Teils machte Dr. Wolfgang Steguweit, indem er die Entstehung der getrennten Währungsräume von BRD und DDR im Bild von philatelistischen Zeugnissen zeigte.
Gewinner im numismatischen Quiz. Foto: KW.
Traditioneller Abschluss jedes Jahrestreffens der GIG ist das numismatische Quiz, das Münzen aus allen Epochen berührt und nicht einmal für Berufsnumismatiker so ganz einfach ist. Die attraktiven (numismatischen) Preise werden von den Frankfurter Münzhandlungen bereit gestellt. Ein paar kleine Beschwerden gab es allerdings von Seiten der Sammler: Man hätte doch all den anwesenden Museumskuratoren beim Quiz einen Malus verpassen sollen…
Am Sonntag endete die Jubiläumsversammlung mit einer Führung von Frank Berger, der den „Finanzplatz Frankfurt“ vorstellte – und das nicht nur in der Gegenwart.
Die MünzenWoche gratuliert der Gesellschaft für internationale Geldgeschichte zu ihrem Jubiläum!