500 Jahre römischer Porträtkunst

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von Ursula Kampmann

20. April 2017 – „Die Münzen des Porträtkataloges stammen aus privaten Sammlungen und dem Handel, außer den Nummern …“ So fasst Andreas Pangerl, Initiator und Herausgeber des prachtvollen neuen Bildbands mit wunderschönen Aufnahmen römischer Münzen, die Herkunft der abgebildeten Stücke zusammen. Er ist nämlich selbst begeisterter Sammler römischer Prägungen und sammelte die Stücke nicht nur real, sondern auch in Form von Fotos. Fast alle Münzabbildungen – mit einigen wenigen Ausnahmen – wurden von ihm selbst bei Naturlicht mit viel Liebe und Hingabe fotografiert, so dass wir hinsichtlich der Porträts durchaus ein Buch vor uns haben, das als Nachfolger des legendären Hirmer betrachtet werden kann.

Andreas Pangerl (Hrsg.), Portraits. 500 Years of Roman Coin Portraits / 500 Jahre römische Münzbildnisse. Staatliche Münzsammlung München, München 2017. 452 S., durchgehend farbige Abbildungen. Hardcover. 29,5 x 25,3 cm. ISBN: 978-3-922840-36-7. 59 Euro zzgl. Porto.

Wie schon im Titel „Portraits – 500 Years of Roman Coin Portraits / 500 Jahre römische Münzbildnisse“ angedeutet, zielt das schwergewichtige Werk auf den internationalen Markt, was durchaus sinnvoll ist bei einem Buch, das seinen Schwerpunkt auf die Bilder legt. Der Leser findet auf 233 Seiten 722 Porträts, darunter eine vollständige Reihe der römischen Herrscher im Wesentlichen von Caesar – einige Imperatoren sind enthalten – bis Julius Nepos. Gattinnen, Schwestern, Mütter und Caesaren sind ebenfalls vorhanden. Ausgesucht wurden die Stücke nach ihrer Schönheit, und zwar hinsichtlich Erhaltung, Zentrierung, Stempelschnitt und Prägung, so dass das Blättern eine Freude ist für jeden, der sich für Münzen begeistern kann. Eine kurze Bildunterschrift bestehend aus Kaiser, Herrscherdaten, Nominal, Prägedatum und Ort sowie RIC-Zitat begleitet jede Abbildung. Eine genaue Beschreibung wird nicht gegeben. Ebenfalls ist die Rückseite nicht abgebildet. Einige besonders schöne und interessante Revers finden sich allerdings auf den Seiten 248 bis 268.

Der zweite Teil des Buches vereint verschiedene Aufsätze zu Themen der römischen Porträtkunst. Das zeitliche Spektrum reicht von Caesar bis Theodosius. Die Autoren, die mit einer Ausnahme ihre Beträge in deutscher Sprache verfassten – nur Olivier Hekster schreibt auf Englisch über „Severus – Antonine Emperor or the first Severan?“, versammeln unter sich bekannte Historiker wie Werner Eck und Kay Ehling, Münzhändler wie Hans-Christoph von Mosch und Wilhelm Müseler sowie zahlreiche Archäologen wie Christian Gliwitzky, Marion Meyer, Jörn Lang und Melanie Lang, sowie Markus Löx. Der Initiator des Buches, obwohl von Hause aus Mediziner, steuert gleich drei Artikel bei, so dass die Beiträge chronologisch gesehen die gesamte Kaiserzeit abdecken.

Dieses Buch steht nicht nur für das weltweit wohl am weitesten verbreitete Sammelgebiet. Schließlich werden römische Münzen nicht nur in Europa, sondern auch in USA, Südamerika, Japan oder Thailand gesammelt. Es steht vor allem für die enge Verbundenheit von Museen, Sammlern, Wissenschaftlern und Münzhändlern. Die Staatliche Münzsammlung München hat diese prachtvolle Publikation in ihre Publikationsreihe aufgenommen. Sammler und Händler stellten genauso wie Bibliothèque nationale, Ashmolean Museum und Staatliche Münzsammlung München ihre Stücke bzw. Fotos zur Verfügung. Ein Sammler hat die Aufnahmen gemacht und das Buch initiiert. Eine Numismatikerin, Hertha Schwarz, zeichnete verantwortlich für das klare Layout. Matthias Barth von der Staatlichen Münzsammlung München besorgte das Lektorat. Wissenschaftler, Münzhändler und Sammler spannten zusammen, um die Aufsätze für den zweiten Teil zu verfassen. Man kann also durchaus sagen, dass dieses Buch demonstriert, wie alle Teile der Numismatik zusammenwirken können (und müssen), um etwas Gutes zu realisieren.

Nur eines, eines bleibt in meinen Augen ein Desiderat. Gerade wenn die meisten Münzen aus Sammlungen und Auktionen stammen, hätte ich doch zu gerne gewusst, aus welcher Auktion sie kommen, bzw. aus welcher Sammlung (Privatsammlung und Stadt hätte gereicht). Denn für jeden Auktionator ist es eine Ehre, eine Münze zu haben, die in so einem prachtvollen Werk abgebildet werden kann. Wenn man den Museen diese Ehre zugesteht, ihre Münzen einzeln zu nennen, dann hätte dies auch unbedingt für die Auktionshäuser und Sammler geschehen müssen.

Nichtsdestotrotz bleibt „Portraits“ eine Freude für die Augen, die Sie für 59 Euro (zuzüglich Porto und Verpackung) bei der Staatlichen Münzsammlung München beziehen können.

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