Das Vorurteil, dass Münzen und Geldscheine, die über Jahre, manchmal Jahrzehnte, durch unzählige Hände gehen, vor Bakterien nur so strotzen, das haben wir alle schon gehört. Doch nun hat eine Studie des US-amerikanischen Unternehmens LendEDU ergeben, dass auch unsere Geld- und Kreditkarten eine Oase für Erreger aller Art sind. Und zwar in größerem Umfang als das bei Bargeld der Fall ist.
Anfang Mai 2019 wurden im Rahmen der Studie 41 Kredit- und Debitkarten, 27 Geldscheine und 12 Münzen untersucht. Die gefunden Mikroorganismen wurden dann in einen „germ score“ (dt. Keimwert) umgerechnet. Je höher dieser Wert ist, desto „dreckiger“ ist das entsprechende Zahlungsmittel.
Die gute Nachricht für alle Münzsammler: durchschnittlich kamen die untersuchten Prägungen auf einen Keimwert von 136. Im Vergleich dazu ergab die Untersuchung der Geldscheine einen Wert von 160. Wie hoch diese Zahl ist, scheint in Zusammenhang mit der Häufigkeit der Nutzung zu stehen: 5-Dollar-Scheine waren beispielsweise bedeutend dreckiger als 100-Dollar-Banknoten. Der weiterhin beliebte Quarter hatte mehr Bakterien auf seiner Oberfläche als der Penny. Doch Kredit- und Debitkarten toppen jede Form des Bargelds, wenn es um Keime geht. Im Durchschnitt kamen die unbaren Zahlungsmittel aus Plastik auf einen Keimwert von 285.
Diese Zahlen versteht man besser, wenn man sie mit den Werten anderer untersuchter Oberflächen vergleicht. Anders als manch einer es vielleicht erwartet, kam ein Haltegriff der New Yorker U-Bahn nur auf einen Keimwert von 68 und liegt damit deutlich unter den Ergebnissen aller getesteten Zahlungsmittel. Doch die Griffe eines Leihfahrrads, wie sie überall in New York City zu finden sind, brachten es auf einen Keimwert von 758.
Für den Autor der Studie, Michael Brown, stehen die Ergebnisse in klarem Zusammenhang mit Veränderungen, die wir seit Jahren beobachten können: immer mehr Menschen bevorzugen die Bezahlung per Karte statt mit Bargeld. Je häufiger wir also unsere Karten in die Hand nehmen, dem Kellner überreichen oder sie auf die feuchte Cocktailbar legen, desto mehr Keime können sich auf der Oberfläche sammeln.
Was die Studie uns nicht verrät ist, um welche Keime es sich bei den entdeckten Mikroorganismen handelt. Nicht alle Pilze, Viren und Bakterien, die sich auf Oberflächen befinden, sind grundsätzlich Krankheitserreger. Nichtsdestotrotz wird es nicht schaden, wenn wir in Zukunft ab und zu die Karten in unseren Geldbeuteln abwischen. Auch wer längst auf Apple Pay oder andere Smartphone-Zahlungssysteme umgestiegen ist, sollte häufiger den leicht verschmierten Bildschirm desinfizieren. Und sich dabei an den einfachen Trick erinnern, den wir als Kinder eingebläut bekamen: Hände waschen nicht vergessen.
Die Studie können Sie sich auf der Webseite von LendEDU im Detail durchlesen.
In Ausgabe 1 des Mint World Compendium wurde das Thema Krankheitserreger auf Münzen ebenfalls beleuchtet.
Ob es wohl helfen würde, Geldscheine und Kreditkarten mit einer Geldwäschemaschine zu reinigen?