Debasement

Kevin Butcher (Hrsg.), Debasement. Manipulation of Coin Standards in Pre-Modern Monetary Systems. Oxbow Books, Oxford 2020. 282 S., farbige Abbildungen. Hardcover, 22 x 28,7 cm. ISBN: 978-1-78925-398-6. £50.
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Es gibt da diesen wunderbaren Unterschied zwischen Nominalwert und intrinsischem Wert einer Münze, den Regierungen Jahrhunderte lang nutzten, um einen Teil des Staatshaushalts zu finanzieren. Doch während wir heutzutage die enorme Zunahme der Geldmenge höchstens noch an den fallenden Zinsen und den steigenden Preisen für Investmentgüter realisieren, konnten die Nutzer von Münzen noch bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts genau beobachten, wie ihre Münzen leichter und leichter wurden und immer weniger Edelmetall enthielten. Ein Kolloquium, das im März des Jahres 2017 an der Universität von Warwick stattfand, stellte die Münzverschlechterung in den Mittelpunkt. Der Schwerpunkt lag dabei auf der Antike, doch auch Themen des Mittelalters wurden genutzt, um das Phänomen umfassend zu beleuchten.

Ein bisschen Theorie zu Beginn

Wer sich je mit Münzen der Soldatenkaiser beschäftigt hat, kennt das Phänomen des sich ständig verringernden Silbergehalts nur zu gut. Der Grund dafür scheint schnell gefunden: Immer höhere Kosten, immer geringere Staatseinnahmen, ein Defizit bei der Finanzierung der Truppen, das der Kaiser mit seinen leichtgewichtigen Münzen füllte. Aber ist das der Grund für jede Münzentwertung der Vergangenheit?

Aus historischer Zeit wissen wir, dass häufig Anpassungen im Silbergehalt einer Prägung gemacht wurden, um zu verhindern, dass das Geld aus dem Verkehr verschwand. Das gute alte Greshamsche Gesetz zwang all diejenigen, die lieber schwerere Münzen geprägt hätten, sich an ihre Nachbarn anzupassen, wollten sie nicht riskieren, dass man mit ihren Münzen nicht zahlte, sondern sie einschmolz.

Wer sich mit griechischen oder mittelalterlichen Münzen beschäftigt, steht vor einer ähnlichen Kultur der Konkurrenz zwischen verschiedenen Währungssystemen. Und so war der Zweck des 2017 in Warwick durchgeführten Kolloquiums, die verschiedenen Erklärungsansätze für Geldentwertung einmal zusammenzubringen, zu diskutieren und sich dadurch anregen zu lassen. Denn viele Maßnahmen dürften nicht nur aus dem einen offensichtlichen, sondern auch aus anderen, uns heute vielleicht weniger einleuchtenden Gründen beschlossen worden sein.

Genau wie ich dieser Buchvorstellung eine wenig Theorie voranstelle, beginnt auch der Tagungsband mit einer Einleitung von Herausgeber Kevin Butcher sowie zwei grundlegenden theoretischen Aufsätzen (von Matthew Ponting und Martin Allen) und zwei Beispielen dafür, nämlich die Entwertung der Goldmünzen in der römischen Republik und der frühen Kaiserzeit (Arnaud Suspène, Dorian Bocciarelli, Maryse Blet-Lemarquand und Benjamin Gehres) bzw. das Beispiel Ägypten (Colin P. Eliott).

Metall und Münzproduktion

Vier weitere Beiträge beschäftigen sich mit dem Grundstoff aller Edelmetallmünzen, mit Gold, Silber und den Legierungen, die zur Rondenproduktion angemischt wurden. „Debasement“ ist also nicht nur für diejenigen interessant, die sich mit Münzverschlechterung beschäftigen, sondern auch für alle, die sich für Münzproduktion interessieren.

Nicola George betreibt experimentelle Archäologie und berichtet über Versuche, die Ronden zu reproduzieren, auf denen die Münzen der römischen Soldatenkaiser geprägt wurden. Thomas Faucher und Julien Olivier schreiben über das Silber und seine Beimischungen, aus dem die ägyptischen Münzen zwischen dem fünften und ersten Jahrhundert produziert wurden. Extrem nützlich ist die Zusammenstellung von Alfred M. Hirt, der auf wenigen Seiten auflistet, in welchen Provinzen des römischen Weltreichs Gold und Silber geschürft wurde. Und auf einen Aufsatz wie den von Bernhard Woytek, der einmal zusammenfasst, was wir über das Funktionieren von Münzstätten (für die Zeit des Prinzipats) wissen, habe ich schon lange gewartet.

Fallbeispiele

Der dritte Teil des Buchs beschäftigt sich mit Fallbeispielen aus der Epoche der Severer (Nathan Murphy), Diocletians (Gilles Bransbourg), des frühen Mittelalters (Rory Naismith) und des britischen Hochmittelalters (Nick Mayhew).

Alles in allem gibt der vorliegende Sammelband jedem, der sich mit dem Phänomen der staatlichen Münzproduktion beschäftigt, viel Stoff zum Nachdenken. Denn auch wenn er sich eigentlich „nur“ mit der Münzverschlechterung beschäftigt, steht dahinter immer die Autorität, die über ihr Geld den Markt existentiell beeinflusst.

Gekauft werden kann Debasement auf der Website von Oxbow. Bitte ordern Sie direkt beim Verlag und unterstützen Sie in diesen schweren Zeiten diejenigen, die dafür sorgen, dass nicht nur Bestseller, sondern auch wissenschaftliche Bücher gedruckt werden!