6. November 2009 – Acht Lose in Verbindung mit dem polnischen König Stephan Bathory wurden in Auktion 183 der Firma Gorny & Mosch, Giessener Münzhandlung, München, mit einer Schätzung von 3.380 Euro angeboten. Das Endergebnis summierte sich auf unglaubliche 124.000 Euro*.
Ein Taler von 1580, geprägt in der Münzstätte Olkusz brachte statt seiner vielleicht etwas konservativen Schätzung von 2.500 Euro 103.500 Euro – mehr als das 40fache des erwarteten Preises. Doch auch die Kleinmünzen dieses Königs stiegen in ungeahnte Höhen. So kostete ein Litauischer Groschen von 1580, geprägt in der Münzstätte Wilnius mit einer hübschen Tönung, aber „nur“ fast sehr schön 9.200 Euro statt der Schätzung von 180 Euro. Ja, sogar eine Suitenmedaille vom Ende des 18. Jahrhunderts in Silber profitierte von der Beliebtheit des polnischen Königs. Das mit 300 Euro geschätzte Stück stieg auf – für eine Suitenmedaille unerhörte – 3.335 Euro Endpreis.
Wer war dieser König Stephan Bathory, der sich unter polnischen Sammlern derartiger Beliebtheit erfreut? Bathory wurde 1533 als Sohn eines siebenbürgischen Adligen geboren. Er trat in die Dienste von Johann Sigismund Zapolya, den die Magnaten Ungarns nach dem Tod Ludwigs II. in der Schlacht von Mohacs 1526 zu ihrem Herrscher gewählt hatten. Wenige Monate später wählte ein anderer Teil des Adels Erzherzog Ferdinand von Österreich, der aufgrund eines Ehevertrags Anspruch auf den ungarischen Königsthron erhob. Seine Truppen erwiesen sich als die stärkeren und so suchte Zapolya Unterstützung beim osmanischen Herrscher, der sie ihm gerne gewährte. Die eindrucksvolle Machtdemonstration des Osmanischen Reichs mit der Belagerung Wiens zwang Ferdinand, Zapolya als Herrscher eines Teil des Landes anzuerkennen.
Als mit dem Sohn die Linie des Zapolya 1571 ausstarb, wurde Stephan Bathory mit Unterstützung des türkischen Sultans zum Fürst von Siebenbürgen gewählt. Nur fünf Jahre später übergab er diese Würde seinem Bruder, denn eine höhere Ehre wartete auf ihn. Der polnische Kanzler spielte ihm das Amt des Königs von Polen zu, forderte allerdings, daß Bathory dafür die 53jährige Schwester des letzten Jagiellonen ehelichen sollte. Mit seiner Amtsübernahme hatte sich der frisch gebackene König sowohl mit Kaiser Maximilian II. überworfen als auch mit dem russischen Zaren, die beide in Polen ein natürliches Interessensgebiet sahen. Es war pures Glück, daß der Kaiser kurz vor der geplanten Invasion starb, und der päpstliche Nuntius im Interesse der Verteidigung des Abendlandes ein Bündnis zwischen dem neuen Kaiser und dem polnischem König schmiedete.
So konnte Bathory zum großen Kämpfer gegen den russischen Zaren werden, der in drei Feldzügen den Einfluß des übermächtigen Nachbarn zurückdrängte. Seine Kampagnen führten ihn bis nach Pskow, dessen Belagerung in einem Waffenstillstand mit Iwan dem Schrecklichen mündete. Er brachte Bathory und die polnische Krone in den Besitz großer Teile Livlands. Der polnische König wurde zu einem Hort der Gegenreformation, der sein mächtiges Reich nutzen wollte, um als Bollwerk gegen die Türken zu dienen. Dieses Vorhaben scheiterte an seinem plötzlichen Tod durch einen Schlaganfall im Jahr 1586.
So sind die Prägungen Bathorys für jeden polnischen Sammler also eine Erinnerung an den Höhepunkt eines unabhängigen, mächtigen Polens, das sich gegen die Türken und die Russen behauptete. Kein Wunder, daß Bathorys Münzen besonders gerne gesammelt werden und die Seltenheiten unter seinen Prägungen unglaubliche Preise bringen.
Mehr Ergebnisse zur Auktionswoche Gorny & Mosch finden Sie unter www.gmcoinart.de im Internet. Das Gesamtergebnis der insgesamt vier Auktionen mit etwa 5.700 Katalognummern belief sich auf rund 4,1 Mio. Euro. Vor allem die Ergebnisse für antike und russische Münzen zeigen wieder einmal, daß Gorny & Mosch in diesen Bereichen deutscher Marktführer ist.
Nr. 8004: Stephan Bathory. Taler, 1580, Olkusz. Kopicki 550 (R8). Hutten-Czapski 637 (R7). Dunkle Patina. Gutes sehr schön / Fast vorzüglich.
2.500 / 103.500 Euro
Nr. 8008: Stephan Bathory. Litauischer Groschen, 1580, Wilnius. Kopicki 3354 (R7). Hutten-Czapski 655var. Hübsche Tönung. Fast sehr schön.
180 / 9.200 Euro
Nr. 8020: Suitenmedaille von Johann Jakob Reichel zu Warschau zum Andenken an Stephan Bathory. Hutten-Czapski 3432 (R3). Stempelfehler, sehr schön bis vorzüglich.
300 / 3.335 Euro
* Alle Preise inklusive 15 % MWSt.