11. November 2010 – Jetzt steht es wieder in allen Medien: Pompeji geht ein zweites Mal unter. Diesmal ist kein Vulkan die Ursache, sondern menschliches Versagen: Geldmangel, Schlamperei, Gleichgültigkeit.
In der Nacht zum 6. November 2010 stürzte das Haus der Gladiatoren ein. Es handelt sich dabei um keine besondere Sehenswürdigkeit von Pompeji, halt nur um eines der vielen weiteren Häuser, die seit Jahrzehnten mit einem Zaun verschlossen und nicht zu besichtigen sind. Denn Pompeji ist ein Skandal und das nicht erst seit dem 6. November.
2 Millionen Touristen jährlich schieben sich durch die antiken Straßen und zahlen pro Person 11 Euro dafür. Was ihnen geboten wird? Nun, Antike, großartige Antike, heruntergekommen, vernachlässigt, mit Bretterzäunen abgesperrt. Natürlich sind die Politiker nicht gleichgültig. Vor zwei Jahren hat Silvio Berlusconi die Ausgrabungsstätte unter die Sonderaufsicht des Zivilschutzes gestellt. Geändert hat sich nichts. Die wilden Hunde streunen weiter durch die Ausgrabungsstätte, das Aufsichtspersonal sitzt immer noch an den Straßenecken beim gemütlichen Plausch, und ein Haus stürzt eben ein.
Es ist ja auch nicht der erste Verlust an wertvoller archäologischer Substanz in diesem Jahr. Am Vormittag des 30. März 2010 stürzte ein Gang der nur unterirdisch zu besichtigenden Domus Aurea ein. Der prachtvolle Palast des Nero war schon längst wieder für Besichtigungen gesperrt, so daß keine Menschen zu Schaden kamen. Durch langen Regen war der Boden über einem Gang so schwer geworden, daß ein 60 Quadratmeter großes Deckenstück einbrechen konnte.
Auch hier gingen die Bilder um die Welt, während Anfang Mai ein paar Putzplatten an einem Eingangsbogen des Kolosseums praktisch unbeobachtet von der Weltöffentlichkeit herabfielen.
Wir dürfen gespannt sein, welche italienische Sehenswürdigkeit als nächste zusammenbricht.
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