von Ursula Kampmann
28. Juli 2011 – Was findet man eigentlich, wenn man nach Pherai fährt, in die Stadt, in der einst so wunderschöne Münzen geprägt wurden, wie sie kürzlich in Zürich Rekordpreise erzielten? Kann die Realität mit dem Zeugnis der Münzen mithalten?
13. Tag, 22. Juni 2011, Fahrt auf den Olymp
„Den Olymp“ gibt es eigentlich nicht. Er ist ein Gebirgsmassiv von ca. 40 km Länge und 30 km Breite, zu dem mehr als 10 Einzelgipfel mit Höhen von 2700 bis 2900 m gehören. Er ist ein beliebtes Ziel für Winterurlauber. Im Sommer sucht man hier Ruhe und kühle Luft.
Auf dem Olymp. Foto: KW.
Während viele Wanderer den beschwerlichen Weg von Litochoro durch die Vitos-Schlucht nach Prionia wählen, kann der moderne Tourist sich für die wesentlich leichtere Variante mit dem Auto auf einer gut ausgebauten Straße durch den Nationalpark entscheiden.
Der Parkplatz von Prionia. Foto: KW.
Ziel ist der viel besuchte Parkplatz von Prionia, auf dem man Autos von fast allen Nationen finden kann. Kein Wunder, daß es eine Taverne gibt.
Das Olymp-Massiv. Foto: KW.
Von hier aus führen viele Wanderwege weiter. Die meisten Besucher begnügen sich allerdings mit einer Erfrischung auf der Terrasse der Taverne, so daß man nach nur einigen, wenigen Schritten Ruhe, Einsamkeit und eine mediterrane Flora und Fauna genießt.
Eidechse beim Sonnenbad. Foto: KW.
Meine Lieblinge sind die vielen, vielen Eidechsen, die es hier in allen Größen und Formen gibt. Von einigen wenigen Zentimetern bis hin zu fast einem halben Meter, von Braun über Braungrün zu Smaragdgrün, von scheu über zutraulich bis hin zu fast frech.
Frage an die Biologen: Was ist das? Foto: KW.
Nicht vergessen will ich die vielen verschiedenen Schmetterlinge, wie man sie in Deutschland gar nicht mehr zu sehen bekommt. An den Kiefern fielen uns die zahlreichen weißen Gespinste auf. Bis jetzt habe ich leider noch nicht herausbekommen, worum es sich handelt. Wenn sich also jemand mit Baumschädlingen auskennt, freue ich mich auf einen Hinweis.
Zeugnisse für den Kult des Zeus Olympios auf dem Olymp. Foto: KW.
In der Antike war der Olymp als Heimat der Götter übrigens nicht tabu. Immer wieder haben ihn Menschen erstiegen. Davon zeugen archäologische Funde, die in 2.817 m Höhe auf dem Gipfel Agios Antonios gemacht wurden. Sie sind heute im Museum von Dion zu besichtigen.
Logo des Olymp-Nationalparks. Foto: KW.
Und natürlich bedient sich der Nationalpark der eindrucksvollen Darstellung des Zeus auf der Rückseite der Alexander-Tetradrachmen.
Höhepunkt eines Ausflugs zum Olymp: Ein Besuch des Gastrodromio. Foto: KW.
Wer am Fuße des Olymps mit großartiger Aussicht hervorragend speisen möchte, dem sei das Gastrodromio in Litochoro empfohlen. Hier pflegt man feine griechische Küche mit hohen kulinarischen Ansprüchen. Die Speisekarte ist klein, alles ist frisch und gut zubereitet. Und die Weinkarte ist so umfangreich, daß man für eine genauere Lektüre einige Zeit brauchen würde. Wer mehr über das Gastrodromo wissen möchte, der klickt hier.
Beginnender Umweltschutz im griechischen Alltag. Foto: KW.
Hier ist übrigens auch einmal eine gute Gelegenheit, kurz zu erwähnen, wie derzeit in ganz Nordgriechenland der tägliche Umweltschutz propagiert wird. Schon in Ioannina waren uns große, zentral gelegene Sammelstellen für Altmetall und Glas aufgefallen. Aber noch im kleinsten Dorf gibt es eigene Container für wieder verwertbare Rohstoffe. Dazu wird in den griechischen Nachrichten genau erklärt, warum und wie man diese Einrichtung benutzen soll.
Und das war’s für heute. Wir kehrten zurück zu unseren Zikaden, Nachtigallen und schreienden Kindern am Zeltplatz von Platamon.
14. Tag, 23. Juni 2011, Pherai und Pharsalos: irgendwo in Thessalien
Haben wir bisher von Platamon aus vor allem das nördliche Makedonien besichtigt, wollen wir heute ins südliche Thessalien fahren.
Pherai (Thessalien). Alexander, Tyrann 369-358. Kopf der Ennodia von vorn. Rv. Alexander n. r. reitend. Aus Slg. BCD, Auktion Nomos AG 4 (2011), 1309.
Diese Münze war der Auslöser, daß Pherai unser Ziel wurde, und zwar aus ganz persönlichen Gründen. Nein, ich habe das Stück natürlich nicht gekauft, aber es ist das teuerste, das ich in meinen jungen Jahren katalogisiert habe (und zwar 1989 für die Giessener Münzhandlung).
Pherai – oder Velestino, wie sein heutiger Name lautet – füllt anderthalb Seiten in Lauffers Lexikon der historischen Stätten. Es spielte eine wichtige Rolle in der antiken Mythologie. Der Sohn des Pheres, Admetos ist Teilnehmer der kalydonischen Eberjagd und der Argonautenfahrt. Auch vor Troja waren Schiffe aus Pherai vertreten.
Ende des 5. Jhs. wurde die Stadt unter ihren Tyrannen zur führenden Macht Thessaliens. Lykophron besiegte 404 die Thessalier; sein Nachfolger Jason vereinte Thessalien unter Pherais Herrschaft; Alexander schließlich mußte sich den Makedonen geschlagen geben.
Philipp war stolz auf diesen Sieg. Er nahm sich aus Pherai eine Nebenfrau, von der er eine Tochter namens Thessalonike hatte, nach der das heutige Thessaloniki benannt ist.
Auch in römischer Zeit behielt Pherai einige Bedeutung: Der erste Stratege des neu gegründeten Thessalischen Bundes stammte aus Pherai!
Wir waren also äußerst gespannt, die Überreste von Pherai zu sehen. Lauffers Lexikon spricht von einer reichen Quelle, der „in der Antike weitbekannten Hypereia“, von Resten einer archaischen Mauer, von Fundamenten eines Heraklestempels, einem Gästehaus, in dem der Friede des Philokrates 346 unterzeichnet wurde, sowie einem Zeustempel.
Die Hypereische Quelle Pindars. Foto: KW.
Braune Schilder mit dem Hinweis auf archäologische Grabungen ließen uns auf einiges hoffen. Doch die erste Enttäuschung erwartete uns im Zentrum des Dorfes. Wo einst die reiche Hypereische Quelle Pindars sprudelte, liegt heute Müll. Die Betoneinfassung ist – wie so vieles in Griechenland – mit Graffiti verunstaltet.
Der Tempel des Zeus Thaulios. Foto: KW.
Gut renoviert war dagegen die Ausgrabungsstätte des Zeus Thaulios. Zwar gab es keinen Parkplatz, aber immerhin einen mit Platten gepflasterten Weg, der um die Ruinen herumführte.
Ein Stück einer Stadtmauer. Foto: KW.
Mit dem Auto fuhren wir durchs Dorf, um die anderen Relikte zu finden. Am Erschreckendsten war das Nebeneinander von Wellblechbuden, die einer südamerikanischen Favela alle Ehre gemacht hätten, und den modernen griechischen Zweckbauten in vornehmen Pastellfarben. Müll lag nicht nur in der Quelle, er lag überall. Als wir einen Teil der Stadtmauer fanden – mittels EU-Gelder durch einen Plattenweg zugänglich gemacht – konnten wir nicht lange bleiben. Es stank entsetzlich nach Mist und Fäkalien.
Die befestigte Akropolis von Pherai, links daneben ein Bauernhof. Foto: KW.
Den besten Blick auf die befestigte Akropolis bot ein (sehr sauberes) christliches Heiligtum am Berg gegenüber. Hier standen wir, und betrachteten abwechselnd die antike Mauer und einen modernen Bauernhof aus Wellblech und Palettenholz.
Unbekannter Fundamentrest aus der Antike. Foto: KW.
Auch wenn man im Dorf immer wieder über antike Relikte stolperte, war das große Pherai doch restlos vergangen. Die wenigen Überreste sprachen nicht von einstiger Größe, sondern von heutigem Verfall. Stolz auf antikes Erbe haben wir in Velestino nicht gefunden.
Nach dieser Enttäuschung fuhren wir weiter nach Pharsalos, wo einst der Myrmidonenkönig Peleus, der Vater des Achilles, residierte. Es ging auf gut ausgebauter Landstraße durch eine ziemlich hügelige Landschaft. Wir fuhren wie man halt so fährt, zur Abwechslung nicht allzu schnell… Und trotzdem hielt uns eine Polizeistreife an. Große Aufregung! Ausweise! Hatten wir dabei. Führerschein! Folgte. Wagenpapiere! Wurden geliefert. Wo wir denn wohnen würden? Häh? Ja, wo wir untergebracht seien? Nun, in Platamon. Wo wir hinführen? Öhm, nach Pharsalos. Wo wir eben gewesen seien? Ja, in Pherai. Gut, wir könnten weiterfahren und noch schönen Urlaub! Wir haben noch Stunden gerätselt, was das nun war. Ist es in Thessalien so ungewöhnlich, Touristen zu sehen, daß die Polizei sie anhalten muß?
Pharsalos (Thessalien). Drachme, signiert von Telephantos, spätes 5. bis Mitte des 4. Jh. Kopf der Athena n. r. Rv. Thessalischer Reiter, das Lagobolon schleudernd. Aus Slg. BCD, Auktion Nomos AG 4 (2011), 1288.
Pharsalos wird erstmals in Zusammenhang mit dem ersten Heiligen Krieg um Delphi Anfang des 6. Jh. erwähnt. Es gehörte mit Larisa und Pherai zu den wichtigsten Städten Thessaliens und hatte kurzfristig in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts die Hegemonie über Thessalien inne. Liebhaber der antiken Geschichte kennen Pharsalos vor allem als den historisch hoch bedeutenden Ort, an dem die Schlacht zwischen Caesar und Pompeius am 28. Juni 48 v. Chr. stattfand. Die genaue Lage des Schlachtfelds ist noch nicht lokalisiert.
Das moderne Pharsalos. Foto: KW.
Machen wir es kurz. Die Suche nach dem antiken Pharsalos scheiterte kläglich. Zwar wies einem ein brauner Wegweiser den Weg zur Akropolis. Aber trotz einer kurzen Wanderschaft bergauf durch den glühend heißen Frühnachmittag fanden wir nichts außer den Platz, an dem die männliche Dorfjugend in der Nacht der weiblichen Dorfjugend ihre Aufmerksamkeit zeigt (jedenfalls sprachen dafür die zahlreichen Präservative am Boden).
Blick auf das moderne Pharsalos von dem Ort aus, an dem irgendwo in der Nähe die Akropolis sein soll. Foto: KW.
Immerhin, Pharsalos ist ein angenehmer, gepflegter Ort. Die Häuser sind neu, überall stehen Blumentöpfe. Als Fremde wurden wir sofort wahrgenommen, und ziemlich viele ältere Damen in schwarzer Kleidung hatten plötzlich Dringendes auf ihrem Balkon zu erledigen. Wir grüßten freundlich und wurden wieder gegrüßt. Zähne hatten die meisten keine, dafür ein liebenswertes Lächeln. Und es ist doch wichtiger, für den Fremden ein Lächeln übrig zu haben, als in einem ausdruckslosen Gesicht die schönsten falschen Zähne zu verbergen!
Wir diskutierten noch lange, warum uns dieser Tag so schwer enttäuschte. Wir hätten doch erwarten müssen, daß ein Ort, der in einem Reiseführer nicht erwähnt wird, nicht besonders sehenswert ist. Warum suchten wir trotzdem nach Spuren der einstigen Größe Pherais?
Und plötzlich verstanden wir, daß es uns gegangen war wie Tausenden von Pilgern im späten Mittelalter. Sie waren mit ihren Vorstellungen vom heiligen Land übers Meer gesegelt. Und statt der Idylle, die sie von den heimatlichen Altarbilder kannten, sahen sie ein heißes, verbranntes Land, und eine Bevölkerung, die ein gutes Geschäft mit den frommen Pilgern machte. Daheim war man sich gesegnet vorgekommen, weil man den mühseligen Weg ins heilige Land auf sich nahm. Hier war man nur einer von vielen in einem Alltag, der nichts mit dem himmlischen Jerusalem zu tun hatte.
Uns war es ähnlich ergangen. Wie viele andere Münzliebhaber haben auch wir ein quasi religiöses Verhältnis zur Antike. Wir machen uns unsere hehren Vorstellungen, geprägt von schönsten Darstellungen auf antiken Münzen, die uns als Abbild des wahren und eigentlichen Griechenland erscheinen. Damit kann die Realität natürlich nicht konkurrieren. Wenn wir – wie einst die Pilger – mit ihr konfrontiert sind, dann sind wir geschockt. Wir sehen Gleichgültigkeit, Vernachlässigung, Geschäftemacherei – und vergessen dabei, daß die Griechen mit ihren Altertümern täglich umgehen. Was uns kostbar erscheint, ist für sie Teil ihrer Umwelt, im besten Fall etwas, womit man Geld verdienen kann (dann wird es wenigstens geschützt). Nur wenige können sich wie wir den Luxus leisten, freiwillig Zeit und Geld zu investieren, um zu sehen, was vom großen Griechenland übrig geblieben ist.
15. Tag, 24. Juni 2011, durch das Tempetal nach Trikala
Ich gebe zu, die Antike war heute nur eine Randerscheinung. Unser Ziel waren die Meteoraklöster und vor allem ihre Ikonen, aber trotzdem gab es noch genug Antikes am Wegrand, das nicht vergessen werden darf.
Das Tempe-Tal. Foto: KW.
So zum Beispiel das Tempe-Tal, ein schmaler Durchgang zwischen dem Massiv des Olymp und dem Ossa-Gebirge. Schon in der Antike war dieses Nadelöhr von strategischer Bedeutung. Xerxes soll sich im Jahr 480 entschlossen haben, es nicht auf einen Kampf mit dem griechischen Heer ankommen zu lassen, sondern den Engpaß zu umgehen. Herodot rettete die Ehre des Makedonenkönigs Alexander I., indem er erzählte, daß der Monarch in höchsteigener Person die Griechen vor den Plänen des Perserkönigs gewarnt habe.
Die Quelle der Daphne. Foto: KW.
Es ist ein sehr idyllischer Ort, und das obwohl nur wenige Meter entfernt die lange Kolonne aller Fahrzeuge fährt, die von Thessaloniki nach Athen muß. So ist das Tempe-Tal vor allem für seine Unfälle berühmt. Der bisher schlimmste ereignete sich 2003, als eine ganze Schulklasse in einem Bus beim Zusammenstoß mit einem Lastwagen ums Leben kam.
Das Heiligtum der heiligen Paraskevi. Foto: KW.
Heute ist das Hauptziel der vielen, vor allem griechischen Touristen das Heiligtum der hl. Paraskevi. Sie ist die Nachfolgerin von Apollon, der am östlichen Ende des Tals einen bekannten Tempel hatte. Hier reinigte sich Apollon der Überlieferung nach vom Totschlag des Python, der vor ihm Delphi beherrschte. Dabei verliebte sich der Gott in die Nymphe Daphne, die seinen Aufmerksamkeiten dadurch entging, daß sie in den Lorbeer verwandelt wurde. Zur Erinnerung daran zog alle acht Jahre eine Prozession von Delphi aus ins Tempe-Tal, um rituell die Reinigung nachzuvollziehen und Lorbeer für das Heiligtum zu schneiden.
Andenken-Stände. Foto: KW.
Wer ein bißchen Sinn hat für das Abstruse wird die Andenkenbuden des Tempe-Tals zu würdigen wissen. Es gibt hier die scheußlichsten Ikonen (natürlich nicht gemalt, sondern nur beklebt), die rosasten Mädchenspielzeuge, die kitschigste Keramik und anderes mehr, was man überall dort auf der Welt findet, wo zu viele Touristen herumspazieren.
Das Stadtwappen von Larisa ist eng mit den Münzen verbunden. Foto: KW.
Es sind etwa 60 Kilometer von Platamon durch das Tempe-Tal nach Larisa. Nichtsdestotrotz ist die Autobahnfahrt zwischen diesen beiden Orten wesentlich teurer als die weite, neu erbaute Strecke von Ioannina nach Veria. Der Grund dafür ist undurchschaubar. Das Gebührensystem hat nämlich nichts mit dem zu tun, was wir von Frankreich oder Italien her kennen. Dort zieht man zumeist ein Ticket, das angibt, wo man die Autobahn betreten hat. Bei der Ausfahrt wird berechnet, wie viel man für die gefahrenen Kilometer zu zahlen muß.
So weit, so durchschaubar. In Griechenland dagegen sind in (äußerst) unregelmäßigen Abständen Zahlstationen eingerichtet, an denen eine geringe Gebühr zwischen 1 und 3 Euro fällig wird, und das gleichgültig ob man erst 100 Meter vorher auf die Autobahn kam oder bereits 200 Kilometer gefahren ist. Die Einheimischen kennen die Stellen, denn kurz vorher verlassen viele Autos die Autobahn. (Die Einfahrt nach der Kontrollstelle ist ebenfalls sehr gut ausgelastet.) Im südlichen Makedonien und in Thessalien sind die Kontrollstellen dicht gehäuft, vielleicht weil der Ertrag hier größer ist als in der Einsamkeit der neuen Autobahnen.
Durch Larisa sind wir übrigens nur durchgefahren. Wir hatten genug vom Tag vorher und wollten nicht mehr enttäuscht vor einer winzigen Ausgrabungsstätte stehen.
Trikka (Thessalien). Hemidrachmon, ca. 480-400. Stierbändiger n. r. Rv. Pferdeprotome. Aus Auktion Gorny & Mosch 165 (2008), 1243.
In Trikala, dem antiken Trikka, machten wir dagegen Halt. Es war in der Antike nicht nur für seinen Kult des Asklepios bekannt, sondern vor allem für seine Pferdezucht. Unter den hiesigen Pferden soll sich Phidias seine Vorbilder für den Parthenonfries gesucht haben.
Moschee des Sinan. Foto: KW.
Das Asklepieion haben wir nicht besucht (vor allem weil wir bei der Durchfahrt keinen Hinweis fanden, in welcher Richtung es zu finden sein könnte). Wesentlich sehenswerter schien uns sowieso eine ganz besondere Moschee. Sinan, der größte Architekt der Osmanen, gilt als ihr Architekt.
Der Komplex der Sinanmoschee, im Vordergrund antike Reste. Foto: KW.
Sinan lebte im 16. Jahrhundert. Ehrennamen wie „Michelangelo der Osmanen“ spiegeln, was er für die türkische Architektur bedeutet. Sinan kam durch die Knabenlese zur Truppe der Janitscharen, wo er an vielen Feldzügen nach Zentraleuropa teilnahm und so die prunkvollen Bauten der Christen kennenlernte. Er führte die Kunst des Moscheebaus auf den Höhepunkt mit seinen eindrucksvollen Bauten, die von einer gewaltigen, scheinbar schwebenden Kuppel überwölbt sind. Die Selimiye in Edirna gilt als sein Meisterstück. (Die wesentlich bekanntere Süleymaniye in Istanbul wird dagegen „nur“ als sein Gesellenstück bezeichnet.)
Unser Beispiel hat eine Ziegelkuppel mit einem Durchmesser von 25 Meter. Leider konnten wir es nicht von Innen auf uns wirken lassen. Wir kamen zu spät, der Bau, der heute einen Ausstellungsraum beherbergt, war bereits geschlossen. So konnten wir ihn und die ihn verunzierenden Graffiti nur von außen bewundern.
Und damit genug für heute. Die nächste Folge des numismatischen Reisetagebuchs führt uns nach Pydna und nach Thessaloniki, einem, wenn nicht dem Höhepunkt der Reise. Hier erleben wir die „heißen“ Tage der Proteste gegen das Sparpaket der griechischen Regierung.
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