von Ursula Kampmann
5. Juli 2012 – Eigentlich, wenn man es genau besieht, ist in Jerusalem die Numismatik auf ziemlich engem Raum konzentriert. Da gibt es das Israel Museum, in dem sowohl die hauseigene Sammlung untergebracht ist als auch die Israel Antiquities Authority. Und vielleicht eine Viertelstunde Fußmarsch entfernt liegt die Ausstellung der Bank of Israel.
Israel Museum. Foto: UK.
Das Israel Museum ist ein innenarchitektonisch äußerst beeindruckender Bau, in dem allen Bedürfnissen des modernen Touristen Sorge getragen wird. Wer ins Münzkabinett will, der darf diesen Prachtbau allerdings nicht betreten. Etwas versetzt auf der linken Seite liegt der von einem Pförtner bewachte Eingang zu einem Labyrinth von schmalen Gängen, in denen alle möglichen Büros untergebracht sind.
Yaniv Schauer zeigt uns die Vitrine, auf die man im Israel Museum besonders stolz ist: Funde aus der Festung Masada. Foto: UK.
Es sind kleine, enge Räume mit Computern, die nicht ganz auf dem neuesten Stand der Technik sind. Was gar nichts heißt. Ich habe viele Münzkabinette gesehen, in denen wissenschaftliche Höchstleistungen mit einem Minimum an Arbeitsgerät erbracht wurden. Das gilt auch hier. Wir können die vielen Publikationen gar nicht aufzählen, die von der numismatischen Abteilung des Israel Museums aus ihren Weg genommen haben.
Und dazu sind die in der Ausstellung gezeigten Objekte umwerfend, vor allem weil hier auch einige Kabinettstückchen aus anderen Sammlungen präsentiert werden, …
Ein Hort von Schekeln des ersten Jüdischen Krieges. Foto: UK.
… so zum Beispiel ein Hortfund, der auf der berühmten Festung Masada gemacht wurde, die nach der Eroberung von Jerusalem durch Titus noch bis zum Jahr 73 n. Chr. gehalten wurde. Er ist eigentlich Eigentum der Bank of Israel. Rechts vorne im Bild sind die berühmten Schekel des Jahrs 5, geprägt zwischen dem 21. März und dem 4. August 70.
Funde aus Höhlen, in denen sich die im Bar Kochba Krieg geschlagenen Kämpfer nach ihrer Niederlage versteckten. Foto: UK.
Es gibt auch Funde aus dem Bar Kochba Krieg (132-135) oder besser gesagt aus der Zeit danach. Die Münzen stammen aus Höhlen in Judaea, in denen sich die geschlagenen Kämpfer nach ihrer Niederlage versteckten.
Münzhort aus Tiberias, vergraben zwischen 952 und 977. Foto: UK.
Es ist beeindruckend, wie viele Münzschätze im Israel Museum zu sehen sind. Fast in jeder Abteilung stößt man auf sie. Hier ein Münzhort von Dirhems, der in Tiberias zwischen 952 und 977 vergraben wurde. Die Silbermünzen wurden von den Karmaten geprägt, einer radikalen islamischen Sekte, deren Angehörige mehrmals in Israel einfielen und Teile des Landes für eine kurze Zeit beherrschten.
Die Münzausstellung. Foto: UK.
Kernstück der Münzausstellung ist ein runder Raum, der einzig der Numismatik gewidmet ist. In ihm werden einige wenige prachtvolle Münzen gezeigt, um die Neugier der Besucher anzustacheln ohne zu langweilen.
Sesterz des Titus mit Darstellung des Kolosseums. Foto: UK.
Die Münzen werden so präsentiert, dass es ihrer Kostbarkeit angemessen ist. Sie sind in Augenhöhe auf schwarzem Grund in die Wand eingelassen.
Darstellungen griechischer Götter, auf Gefäßen, Schmuck und Münzen. Foto: UK.
Wem diese wenigen Stücke nicht reichen, der findet überall im archäologischen Flügel Münzen. Hier zum Beispiel in der Vitrine, in der die griechischen Götter vorgestellt werden.
Münzen, auf denen Tiere abgebildet sind. Foto: UK.
Wie hoch die Qualität der ausgestellten Münzen ist, zeigt diese Abbildung. Diese Stücke liegen in einer Vitrine, die antike Tierdarstellungen thematisiert.
Goldringe als Zahlungsmittel, ca. 6.500-5.500 Jahre alt. Foto: UK.
Doch auch in all den anderen Galerien gibt es jede Menge Geldgeschichtliches zu sehen. So zum Beispiel aus der Zeit, als es noch keine Münzen gab, als abgewogenes Edelmetall für größere Zahlungsmittel benutzt wurde. Besonders aufregend sind acht Ringe im Gesamtgewicht von etwa einem Kilogramm, sechs aus Elektron, zwei aus purem Gold.
Ein einzelner Goldring. Foto: UK.
Sie wurden in Westsamaria entdeckt, sind 6.500 bis 5.500 Jahre alt und gehören damit zu den ältesten Goldobjekten der Welt.
Balkenwaage aus dem 14./13. Jh. mit wesentlich älteren Gewichten. Foto: UK.
Oder eine Balkenwaage mit geeichten Gewichten, die zum Teil bereits aus dem 17. Jahrhundert v. Chr. stammen.
Kupferbarren. Foto: UK.
Nicht zu vergessen die Kupferbarren in verschiedenen Formen. Der große, der aussieht wie ein aufgespanntes Fell dürfte aus Zypern stammen.
Hortfund aus Eshtemoa, 9.-8. Jh. v. Chr. Foto: UK.
Ganze Vitrinen sind mit Hortfunden von Hacksilber gefüllt. Diese Krüge waren zusammen vergraben und drei von ihnen tragen das hebräische Wort für fünf. Wahrscheinlich wollten die Schreiber damit sagen, dass Silber im Gewicht von 500 Schekel darin lag.
Fund aus Tel Dor, spätes 11. Jh. v. Chr. Foto: UK.
Hier erkennt man zum Beispiel noch, dass das Silber ursprünglich in kleine Beutelchen abgefüllt war.
Federrolle der Santa Cruz Inseln. Foto: UK.
Und wer gedacht hat, dass es nur in der Archäologie Numismatisches gäbe, der dürfte überrascht feststellen, dass auch in der Völkerkundeabteilung aufregende Entdeckungen zu machen sind. Hier zum Beispiel eine Federrolle von den Santa Cruz Inseln, die für die Bezahlung des Brautpreises benötigt wurde.
Anhänger mit Kina. Foto: UK.
Oder diese Kina aus Neuguinea, um nur noch ein weiteres Beispiel zu nennen.
Netsuke aus geschnitzten Käschmünzen. Foto: UK.
Besonders hübsch ist auch dieses Netsuke aus geschnitzten Käschmünzen.
Altar aus Tel Beersheba. Foto: UK.
Einen besonderen Zusammenhang mit der Numismatik hat diese Rekonstruktion eines Altars des 8. Jh. Sie wurde nämlich zu Ehren des bedeutenden Numismatikers, Herbert A. Cahn, von seinem Sohn David Cahn ermöglicht.
Das Modell Jerusalems zur Zeit des zweiten Tempels. Foto: UK.
Nicht numismatisch, aber ziemlich beeindruckend ist das gigantische Modell Jerusalems zur Zeit des zweiten Tempels, das im Garten des Israel Museums aufgestellt ist.
Der Eingang in den Safe. Foto: UK.
Natürlich durften wir einen Blick hinter die Kulissen werfen. Hier ist der Eingang zum gesicherten Raum, in dem die Münzsammlung des Israel Museums aufbewahrt wird.
Ein Blick in den Safe. Foto: UK.
In Kästen und Schränken sind viele BeBa-Kästen untergebracht, in denen die Sammlung liegt.
Das Tablett mit den Münzen der Stadt Gaza. Foto: UK.
Zahlreiche Sammler haben ihre über Jahre zusammengetragene Kollektion dem Israel Museum gestiftet.
Die Gewichte, die David Hendin sammelte, um sein Buch „Ancient Scale Weights and pre-coinage currency of the Near East“ zu schreiben. Foto: UK.
So liegen hier zum Beispiel die Gewichte, die David Hendin sammelte, um sein ausgezeichnetes Buch über antike Gewichte und die prämonetäre Währung des Nahen Ostens zu schreiben.
Prototyp des Jahr 1 Schekels. Foto: UK.
Das 1965 gegründete Israel Museum ist das Nationalmuseum von Israel. Teddy Kollek, damals Bürgermeister von Jerusalem war eine der treibenden Kräfte hinter dieser gewaltigen Sammlung. Kollek war ein engagierter Münzsammler, kein Wunder, dass auch im Münzbereich gleich von Anfang an viel getan wurde. Verantwortlicher Kurator wurde Ya’akov Meshorer, der Münzsammlern durch seine unzähligen Bücher über jüdische Numismatik vertraut ist. Er richtete 1969 die numismatische Abteilung im Israel Museum ein und blieb als verantwortlicher Kurator bis 1993.
Ihn löste Haim Gitler ab, der heute verantwortlicher Kurator ist. Er herrscht über 25.-30.000 Münzen, darunter eine der weltbesten Sammlungen von jüdischen Münzen (darin die Meir Rosenberger Sammlung und die Abraham Bromberg Sammlung) sowie das, was man als „City Coins“ beschreibt, also Prägungen der Städte auf dem Gebiet des heutigen Israel unter römischer Herrschaft. Dazu liegt heute die Paul Balog Sammlung im Israel Museum, eine umfassende Sammlung islamischer Münzen mit einem großen Anteil von mamelukischen Prägungen.
Website der Israel Numismatic Society.
Haim Gitler ist gleichzeitig Präsident der Israel Numismatic Society, die in Jerusalem, Tel Aviv und Haifa jeweils eine ihrer Zweigstellen hat. Wichtigste Publikation ist die Zeitschrift „Israel Numismatic Research“, die auch über Israel hinaus wegen ihrer wichtigen Artikel wahrgenommen wird.
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In Teil 2 unseres Beitrags lesen Sie mehr über die Israel Antiquities Authority, über das Museum der Bank of Israel und über Münz- und Antikenhandel in Israel.