von Ursula Kampmann
19. Juli 2012 – Im Jahre 1212 stand nach dem Tod des Vaters die Aufteilung der askanischen Erblande an. Albrecht wurde Herzog von Sachsen. Heinrich übernahm Anhalt. Dieses Ereignis wird heute als Geburtsstunde des Fürstentums Anhalt gefeiert. Aus diesem Anlass erschien ein prächtiger Bildband, der auch für den Münzfreund einen wahren Augenschmaus bietet.
800 Jahre Anhalt – Geschichte, Kultur, Perspektiven. Herausgegeben vom Anhaltischen Heimatbund e. V. Fotografien von Janos Stekovics. 576 Seiten, 977 meist farbige Abbildungen. Kartoniert. Fadenheftung. 22×28 cm. ISBN 978-3-89923-296-7. 35 Euro.
„Anhalt en Miniature“ so betitelt Ulf Dräger seinen ersten Beitrag zum Buch. In regelmäßigen Abständen erscheint sozusagen als Zwischenruf die Numismatik. Die kurzen Texte und Bildbeschreibungen erscheinen wie ein Kommentar, der die vorangegangenen Kapitel zusammenfasst und deutet. Für den Münzliebhaber bieten die wunderschönen, zum Teil stark vergrößerten Farbfotos eine Fülle von Details. Wo zum Beispiel ließe sich besser erklären, wie sich die Wappen von Anhalt und seiner verschiedenen Teilfürstentümern über die Jahrhunderte verändert haben? Hier lässt sich eine perfekte Reihe der Anhaltschen Bären zusammenstellen. Und ausgewählte Medaillen bergen prachtvolle Architekturdarstellungen von Gebäuden, die heute zum Teil so nicht mehr vorhanden sind.
Doch das Buch ist viel mehr als ein paar Münzen. Wer immer sich für Anhalt interessiert – ob als Münzsammler oder als Heimweh-Anhaltiner – der findet hier einen bibliophilen Prachtband, der Geographie und Geschichte des Fürstentums auf dem neuesten Forschungsstand erzählt. Natürlich kommt dabei auch die Rechtsgeschichte nicht zu kurz. Schließlich ist in Anhalt der Sachsenspiegel entstanden, dessen Rechtsregeln zum Teil heute noch Anwendung finden.
Begeisternd sind vor allem die detaillierte Geschichtsdarstellung von der Entstehung Anhalts bis zu seinem Schicksal in der NS-Zeit. Auch hier wird immer wieder mit Münzen illustriert, und – zwischen den Kapiteln – mit Münzabbildungen kommentiert.
Ein ausführlicher Beitrag von Ulf Dräger stellt die Barockmedaille als Zeichen der landesherrlichen Autorität vor, ein weiterer beschäftigt sich mit den Auszeichnungen, die in Anhalt verliehen wurden.
Doch es bleibt nicht bei der reinen Staatsgeschichte. Verschiedene Beiträge zur Kultur des Landes bereichern den Anhalter Bilderbogen. Wussten Sie zum Beispiel, dass Samuel Hahnemann, der Begründer der Homöopathie fast 15 Jahre lang in Anhalt-Köthen praktizierte? Oder dass das berühmte Bauhaus, aus Weimar vertrieben, 1926 in Dessau eine neue Heimat fand?
Industrie- und Technikgeschichte, Kirchengeschichte, Musikgeschichte – und immer wieder die Numismatik mit wunderschönen Münzen; es ist ein beeindruckender Bildband, der zum Blättern, aber auch zum Schmökern einlädt.
Ein besonderes Kompliment muss an die Hersteller dieses bibliophilen Prachtbands gehen, der mit 35 Euro unschlagbar günstig ist.
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Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob es Anhalter oder Anhaltiner heißt, dann lesen Sie diesen sprachgeschichtlichen Artikel. Da werden allen Benutzern des altertümelnden „Anhaltiner“ gehörig die Leviten gelesen.