von Björn Schöpe
26. Juli 2012 – Normalerweise dienen Münzen der Verbreitung von Informationen aus Sicht der Herrscher. Normalerweise sind es aber auch eben diese Herrscher, die Münzen ausgeben. Andernfalls handelt es sich um Fälschungen, die den Originalen möglichst gut ähneln sollen, damit sie bei geringen Produktionskosten in Umlauf kommen und nicht sogleich entdeckt werden. Die Fälscher erhoffen sich in der Regel einen finanziellen Vorteil davon.
Die echte 1-Krone-Münze von 2009. Quelle: Riksbank.
Aber das ist in Schweden anders. Die Motive des Fälschers sind nicht ganz klar, die Kosten dürften seinen Gewinn – wenn er so etwas überhaupt hatte – bei weitem übersteigen. Aber was hat der Mann gefälscht? Die 1-Krone-Münze. Aber er war nicht bemüht, sie dem Original völlig anzugleichen, es gibt einen entscheidenden Unterschied. Die echte Münze ziert auf der Vorderseite das Porträt König Carl Gustavs und die Umschrift: „CARL XVI GUSTAF SVERIGES KONUNG“ (Carl XVI. Gustav König von Schweden). Nun sind in Schweden jedoch an mehreren Orten Münzen aufgetaucht, bei denen der Text leicht abgewandelt ist: „Carl XVI. Gustav, unser Hurenbock von einem König“.
Carl XVI. Gustav, König von Schweden, am schwedischen Nationalfeiertag am 6. Juni 2009 beim Skansen in Stockholm. Quelle: Bengt Nyman / Wikimedia Commons.
Für jeden Schweden ist die Anspielung mehr als deutlich. Sie nimmt Bezug auf angebliche Eskapaden des Monarchen in den neunziger Jahren. Damals sollen der König und seine Entourage regelmäßig Nachtlokale frequentiert haben, Carl Gustav habe eine Beziehung mit einem jungen Model gehabt, und einer seiner engen Freunde soll einem Erpresser aus der Stockholmer Unterwelt Geld geboten haben, wenn dieser kompromittierende Fotos nicht veröffentlicht. Diese unangenehmen Geschichten kamen jedoch heraus, als ein gut informierter Journalist eine Biographie des schwedischen Monarchen veröffentlichte. Fast noch peinlicher als die Vorwürfe wirkten die Stellungnahmen des Königs.
Darauf spielen die Fälschungen offenbar an. Doch warum? Das weiß niemand. Ebenso ist unklar, wer sie in Umlauf bringt. Klar ist nur, dass sie von „hervorragender Qualität“ sind, wie Marten Gomer, technischer Experte der Reichsbank, gesteht. Es wird wohl auch nie geklärt werden, wer der geschickte Urheber ist, denn die Polizei ermittelt nicht. Es heißt, sie habe keine Anzeige eines Geschädigten erhalten. Das Königshaus möchte die Angelegenheit wohl stillschweigen, um nicht wieder die alten Geschichten aufleben zu lassen. Doch wie steht es mit dem Vorwurf der Falschmünzerei? Der scheint noch weniger wichtig zu sein als der Ruf des Königs.
Die Frankfurter Rundschau berichtete von den aufgetauchten Falschmünzen.
Die echten und andere Münzen sehen Sie auf der Seite der Riksbank, die im übrigen nicht über den Vorfall informiert.
Falls Sie die alten Geschichten noch einmal genauer durchgehen wollen, finden Sie hier einen Artikel.