von Ursula Kampmann
22. August 2013 – Schon lange fürchten die Freunde der ägyptischen Vergangenheit um das Erbe des Reichs der Pharaonen. Wenn Bürgerkrieg herrscht, ist niemand mehr in der Lage, Ausgrabungen, Museen und historisch relevante Gebäude zu schützen. Schon jetzt zeigt sich schlaglichtartig, was die gegenwärtigen Auseinandersetzungen für die Zeugnisse der rund 4000 Jahre umfassenden Geschichte des Landes am Nil bedeuten.
In der Nacht vom 15. auf den 16. August 2013 wurde das Malawi Museum geplündert. Es liegt nahe der Stadt Minia in Mittelägypten, zwischen Beni Suef und Assiut. Das 1962 gegründete Museum beherbergte Funde von Tell el-Amarna, der Hauptstadt des berühmt-berüchtigten Pharaonen Echnaton, vom nahe gelegenen Tempel von Hermopolis, der Hauptkultstelle des Gottes Thot, sowie von der Nekropole von Tuna el-Gebel, wo nicht nur Menschen, sondern auch Tiermumien bestattet wurden.
Nun wurden in einem Überfall, der einen Museumsangestellten das Leben kostete, nach Aussage des Ministers der Antikenverwaltung 1.050 Objekte aus dem Bestand der Sammlung gestohlen. Nur wenige Bilder haben bisher den Weg ins Internet gefunden. Es sind immer dieselben: Vitrinen sind aufgebrochen und leer. Skulpturen und schwere Gegenstände liegen zerstört am Boden.
Was genau geschehen ist, ist derzeit noch nicht geklärt. Die einen machen internationale Diebesbanden verantwortlich, andere geben extremistischen Anhängern von Präsident Mursi die Schuld, denen die bilderfrohe Welt der Pharaonen als heidnisch gilt. Am Glaubwürdigsten hinsichtlich der Details scheint derzeit eine Schilderung zu sein, die auf Independent Record seit dem 19. August 2013 von Associated Press verbreitet wird. Hier wird berichtet, dass das Gebäude des Museums bereits am Mittwoch erstürmt und geplündert wurde. Dabei sei der Angestellte umgekommen, der für den Verkauf von Eintrittskarten zuständig war. Da sich die Polizei im allgemeinen Aufruhr nicht darum kümmern konnte, betraten Jugendliche die Säle, verbrannten Mumien und stürzten Skulpturen um, die für die Plünderer zu schwer gewesen waren, um sie mitzunehmen.
Heldin der Geschichte scheint eine ägyptische Archäologin zu sein, Dr. Monica Hanna. Sie betrat am Samstag trotz Heckenschützen das ausgeraubte Museum zusammen mit lokalem Sicherheitspersonal, um wenigstens die bei der Plünderung übrig gebliebenen Objekte vor weiterer Beschädigung zu schützen. Es gelang ihr, 40 Objekte und Tausende von Scherben zusammenzulesen. Ihrer Aussage nach hätten Teenager, die sie beim Zerstören der historischen Objekte angetroffen hatte, ausgesagt, man tue dies, um sich an der Regierung für die Ermordung der Menschen in Kairo zu rächen. Diese Jungen seien nur das Werkzeug einer Gruppe von Männern gewesen, die das Feuer auf die Archäologin und ihre Begleiter eröffneten, um sie aus dem Gebäude zu verjagen, was ihnen allerdings nicht gelang.
Es handelt sich nach Aussage der Antikenverwaltung um den bislang größten und folgenschwersten Zwischenfall in Sachen Kulturgüter. Verfolgt wird die Angelegenheit nicht. Man setzt stattdessen auf Belohnungen. Wer Objekte aus dem Diebstahl zurückbringt, erhält einen kleinen Geldbetrag als Dank.
Im MailOnline Artikel sind alle fünf bisher bekannten Bilder gleich zu Anfang zu sehen.
Bei Independent Record gibt Associated Press am 19. August 2013 eine andere Interpretation des Geschehens.
Die International Business Times veröffentlicht ein Statement der Unesco, die sich entsetzt zeigt über die Vorgänge in Ägypten.
Auf Facebook existiert eine vorläufige Liste der im Malawi Museum gestohlenen Objekte.
Auch die UNESCO informiert über den Raub.