Was steckt hinter dem kalifornischen Goldschatz?

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von Björn Schöpe

6. März 2014 – In der letzten Woche kursierte in der internationalen Presse eine Geschichte um einen gewaltigen Goldschatz, die sich wie ein Märchen liest. Da geht ein Pärchen – die beiden wollen anonym bleiben und lassen sich John und Mary nennen – auf seinem Grundstück in North Carolina mit dem Hund spazieren und entdeckt unter einem Baum eine rostige Dose. Später erzählen die beiden Mittvierziger, dass sie schon früher einmal etwas an dem Ort bemerkt, aber dem Objekt keine weitere Beachtung geschenkt hatten. Ein auffälliger Stein scheint als Markierung gedient zu haben, genau zehn Schritte von dem Schatzfund entfernt. Möglicherweise durch eine Bodenerosion war die Dose weiter herausgeschoben worden, so dass sie nun deutlich zu sehen war.

Die rostigen Dosen waren voller Goldmünzen. Bild: Kagin’s Inc.

Sie tragen das schwere Gefäß jedenfalls nach Hause und bemerken, dass es randvoll mit Goldmünzen gefüllt ist. Am Fundort finden sie noch sieben weitere solcher Büchsen. Da sie zunächst nicht wissen, was sie damit anstellen sollen, vergraben sie sie nach Art der Vorväter in einer Gefrierbox unter einem Haufen Holz und wenden sich an einen Münzexperten.

Die Münzen waren in den Dosen chronologisch gestapelt. Bild: Kagin’s.

Die Firma Kagin stellt fest, dass die Münzen ein Vermögen wert sind. Es handelt sich um 1400 20-Dollar-Münzen, sogenannte Double Eagles, 50 10-Dollar-Goldstücke, sowie vier 5-Dollar-Goldmünzen. Alle sind zwischen 1847 und 1894 geprägt und chronologisch verstaut worden, was darauf schließen lässt, dass jemand den Hort über einen längeren Zeitraum nach und nach ansparte.
Außerdem befinden sich die Münzen in außerordentlich guter Erhaltung. Rund ein Drittel von ihnen scheint gar nicht in Umlauf gekommen zu sein, bei einigen Exemplaren könnte es sich um die besterhaltenen bekannten Stücke ihrer Art handeln. Das gilt beispielsweise für ein 1866-S 20-Dollar-Goldstück ohne Motto. In wenigen frühen Münzen dieses Jahres fehlte das Motto der USA „In God We Trust“. Alleine diese Münze wird auf nahezu 1 Million Dollar geschätzt. Der Schatzfund soll insgesamt über 10 Millionen US-Dollar erzielen und wäre damit wohl der wertvollste Schatzfund, der je in den USA gemacht wurde.

Der Schatz wurde bereits im Frühjahr 2013 gefunden. Das Finderpaar nannte den Fundort Saddle Ridge, woher der Schatzfund schnell seinen Namen als Saddle Ridge Hoard bekam. David McCarthy von Kagin hat die Münzen anschließend über mehrere Monate gesäubert, bis er, wie er selbst sagte, blutige Finger bekam. Mittlerweile wurden alle Stücke auch von der Gradingfirma PCGS gegradet und authentifiziert. Erst im Februar 2014 ging die Firma Kagin als offizieller Vertreter der Finder mit der Neuigkeit an die Öffentlichkeit. Bei der American Numismatic Association National Money Show in Atlanta konnten die Besucher eine Auswahl bewundern. Don Kagin vergleicht den Schatz mit dem sprichwörtlichen „Schatz am Ende des Regenbogens“, es handelt sich ganz klar um einen Sensationsfund.

Die Finder bleiben dabei gelassen, sie möchten ihr Leben so weiterleben wie bisher, als Selbstständige, die jetzt ihre Schulden bezahlen können, ansonsten Geld stiften, ihren Verwandten und den Armen der Gegend helfen und ein paar Münzen als Andenken behalten wollen. Kagin hat mit Amazon Collectibles ein Exklusivabkommen ausgehandelt. Rund 90 Prozent der Münzen soll der Onlineriese vermarkten. Ob die Münzen dort so dauerhaft und wissenschaftlich korrekt publiziert werden, wie dies in einem regulären Auktionskatalog zu erwarten wäre, bleibt dahingestellt.

Und da gibt es noch eine Frage: Woher kommt eigentlich dieser Schatz? Und damit auch: Wem gehört er?
Die Finder und ihre Anwälte haben nach eigener Aussage intensiv recherchiert, konnten aber nur zu dem Schluss kommen, dass die Münzen wohl ein Mitarbeiter einer Münzstätte versteckt haben könnte. Nach solcher Lesart gehörte das Geld den Findern.

Doch schnell kursierten konkretere Vermutung in den Medien. Durch eine einfache Google-Suche war ein Journalist auf eine mögliche Spur gestoßen. 1901 beschuldigte die San Francisco Mint einen ihrer Angestellten, einen gewissen Walter Dimmick, 30.000 Dollar unterschlagen zu haben. Es soll sich dabei um 1500 Double-Eagle-Goldmünzen gehandelt haben. Das Geld wurde nie gefunden, aufgrund von Indizien verurteilte man Dimmick zu neun Jahren Gefängnis.
Der Prägezeitraum, die gute Erhaltung, die chronologische Anordnung, der Fundort, Art und Anzahl der Münzen – all das passt sehr gut zu den unterschlagenen Münzen aus der Zeit des großen Goldrauschs. Falls die gefunden Münzen sich tatsächlich mit diesem Geld aus der San Francisco Mint verbinden ließen, dann würde der Anspruch von John und Mary auf das Geld juristisch auf wackeligen Beinen stehen. Das US-Fundrecht (US Treasure Trove Laws) scheint recht unklar zu sein. Manch ein Journalist spekuliert schon, dass die beiden Finder ihre Namen nicht nennen wollen, um nicht ins Visier der Angehörigen von Dimmick oder des US-Schatzamtes zu geraten. Beide Parteien könnten nämlich Ansprüche geltend machen.

Es bleibt somit abzuwarten, bei wem die über 10 Millionen US-Dollar landen werden. Gewinner sind ganz sicher die Sammler und Numismatiker, denn sie hat der Schatzfund in jedem Fall bereichert.

Nachtrag:
In der Zwischenzeit hat die US Mint erklärt, dass sie „keine Informationen besitzen, die die Münzen des Saddle Ridge Hoard mit irgendeinem Diebstahl in einer Einrichtung der United States Mint verbinden“. Offenbar sind weitere Nachforschungen nötig, um die Herkunft der Münzen zu klären. Wir werden Sie darüber auf dem Laufenden halten, sobald verlässliche Informationen vorliegen.

Eine deutschsprachige Meldung finden Sie auf der Seite von Spiegel Online.

Hier berichtet die Firma Kagin

… und stellt ein Exklusivinterview mit den Findern online.

Auf Mashable machte ein Journalist auf die Geschichte um Walter Dimmick aufmerksam.

Mail Online bringt eine ausführliche Recherche dazu.