10. April 2014 – 1990 gab die Volksrepublik China eine neue Münzserie heraus, die Drachen und Phönix auf ihrer Wertseite zeigte. Was auf uns lediglich dekorativ wirkt, besitzt in der chinesischen Kultur starken Signalcharakter. Drache und Phönix stehen nicht nur für Kaiser und Kaiserin.
Zusammen sind sie auch eines der traditionellen Glücksbilder, also Darstellungen, die man im Hause haben muss, um besonderes Glück zu haben. Feng Shui-Berater empfehlen ein Kunstwerk mit diesem Bild zu schenken, wenn es darum geht, eine glückliche Hochzeit und eine lange glückliche Ehe zu sichern.
Das berühmteste Meißner Service mit dem Namen „Roter Drache“ wurde erstmals um 1730 bewusst kopiert, um als Hofservice bis zum Jahr 1918 dem sächsischen König vorbehalten zu bleiben. Foto: UK.
Drache und Phönix spielen im Aberglauben des chinesischen Alltags eine enorme Rolle. Die Potenz, in der so ein Kunstwerk wirkt, kann eigentlich nur auf eine Art und Weise gesteigert werden, durch eine Serie, ein vollständiges Set, also genau durch das, was bei Künker am 11. März unter Nr. 3225 in Auktion 246 angeboten wurde.
Dieses Set – eines von nur 50 ausgegebenen – bestand aus allen sieben 1990 emittierten Münzen mit der Wertseite „Drachen und Phönix“. Auf der Rückseite ist bei allen die chinesische Mauer abgebildet.
1500 Yuan / Gold (622,69 g) / Auflage: 250.
200 Yuan / Gold (62,27 g) / Auflage: 2.500.
10 Yuan / Gold (1 g) / Auflage: 50.000.
150 Yuan / Silber (622,69 g) / Auflage: 1500.
20 Yuan / Silber (62,27 g) / Auflage: 5000.
10 Yuan / Silber (31,13 g) / Auflage: 80.000.
5 Jiao / Silber (2 g) / Auflage: 50.000.
Schon allein hinsichtlich des Materialwerts ist das Set beeindruckend. Es bringt derzeit – je nach aktuellem Goldstand – über 20.000 Euro. Dass ein chinesischer Bieter bereit war, dafür mehr als das Vierfache zu zahlen, ist wirklich beachtlich. Der Zuschlag erfolgte erst bei 80.000 Euro. Vielleicht wollte hier ein stolzer (und münzsammelnder) Vater seinem Nachwuchs ein wertbeständiges und glücksverheißendes Geschenk für die Zukunft geben. Vielleicht hat sich hier ein Bräutigam selbst ein Geschenk gemacht, von dem er sich gleichzeitig Glück für die Zukunft versprach.
Man kann nur spekulieren, wie viel dieses Münzset gebracht hätte, wenn sich die Verantwortlichen der Prägestätte im Jahr 1990 an einem zweiten chinesischen Aberglauben orientiert hätten: Die Sieben (qi) hört sich ähnlich an wie das Wort „fortgegangen“ und wird deswegen lokal als Unglückszahl betrachtet. Besser hätte es zu „Drache und Phönix“ gepasst, hätte die Serie aus 6 Stücken bestanden. Die Sechs (liu) ähnelt dem Wort für problemlos und erfolgversprechend – und was kann man von einer Ehe mehr erwarten?
In der Auktion Künker 246 am 11. März 2014 verdreifachte die Sammlung chinesischer Münzen übrigens ihre Schätzung. Spitzenreiter wurde ein perfekter Dollar der Provinz Pei-Yang aus dem Jahr 22 (1896), der – geschätzt mit 15.000 Euro – erst mit 140.000 Euro den Besitzer wechselte.
Alle Ergebnisse der Frühjahrsauktion finden Sie auf der Seite des Auktionshauses Künker.
Wenn Sie sich für chinesische Münzen interessieren, lesen Sie unbedingt unsere Chinesische Geldgeschichte!