24. April 2014 – Vom 13. April bis 9. November 2014 entführen die Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim in die letzte große Blütezeit der Ritter. Die Sonderausstellung „Kaiser Maximilian I. – Der letzte Ritter und das höfische Turnier“ gibt einen lebendigen Eindruck vom Rittertum und Turnierwesen um 1500.
Porträt Maximilian I. Das Porträt lässt die Hakennase der Habsburger erkennen. Es zeigt den Kaiser mit Szepter, Schwert, Krone und Harnisch vor einem roten Vorhang. Nach Bernhard Strigel, nach 1507. KHM, Wien, Gemäldegalerie. © KHM, Wien.
Kaiser Maximilian I. (1459-1519) war einer der populärsten Herrscher aus dem Hause Habsburg und regierte an der Schwelle vom Mittelalter zur Neuzeit. Seine besondere Leidenschaft galt dem Turnier, das zu seiner Zeit nicht mehr der Kriegsvorbereitung diente, sondern fester Bestandteil des höfischen Lebens war. Turniere waren rauschende und kostspielige Feste, die oft mehrere Tage dauerten.
Halber Königsguldiner. Der Guldiner zeigt Maximilian hüftaufwärts mit Schwert, Szepter, Bügelkrone und Harnisch. Stempelschneider Benedikt Burkhart, Münzstätte Hall in Tirol, vor 1508. KHM, Wien, Münzkabinett. © KHM.
Maximilian selbst war einer der erfolgreichsten Turnierkämpfer aller Zeiten. Er bestritt zahlreiche Wettkämpfe und präsentierte sich gern als strahlenden Ritter. Noch im 19. Jahrhundert galt er als Sinnbild der ritterlichen Tugenden und ging als „der letzte Ritter“ in die Geschichte ein.
Zwei Renner (Spielzeugfiguren). Diese beiden Renner waren Spielzeugfiguren für habsburgische Kinder, die sich schon in der Jugend im Turnier übten. Die Figuren sind fein ausgearbeitet und die Reiter lassen sich abnehmen. Kunstkammer Mühlau bei Innsbruck, um 1500. Kunsthistorisches Museum, Wien, Kunstkammer. © KHM, Wien.
Die Ausstellung vereint rund 150 hochkarätige Leihgaben aus dem Kunsthistorischen Museum in Wien: kostbare Waffen und Rüstungen, prachtvolle Gemälde, Textilien, Medaillen sowie kunstvoll illustrierte Handschriften. Mitmachstationen, aufwändige Inszenierungen und Filme runden das Erlebnis für große und kleine Besucher ab.
Rüstung von Maximilian I. Diese prunkvolle Rüstung mit goldenen Verzierungen ist eine der schönsten des ausgehenden 15. Jahrhunderts. Maximilian trug sie zum Turnier.
Lorenz Helmschmid, Plattner, Augsburg, um 1485. KHM, Wien, Hofjagd- und Rüstkammer. © KHM, Wien.))
Besondere Höhepunkte sind die Originalrüstungen und Waffen, mit denen Kaiser Maximilian selbst vor mehr als fünfhundert Jahren seinen Gegnern entgegentrat, und der Freydal, eines der kostbarsten Turnierbücher der Welt.
Turnierbuch Freydal. In dieser Miniatur sticht Maximilian seinen Gegner beim Turnier aus dem Sattel. Maximilian ist nicht namentlich bezeichnet; nur die Gegner werden genannt. Süddeutsch, 1512-1515. KHM, Wien, Kunstkammer. © KHM, Wien.
Das Buch entstand um 1512 bis 1515 und schildert die ritterliche Minnefahrt Maximilians, der als „Freydal“ auf eine abenteuerliche Reise geht und an vielen Turnieren teilnimmt. Die Ausstellung zeigt zahlreiche Einzelseiten des Freydal, der durch seine lebendigen, detailreichen und farbenfrohen Illustrationen von höchster Qualität besticht.
Turnierbuch Freydal. Hier ist ein Fußkampf mit dem Schwert dargestellt – Maximilian ist ganz in Gold gekleidet. Süddeutsch, 1512-1515. KHM, Wien, Kunstkammer. © KHM Wien.
Auf jeder Seite ist Maximilian abgebildet – hoch zu Ross, die Lanze im Anschlag, beim Schwertkampf oder als Fackelträger beim Maskenball. Normalerweise schlummern diese Kleinode in einem Spezialdepot in Wien. Noch nie zuvor wurde ein so großes Konvolut an Blättern verliehen. Viele sind jetzt erstmals öffentlich zu sehen.
Mechanisches Bruststück Maximilians I. Dieses Bruststück trug Maximilian beim Bundrennen, einem Effektturnier. Dank eines ausgeklügelten Federmechanismus wird die am Bruststück befestigte Tartsche bei einem gezielten Treffer des Gegners in die Luft geschleudert und zerfällt in ihre Einzelteile. Süddeutsch (Innsbruck?), um 1480. KHM, Wien, Hofjagd- und Rüstkammer © KHM, Wien.
Die Sonderausstellung stellt Kaiser Maximilian I., seine Politik, seinen Charakter und die Vernetzung der Habsburger in Europa vor. Im Vordergrund steht der höfische Turniersport unter Maximilian. Der Herrscher verband an seinem Hof verschiedene Turniertraditionen und nutzte ganz bewusst technische Neuerungen und Innovationen seiner Zeit aus, um die Rüstungen zu verbessern und das Turnier für die Zuschauer noch spektakulärer zu machen.
Stechzeug Erzherzog Sigmunds von Tirol. Kaspar Rieder, Innsbruck, 1483/1484. Diese Rüstung hat Erzherzog Sigmund beim Stechen getragen. Sie besteht aus Stechhelm, Lanze mit Brechscheibe, Schild und Harnisch. Ergänzt ist sie um die Rossstirn des Pferdes. KHM, Wien, Hofjagd- und Rüstkammer. © KHM, Wien.
Der Besucher erfährt, welche Ausbildung ein Ritter durchlaufen musste, sieht wie Reiter und Pferd für die Wettkämpfe vorbereitet wurden, wirft einen Blick in die Werkstätten der Rüstungsschmiede und lernt den Ablauf eines Turniers kennen. Ein Turnier bestand aus verschiedenen Waffengängen: dem Rennen und dem Stechen, in dem die Ritter hoch zu Pferde mit Lanzen gegeneinander antraten, und dem Fußkampf. Festlicher Abschluss eines jeden Turniers war eine „Mummerey“, eine Art Maskenball.
Federspiel (Falkenluder). Dieses Federspiel ist sehr aufwendig mit Stickereien verziert. Zwei Knaben bei der Eberjagd bzw. Falkenbeize auf Reiher und andere Wasservögel zieren die Vorderseite. Es sollte mithilfe der Federn einen Vogel imitieren und so den Falken zum Jäger zurückholen. Oberitalienisch (wohl Mailand), um 1500. KHM, Wien, Hofjagd- und Rüstkammer. © KHM, Wien.
Mit der Ausstellung „Kaiser Maximilian I. – Der letzte Ritter und das höfische Turnier“ setzen die Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim und das Kunsthistorische Museum Wien ihre langjährige Zusammenarbeit fort. Die Präsentation wurde von den Experten der Hofjagd- und Rüstkammer in Wien speziell für Mannheim konzipiert. Die Schirmherrschaft über die Präsentation hat mit Seiner Kaiserlichen und Königlichen Hoheit Karl von Habsburg-Lothringen das Oberhaupt des Hauses Habsburg übernommen.
Zur Ausstellung erscheint im Verlag Schnell und Steiner ein reich bebilderter Katalog mit aktuellen Forschungsergebnissen sowie ausführlichen Beschreibungen aller Exponate. Ein umfangreiches Begleitprogramm mit Führungen, Vorträgen, einer speziellen Familienrallye sowie zahlreichen Aktionen für Kinder rundet das Angebot ab.
Mehr Informationen zu der Ausstellung und dem Museum finden Sie auf der Internetseite der Reiss-Engelhorn-Museen.