von Ursula Kampmann
3. Juli 2014 – Vom 13. bis zum 15. Juni 2014 fand das jährliche Treffen des Verbandes der deutschen Münzhändler statt. Ausgerichtet wurde es von Heinz-W. Müller und anderen Kollegen aus dem Raum Düsseldorf wie der Firma Ritter und dem Spezialisten für Medaillen, dem Auktionshaus Winter. Heinz Müller hatte unglaublich viel Mühe investiert, all denen, die noch nie im Bergischen Land waren, zu beweisen, wie wunderschön diese Gegend ist. Es ist ihm gelungen, seine Begeisterung weiterzugeben. Wir wollen hier die numismatische Seite von Schloss Burg an der Wupper vorstellen, Stammburg der Grafschaft Berg.
Schloss Burg, ein klein bisschen idealisiert. Foto: UK.
Irgendwann Ende des 11. Jahrhunderts gelang es einem adligen Geschlecht, sich als Grafen „de Monte“, vom Berg, zu etablieren. Sie bauten ihre Burg an der Wupper etwa um 1150, so zumindest die Archäologie.
Engelbert I. von Berg, als Erzbischof von Köln, 1216-1225. Aus Auktion Münzen und Medaillen GmbH 28 (2008), 372.
Der bekannteste Graf aus dem Hause Berg war Engelbert II., der eigentlich wie viele jüngere Söhne ein Kirchenamt bekleidete. Er hatte schon in jungen Jahren Karriere gemacht: 1216, mit gerade einmal 30 Jahren, dem kanonischen Alter, ab dem man Bischof werden konnte, wurde Engelbert gleich zum wichtigsten Kirchenfürsten des Reichs ernannt, zum Erzbischof von Köln und damit zum Reichsverweser für Friedrich II., der es gar nicht erwarten konnte, in sein sonniges Sizilien zurückzukehren.
Die Statue des gräflichen Erzbischofs vor dem Schlosseingang. Foto: UK.
Nur zwei Jahre später starb Engelberts Bruder Adolf III., Graf von Berg. Er hinterließ keine männlichen Nachkommen. Natürlich tauchte sofort die liebe Verwandtschaft auf. Die hätte das Erbe am liebsten sofort angetreten, vor allem, weil es ihr eigentlich zustand: Der Thronerbe des Herzogtums Limburg hatte nämlich die einzige Tochter des verstorbenen Adolf namens Irmgard geheiratet, und war damit nach den Bräuchen der Zeit erbberechtigt.
Doch Engelbert setzte mit Gewalt seine eigenen Ansprüche durch. Er verfügte als Erzbischof von Köln halt über größere Ressourcen als ein Herzog von Limburg.
Die Ermordung Engelberts. Ein historisierendes Gemälde des 19. Jahrhunderts im Festsaal von Schloss Burg. Foto: UK.
Unschön, dass der sich damit nicht so einfach zufrieden gab. Walram IV. von Limburg organisierte einen weiteren Verwandten, den Grafen Friedrich von Isenberg, und der versuchte mit einigen Helfern, den Erzbischof gefangen zu nehmen. Letzterer wehrte sich allerdings derart vehement, dass ihn die Angreifer umbrachten. Dumm gelaufen. Für beide. Engelbert wurde heilig (wenn auch nicht offiziell), und den Grafen von Isenberg schnappte man auf seiner Rückkehr aus Rom, wo er den Papst davon überzeugt hatte, dass er ursprünglich nicht beabsichtigt habe, den Erzbischof zum Märtyrer zu machen. Der Papst mag ihm geglaubt haben. Die Kölner nicht. Sie räderten den Mörder ihres Erzbischofs.
Grafschaft Berg. Adolf V., 1259-1296. Pfennig, Wipperfürth. Aus Auktion Künker 229 (2013), 5686.
Nur einer hatte einen Vorteil: Irmgard und ihr Heinrich von Limburg erbten. Sie gaben der Grafschaft Berg nicht nur einen neuen Herrscher, sondern auch ein Wappen: Der Limburger Löwe wurde zum Wappen der Grafschaft Berg.
Nicht geplant war, dass Irmgard bereits 1283 kinderlos starb, und sich das Erbschaftskarussel damit schon wieder zu drehen begann. Nicht weniger als 10 Erbberechtigte hofften auf einen Anteil, darunter auch einer der vielen Adolfs, die das Geschlecht der Grafen von Berg hervorgebracht hat. Ob man ihn als den V., den VII. oder den VIII. bezeichnet, scheint im Belieben des Autors zu stehen. Jedenfalls sprechen wir von dem Adolf, der 1296 starb und von König Rudolf am 26. März 1275 das Münzrecht bekam.
Die Schlacht von Worringen. Zinnfigurenpanorama auf Schloss Burg. Foto: UK.
Eigentlich hatte der seine Ansprüche schon an den Herzog von Brabant verkauft. Doch der Erzbischof von Köln, Siegfried von Westerburg, witterte eine Chance, als Landesherr und lachender Dritter das frei gewordene Lehen einzuziehen und neu zu vergeben. So kam es 1288 zur Schlacht von Worringen, bei der eben dieser Erzbischof gefangen genommen wurde. Er musste nicht nur 12.000 Mark Silber Lösegeld zahlen, sondern auch endgültig auf das Bergische Land verzichten. Außerdem wurde seine Position in der eigenen Stadt geschwächt, was die Entwicklung Kölns zur freien Reichsstadt beschleunigte.
Adolf VI., 1308-1348. Turnose, Wipperfürth. Aus Auktion Künker 115 (2006), 2568.
Der letzte Herrscher aus dem Geschlecht der Limburger war Adolf VI., ein treuer Anhänger Ludwigs des Bayern. Auch er starb kinderlos. So erbte wieder einmal ein Schwager, Gerhard von Jülich-Berg, der die Schwester des Verstorbenen geheiratet hatte.
Übergehen wir ein paar weitere komplizierte Erbfälle, erwähnen wir nur kurz, dass ein Graf von Berg ein wichtiger Ratgeber Karls IV. war, und dessen Sohn Wenzel deshalb für ihn im Jahre 1380 die Grafschaft Berg zum Herzogtum erhob. Wichtig ist dies nur, weil damit Düsseldorf zur Residenzstadt wurde, und die Herzöge von Berg Schloss Burg nur noch von Zeit zu Zeit zur Jagd und zu zeremoniellen Zwecken benutzten.
Verlobung zwischen Maria von Jülich-Berg mit Johann dem Friedfertigen von Kleve-Mark. Historisierendes Gemälde auf Schloss Burg. Foto: UK.
So feierte man hier die Kinderverlobung zwischen den Erben der Geschlechter Jülich-Berg und Kleve-Mark, die zur Bildung der Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg führte.
Johann III., 1511-1539. Albus 1513. Aus Auktion Künker 143 (2008), 1975.
Johann mit dem schönen Beinamen der Friedfertige übernahm 1511 die Herrschaft von Jülich, Berg und Ravensburg und erhielt 1521 nach dem Tod seines Vaters auch noch Kleve und Berg. Damit war er immerhin der mächtigste Fürst im deutschen Westen.
Der Batterieturm. Foto: UK.
Im 30jährigen Krieg kam Schloss Burg noch kurzfristig zum Einsatz, verfiel aber dann im Laufe der Jahrhunderte, wurde als Steinbruch und Fabrik benutzt, bis im 19. Jahrhundert Burgen auf einmal wieder so richtig modern wurden. So gründete sich am 3. August 1887 ein Verein, der bald den schönen Namen Schlossbauverein tragen sollte. Denn wie die Haut-Koenigsbourg, die Wartburg oder gar Schloss Schwanstein wollte man sich auch hier ein erinnerungsmächtiges Zeugnis des deutschen Mittelalters schaffen. Der geschichtsbesessene Kaiser Wilhelm II. besuchte die Baustelle und gab Geld – und er war nicht der einzige.
Die Münzhändler bewundern die im 19. Jahrhundert erbauten Repräsentationsräume von Schloss Burg. Foto: UK.
So gibt es seit dem 19. Jahrhundert wieder eine große Sehenswürdigkeit im Bergischen Land, Schloss Burg, das auch über einige numismatische Leckerbissen verfügt.
Hortfund von Münzen, der 1952 bei Bauarbeiten zum Vorschein kam. Foto: UK.
Da gibt es zunächst einen Hortfund, der 1952 bei Bauarbeiten im Schloss Burg zum Vorschein kam. Man würde die 508 Denare des Mittelalters zu gerne mit einem der Schlossherrn in Verbindung bringen – schließlich war Graf Adolf III. 1218 beim Kreuzzug in Ägypten gefallen. Da hätte er seine Münzen nicht wieder ausgraben können. Aber weniger romantische Numismatiker machen darauf aufmerksam, dass 508 Pfennige nicht gerade ein fürstliches Vermögen gewesen seien, und es deshalb keinerlei Grund für diese Verbindung gäbe.
Das Münzkabinett. Foto: UK.
Auch eine Münzsammlung gibt es auf Schloss Burg. Wobei diese nur aus kläglichen Resten der alten Sammlung und einigen Neuankäufen besteht. Die beeindruckende Sammlung des 19. Jahrhunderts fiel einem Brand bzw. dessen Nachwirkungen zum Opfer. Aber immerhin, es gibt einiges zu bewundern, in diesem Saal.
Klippen, die während der Belagerung von Jülich geprägt wurden. Foto: UK.
So z. B. Klippen, die während der Belagerung von Jülich im Jahr 1610 geprägt wurden.
Waage der Firma Mittelstenscheid aus Lennep. Foto: UK.
Das Museum verfügt außerdem über eine hübsche Sammlung von Waagen. Schließlich befand sich seit etwa 1750 im Bergischen Land ein Zentrum der Münzwaagenherstellung. Die Blütezeit dieses Wirtschaftszweigs endete, als sich die Prägetechnik um 1840 so sehr verbesserte, dass ein Beschneiden der Münzen auch ohne Waagen feststellbar wurde.
Mittelalterlicher Schrank für Wertsachen. Foto: UK.
Enden wir den numismatischen Rundgang durch Schloss Burg mit einem mittelalterlichen Panzerschrank, der wohl im 14. Jahrhundert entstand. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass es sich tatsächlich um einen Schrank handelt. Zu dieser Zeit kannte man nämlich eigentlich nur Truhen, in denen man den Hausrat – auch den wertvollen – versorgte.
Christoph Raab, Präsident des Verbands der deutschen Münzenhändler übergibt einem Vertreter des Schlossbauvereins ein Rechenbrett als Geschenk für die Sammlung. Foto: UK.
Damit die numismatische Sammlung wachse und gedeihe, übergab Christoph Raab, Präsident des Verbands der deutschen Münzhändler, im Namen aller Besucher ein Rechenbrett, das Teil einer neuen Ausstellung sein könnte. Die ist nämlich schon in Planung, wird aber wohl so schnell nicht verwirklicht werden, denn Schloss Burg wird heute noch privat unterhalten. Der Schlossbauverein Burg an der Wupper bringt 85 % der Betriebskosten aus eigener Tasche auf!