von Ursula Kampmann
13. August 2015 – Was ist eigentlich Ikonographie? Nun, ganz einfach, „eikon“ bedeutet Bild und „graphein“ schreiben. Auf Münzen schreibt man also nicht nur mit Text, sondern vor allem mit Bildern. Eigentlich eine einfache Sache, möchte man meinen, wenn es da nicht die Möglichkeit der Fehlinterpretation gäbe. Denn der einen Gesellschaft mag ein Bild etwas ganz anderes bedeuten als der anderen.
Nathan T. Elkins und Stefan Krmnicek, Art in the Round. New Approaches to Ancient Coin Iconography. Rahden / Westf. 2014, Verlag Marie Leidorf GmbH. 184 S. 158 Abb. Hardcover, 21 x 29,7 cm. ISBN 978-3-89646-996-0. 53,50 Euro.
Stefan Krmnicek und Nathan T. Elkins verfolgen in ihrem Vorwort diese Spur. Und sie hatten mich schon auf der ersten Seite in der Tasche. Gespannt habe ich ihre Ausführungen zu einem „no dinosaurs“ Button verfolgt, der für die verschiedenen Teilnehmer eines gemeinsamen Treffens der Archäologischen und Philologischen Gesellschaften von Amerika ganz und gar nicht das Gleiche bedeutete. Ikonographie ist eben nicht nur die Kunst, mit Bildern zu schreiben, sondern auch die Kunst verstanden zu werden bzw. ein Bild aus seinem Zusammenhang richtig zu deuten.
Um dieses „richtig“ kreisen die zwölf Beiträge aus der griechischen und der römischen Welt, aufgeteilt nach drei verschiedenen Vorgehensweisen. In Abteilung 1 arbeiten den Forscher mit Vergleichen: Zwischen Münzen und archäologischen Objekten, zwischen Münzen und literarischen Quellen. Abteilung 2 geht vom Thema der Darstellung aus. Auch hier wird natürlich verglichen, aber die Vorgehensweise ist eine andere. Das Münzmotiv ist der Ausgangspunkt. Von hier aus sammelt man sich darauf beziehendes Material. Und in Abteilung 3 wird dann die Methode selbst betrachtet.
Die Beispiele kommen dabei vor allem aus der römischen Numismatik, aus der „Zentrale“, aber auch aus der „Provinz“. Griechische Themen sind ebenfalls berührt, so zum Beispiel die Darstellungen von Muscheln auf Münzen sowie seleukidische Götter und ihr Wechsel im Münzbild. Von der Detailstudie zum Hafen von Ostia auf den Sesterzen des Nero bis zum Überblick zur Ikonographie der römischen Kolonien in Makedonien, der Bogen ist wahrlich weit gespannt.
Bleibendes Resultat dieses Kolloquiums ist ein ausgesprochen inspirierender Textband, der endlich wieder einmal das in den Mittelpunkt stellt, was eine Münze am besten kann, eine Botschaft von hier nach dort zu tragen, von Rom nach Ephesos, aus der Vergangenheit zu uns. Anhand von Einzeluntersuchungen entfalten sich die verschiedenen Möglichkeiten der Forschung. Wie gesagt, ein inspirierendes Buch, das ich nicht nur Menschen empfehlen würde, die sich mit antiken Münzen beschäftigen. Im Gegenteil, gerade für diejenigen, die sich für neuzeitliche Münzen und Medaillen interessieren, bieten die Artikel genügend Anregung, wie man noch mehr aus dem eigenen Material herausholen kann.
Bestellen können Sie das Buch über diesen Link.
Mehr Informationen über das Kolloquium finden Sie hier.