von Ursula Kampmann
10. Dezember 2015 – Es gibt wenige, die mit einem Teilgebiet der Numismatik so eng verbunden sind, wie Albert Pick. Noch heute nennen Papiergeldsammler weltweit die Pick-Nummer, wenn sie sicherstellen wollen, über welche Banknote sie reden. Sie ehren damit einen Pionier und einen Sammler, der nicht nur Bücher über das Sammeln geschrieben, sondern selbst eine der bedeutendsten Papiergeldsammlungen zusammengetragen hat.
Acht Jahre soll der am 15. Mai 1922 in Köln geborene Albert Pick gewesen sein, als er begann, Papiergeld zu sammeln. Zwei Notgeldscheine erhielt er im Jahr 1930 für einen Pfennig. Ein gut angelegtes kleines Kapital. Als Zinsen brachte es ihm ein lebenslanges Interesse für Geschichte und ferne Länder. Doch zunächst teilte er das Schicksal vieler Deutschen. Von der Schulbank ging es an die Front, und nach dem Krieg in Kriegsgefangenschaft. Ein Jahr lebte Pick als Prisoner of War in den Vereinigten Staaten. Sein hervorragendes Englisch, für das er von amerikanischen Freunden immer viele Komplimente erhielt, hat er sich während dieses Jahrs angeeignet.
Albert Pick.
Nach seiner Rückkehr studierte Albert Pick Germanistik, Philosophie und Geschichte. Danach leitete er bis zum Jahre 1964 den Kölner Universitätsverlag als Geschäftsführer. Und währenddessen sammelte er. Er sammelte in einem Ausmaß, das man sich heute kaum mehr vorstellen kann, und das mehr oder minder nur deshalb möglich war, weil es das Sammelgebiet Banknoten, auf dem er sammelte, noch nicht einmal richtig gab.
180.000 Banknoten trug Albert Pick zusammen: Eine gewaltige Sammlung, die die Mittel eines Einzelnen hinsichtlich Aufbewahrung, Dokumentation und Betreuung überschritt. Deshalb übergab Pick das Ensemble im Jahre 1964 der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank. Zugleich stellte ihn die Bank als Kurator der eigenen Sammlung an. So konnte Pick weiterhin ankaufen. 300.000 Banknoten gehören heute zur Sammlung, die 2003 in die HVB Stiftung Geldscheinsammlung eingebracht wurde, wo man eng mit der Staatlichen Münzsammlung München zusammenarbeitet.
Neben seiner Tätigkeit als Kurator nutzte Albert Pick das enorme Material, auf das er Zugriff hatte, um viele epochale Bücher zum Thema Papiergeld zu schreiben. Sein grundlegendes Buch „Papiergeld“, publiziert im Jahre 1964, war der erste historische Überblick über das Fachgebiet. 1970 erschien sein Papiergeld Katalog „Europa seit 1900“. Wirklich bahnbrechend war Picks Entscheidung, dieses Buch nur ein Jahr später ins Englische zu übersetzen. Dadurch wurde sowohl sein Buch als auch er international bekannt. Sein 1975 erschienener „Standard Catalog of World Paper Money“ war die Geburtsstunde der bis heute benutzten Pick-Nummern.
Albert Pick setzte von Anfang an auf Internationalität. Deshalb gehört er heute zu den wenigen deutschen Numismatikern, die auch bei amerikanischen Sammlern einen großen Bekanntheitsgrad haben. Der junge Soldat von einst, der im Namen eines verbrecherischen Regimes kämpfte, hat seine Chance genutzt, um in friedlicher Mission eine Brücke zwischen deutschen und amerikanischen Sammlern zu errichten.
Am 22. November 2015 ist Albert Pick im Alter von 93 Jahren in einem Altersheim verschieden. Wir verlieren damit eine numismatische Legende.