17. Dezember 2015 – Die Ausstellung „Byzanz in der Schweiz“ ist eine Premiere: Noch nie wurde ein Überblick über die byzantinischen Objekte und Handschriften in öffentlichen und privaten Sammlungen der Schweiz gezeigt. Die historischen Beziehungen zwischen der Schweiz und diesem tausendjährigen Reich sind in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt, obwohl das Genfer Musée d’art et d’histoire einen der bedeutendsten byzantinischen Bestände des Abendlandes besitzt.
Ikone der Liebkosenden Muttergottes (Glykofilousa). Foto: Bettina Jacot-Descombes © Musée d’art et d’histoire, Genève.
„Byzanz in der Schweiz“ hebt somit den Vorhang für eine Vielzahl von Spuren und Zeugnissen, die auf Schweizer Boden entdeckt wurden. Die humanistische Tradition und die wichtige Rolle, welche die Reformation dem Studium der griechischen Sprache beimaß, aber auch die Tätigkeit von Schweizern im byzantinischen Bereich werden in der Ausstellung eingehend vorgestellt, die dem Museum Gelegenheit bietet, den Schweizer Beitrag zur „Wiederentdeckung“ dieser Kultur zu würdigen.
„Liber Praefecti“. Foto: © Bibliothèque de Genève.
Vom „Liber Praefecti“ oder „Eparchenbuch“, einer bedeutenden Handschrift über die Arbeitsorganisation in Byzanz, über eine unbekannte kretische Madonna der Zärtlichkeit aus dem späten 15. Jahrhundert bis zu den Restaurierungsarbeiten, welche die Brüder Fossati im 19. Jahrhundert in der Hagia Sophia durchführten, vereint „Byzanz in der Schweiz“ mehr als 600 Objekte, die von den uralten Beziehungen zwischen Byzanz und der Schweiz zeugen.
Pyxiden-Reliquiar mit Szenen der Wiederauferstehung. Foto: R. Barradi © Musées cantonaux du Valais, Sion.
Die Schau hat sich zum Ziel gesetzt, die historischen Verbindungen mit diesem tausendjährigen Reich in Erinnerung zu rufen, indem sie zum ersten Mal das auf Schweizer Boden aufbewahrte reiche byzantinische Kulturerbe zusammenführt und präsentiert. So besitzt zum Beispiel das Genfer Musée d’art et d’histoire einen der bedeutendsten byzantinischen Bestände des Abendlandes, der durch verschiedene Legate begründet und dank einer dynamischen, durch die Schenkung Janet Zakos 2004 beflügelten Erwerbspolitik erweitert wurde.
Kelch mit syrischer Inschrift. Foto: Andreas Voegelin © Ville de Genève, Musée d’art et d’histoire, don de la Fondation Migore, legs Janet Zakos.
Die zu einem großen Teil zufällig oder bei archäologischen Grabungen gefundenen Objekte stammen im großen Ganzen aus katholisch gebliebenen Kantonen, deren Kirchen zahlreiche – häufig mit dem Reliquienkult verbundene – Schätze bargen. Da die Reformation das Studium und die Verbreitung der griechischen Sprache vorantrieb, sind die in den reformierten Kantonen zu wissenschaftlichen Zwecken gesammelten Handschriften Teil der humanistischen Tradition des Landes. Schließlich nahm das Interesse von Schweizer Persönlichkeiten für Byzanz und seine Geschichte zwar seit dem 19. Jahrhundert ständig zu, und seine Geschichte ist kein neues Phänomen.
Kolossaler Tetrarchenkopf. Foto: Ruedi Habegger © Antikenmuseum Basel und Sammlung Ludwig, Basel.
Die Ausstellung bestätigt die zentrale Rolle der Schweiz für das Verständnis des byzantinischen Reiches, ob dies nun die Bedeutung dieser Kultur oder die Schlüssel betrifft, die sie uns zur Verfügung stellt, um die historische Entwicklung des östlichen Teils des europäischen Kontinents zu verstehen.
Zur Ausstellung erscheint der Begleitkatalog. „Byzance en Suisse, 5 Continents“. Am 25. und 26. Februar 2016 findet ein Kolloquium statt mit dem Titel „Luxusberufe in Byzanz“.
Weitere Informationen zur Ausstellung erhalten Sie auf der Website des Museums.
Zu Byzanz gibt es auf Wikipedia ein eigenes umfangreiches Portal.
Und dies ist der Artikel Byzanz im Historischen Lexikon der Schweiz.
Vor kurzem stellten wir zwei Bücher zum byzantinischen Numismatik vor. Die Buchvorstellungen finden Sie hier.