Schweine als Grabungshelfer

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von Annika Backe

7. Januar 2016 – Schweine, die sich an der schottischen Küste ihr Grünfutter suchten, avancieren derzeit zu den Stars in der Archäologen-Szene nicht nur Großbritanniens: Mehr durch Zufall gelang ihnen die Entdeckung der frühesten Zeugnisse einer Kultur von Jägern und Sammlern in Schottland aus der Zeit um 12.000 v. Chr.

Dr. Karen Wicks von der Universität Reading inmitten der vierbeinigen „Hilfsarchäologen“.

Die Schweine wurden von ihrem Besitzer gezielt an die schottische Küste geführt, um den dort unkontrolliert wachsenden Farn zu beseitigen. Während ihrer „Arbeit“ in dem Ort Rubha Port an t-Seilich legten die hungrigen Vierbeiner Artefakte und Werkzeuge frei, die auf den ersten Blick erkennbar sehr alt waren.

Eines der gefundenen Artefakte aus der letzten Eiszeit.

Wie alt genau, stellten die herbeigerufenen Archäologen Prof. Steve Mithen and Dr. Karen Wicks von der Universität Reading fest: Sie untersuchten die Tierknochen, Geweihfragmente, Spatel und Werkzeuge aus Kristallquarz und stellten fest, dass diese um 12.000 v. Chr. datieren. Damit muss die Chronologie der frühesten Besiedelung dieser Gegend, der Isle of Islay, neu geschrieben werden. Bislang ging man nämlich davon aus, dass sich die ersten Menschen hier um 9.000 v. Chr. niederließen, also am Ende der letzten Eiszeit.

Landbrücke zwischen Festland und Britannien – Doggerland und Doggerbank. Vergleich der geographischen Situation im Jahre 2000 zu den späten Jahren der Weichsel-Würm-Eiszeit. Foto: Juschki / https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.de

Nun aber steht fest, dass schon 3.000 Jahre früher Siedler vom europäischen Festland über die Doggerbank nach Schottland zogen. Die Zurichtung der Werkzeuge lässt darauf schließen, dass sie von Vertretern der sog. Ahrensburger Kultur oder der Hamburger Kultur gefertigt wurden. Diese Rentierjäger lebten im heutigen Nordeuropa der ausgehenden Altsteinzeit, von ca. 13.700 bis ca. 9.600 v. Chr. Da am neu entdeckten Fundort in Schottland nur eine Feuerstelle, doch keine feste Siedlung rekonstruiert werden kann, gehen die Experten davon aus, dass die Jäger in den Sommermonaten mit Booten durch Flüsse und Marschen bis zur britischen Insel kamen. Dort jagten sie und schlugen temporäre Lager auf wie eben jenes in der Isle of Islay.

Der Fund ist nicht weniger als eine Sensation, die Finder dagegen gaben sich betont bescheiden. Mehr als ein wenig Farn verlangten sie nicht für ihre aktive Grabungshilfe.

Unser Dank geht an Dr. Karen Wicks, Universität von Reading/UK, für die Bereitstellung von Fotomaterial. Zur Homepage der Universität kommen Sie hier.

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